Bauerndemonstrationen neben Berlin auch im gesamten Westerwald
Von Wolfgang Tischler
In Berlin wurden heute 8.600 Traktoren von der Polizei gezählt. Die Zahl der Demonstranten wird mit 40.000 angegeben. Doch nicht nur in Berlin wurde demonstriert. Auch im Westerwald wurden am Dienstagabend (26. November) von Landwirten Mahnfeuer angezündet, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen.
Dierdorf. Die Kuriere haben die Veranstaltung in Dierdorf, stellvertretend für eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen, wie zum Beispiel in Roßbach/Wied, Mittelhof oder Irmtraud, besucht. In Dierdorf an dem Parkplatz am Hallenbad, an der vielbefahrenen Bundesstraße 413, waren rund 150 Menschen mit etwa 40 Traktoren zusammengekommen. Ein riesiges Feuer wurde entzündet und die Traktoren hatten ihre gelben Rundumleuchten eingeschaltet. Von der Bundesstraße aus konnte die Demonstration gut wahrgenommen werden.
Dominik Ehrenstein aus Dierdorf hatte die Demo in Dierdorf organisiert. Er sprach zu den Anwesenden und meinte: „Die Landwirte haben es satt, sich weiterhin gängeln und beschimpfen zu lassen. Unserem Berufsstand wird keine Wertschätzung mehr entgegengebracht.“ Es gebe immer neue Vorschriften und Auflagen. „Von meinen sieben Arbeitstagen in der Woche verbringe ich zwei Tage am Schreibtisch. Dies steht in keinem Verhältnis mehr“, erklärt er gegenüber dem NR-Kurier. Hella Holschbach, die Vorsitzende der Landfrauen im Kreis Neuwied meinte: „Wir stehen voll hinter unseren Landwirten und unterstützen sie.“ Beide hätten sich gewünscht, dass auch Verbraucher gekommen wären, um sich aus erster Hand zu informieren.
Bauern fühlen sich als Prügelknaben
Der Ärger der Bauern geht tief. Sie fühlen sich an den Pranger gestellt. Den sachlichen Dialog gibt es nicht. „Es wird über unsere Köpfe hinweg entschieden“, sagte ein Teilnehmer. Die aktuell geplanten Restriktionen der verschiedenen Art werden zwangsweise zu Einnahmeverlusten führen. Die Bauern wollen gehört werden und wollen in Entscheidungen einbezogen werden. Es finde kaum noch ein sachlicher Dialog statt, so die Kritik.
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Der Preisdruck ist enorm
Der Verbraucher schätze nicht die vor Ort erzeugten Lebensmittel. In den Supermärkten zählt oft nur der Preis, Qualität sei zweitrangig. Hier machen den Landwirten die Importe zu schaffen. In anderen Ländern herrschten oft nicht so strenge Vorschriften, war die Meinung bei der Demo. Als Beispiel wurde genannt, dass ein Kilo Kartoffeln aus Ägypten nur 40 Cent koste. Das Mercosur-Handelsabkommen gefährdet durch Billigpreise importierter Waren, die Versorgung mit sicheren, qualitativ hochwertigen und geprüften Lebensmitteln aus der Region. Die vier Mercosur-Staaten sind Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay.
Was wollen die Bauern
Vielen Landwirten sind die Umweltschutzmaßnahmen zu pauschal, die ihnen übergestülpt werden. Glyphosat werde zum Beispiel nur noch punktuell eingesetzt. „Wir rufen zu Tisch - miteinander reden, statt übereinander: Wir fordern Verhandlungsgespräche zwischen Landwirten, den beiden Bundesministerinnen für Landwirtschaft sowie Umwelt, Julia Klöckner und Svenja Schulze, sowie den führenden und verantwortlichen NGOs (Nichtregierungsorganisationen)“, ist die Forderung der protestierenden Bauern. Sie wissen auch, dass es keine einfachen Lösungen gibt, sind aber sicher, dass gemeinsam man sicherlich einiges für den Umwelt- und Klimaschutz leisten kann. Dabei hat der Verbraucher ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Denn der Markt und die Produzenten passen sich immer der Nachfrage an. (woti)
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