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Wege und Irrwege der Armutsbekämpfung
„Verdrängt und verharmlost? Armut in einem reichen Land“ - mit diesem Thema beschäftigt sich Armutsforscher Professor Dr. Christoph Butterwegge bei einer Vortragsveranstaltung am Freitag, 25. Juni in Montabaur. Dazu laden das „Forum Soziale Gerechtigkeit“ und die Friedrich-Ebert-Stiftung gemeinsam ein. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Bürgerhalle im Rathaus (Zugang von der Fußgängerzone „Großer Markt“).
Westerwaldkreis. Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland vertieft sich. Obwohl das Gesamtvermögen nie größer war, sind auch im Westerwald immer mehr Menschen auf den Besuch von „Tafeln“ angewiesen. Allein in den Verbandsgemeinden Wirges und Montabaur sind zwischen 400 und 500 Personen auf die Unterstützung der Ausgabestelle in Montabaur angewiesen.
13 Prozent der Menschen in Deutschland gelten als arm, weitere 13 Prozent der Bevölkerung werden nur durch sozialstaatliche Leistungen vor dem Fall unter die Armutsgrenze bewahrt. Besonders alarmierend: Auch immer mehr Menschen mit Arbeit drohen in die Armut abzurutschen. „Armut in Deutschland“ avancierte von einem Tabu‑ zu einem Topthema in den Medien und nicht zuletzt in den Talkshows: Die Wirkung der sogenannten „Hartz“-Gesetze, die Benachteiligung von Kindern und Familien, der Zerfall der Mittelschicht und die Angst vieler Menschen vor dem sozialen Absturz sind allgegenwärtig.
Der Referent des Informationsabends, Prof. Dr. Christoph Butterwegge, einer der renommiertesten deutschen Armutsforscher, fragt nicht nach den individuellen, sondern nach den gesellschaftlichen Entstehungsursachen von Armut sowie danach, wie die gut verdienenden und reichen Gruppen der Gesellschaft mit denjenigen umgeht, die sie selbst an den Rand drängen oder sozial ausgrenzen. Außerdem wirft er einen Blick auf Wege und Irrwege der Armutsbekämpfung.
In einem Beitrag zur Sozialpolitik von „Schwarz-Gelb“ mit dem Titel „Wachstums‑ oder Reichtumsförderung?“ schreibt Prof. Dr. Butterwegge unter anderem: „Höchstens finanzpolitische Alchimisten und hartnäckige Lobbyisten verbreiten die Illusion, man brauche nur die „Leistungsträger“ steuerlich entlasten, um die Wirtschaft zu stimulieren, Wachstum zu generieren und am Ende das Steueraufkommen zu maximieren. In Wahrheit ist es genau umgekehrt: Eine Anhebung der Transferleistungen für sozial Benachteiligte wäre nicht bloß gerechter, sondern auch ökonomisch sinnvoller, weil diese das zusätzliche Geld in den Alltagskonsum stecken und damit die Binnenkonjunktur beleben würden, statt es zu sparen oder neue Spekulationsblasen auf den Finanzmärkten zu produzieren.“ (Quelle: Homepage von Prof. Dr. Christoph Butterwegge)
Satirisch-unterhaltsam auf den Punkt gebracht und umrahmt wird der Vortrag mit ans aktuelle Tagesgeschehen angepassten Ausschnitten aus dem Programm „Armes Deutschland!“ des Kabarettisten Uwe Spinder aus Stuttgart. In das Thema einführen wird Rolf Mantowski als Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung Rheinland-Pfalz/Saarland. Moderiert wird die Veranstaltung von Uli Schmidt vom Forum Soziale Gerechtigkeit.
Der Abend klingt aus bei einem kleinen Imbiss und der Möglichkeit, im persönlichen Gespräch die Thematik weiter zu vertiefen. Weitere Infos bei Stephanie Heppe r, Tel. 06131⁄96067–12, Stephanie.Hepper@fes.de . Alle Veranstaltungen des Forums Soziale Gerechtigkeit werden immer unter www.a-pro-pos.net und künftig auch in der neuen Internet-Zeitung für den Westerwaldkreis, dem „WW-Kurier“ (www.ww-kurier.de) angekündigt.
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