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Nachricht vom 08.06.2010    

Polizei: Beim Jubel nicht über die Stränge schlagen

Das Polizeipräsidium in Koblenz mahnt im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika die Fans des runden Leders, bei allem Jubel über das Ereignis Rücksichtnahme, Toleranz und Verständnis nicht zu vergessen.

Koblenz. Am kommenden Wochenende ist Anpfiff für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika – das Sommermärchen kann beginnen und die deutsche Mannschaft ist (hoffentlich möglichst lange) mit dabei. Seit Wochen schon steigt das Stimmungsbarometer bei den Fußballfans und solchen, die noch welche werden wollen. Kaum jemand kann sich dem Thema Fußball entziehen, ob er will oder nicht. Doch was für die einen Anlass zum Jubeln und Feiern ist, mag bei anderen nur Kopfschütteln verursachen.

Mehr oder weniger lange Autokorsos werden sich permanent hupend durch die Innenstädte winden und wildfremde Menschen werden sich jubelnd in den Armen liegen – im Falle deutscher Siege sicher etwas ausgiebiger. Auch die Spiele einiger anderer Nationen mit großem bzw. emotionsstarkem Fanpotenzial in der ansässigen Wohnbevölkerung dürften nicht gänzlich ohne Jubelfeiern abgehen.

Auch wenn für viele ein Grund zu ausgelassener Freude gegeben sein mag, bittet die Polizei, die berechtigten Interessen der betroffenen Anwohner sowie aller Mitbürgerinnen und Mitbürger, die durch die Feiern Einschränkungen hinnehmen müssen, zu berücksichtigen. “Ebenso klar ist, dass elementare Aspekte der Verkehrssicherheit nicht zu kurz kommen dürfen”, so die Polizei. Angesichts der Feierlaune weist das Polizeipräsidium in Koblenz deshalb auf entsprechende Auswirkungen nach dem Abpfiff hin und stellt ein paar grundlegende Spielregeln auf:

Autofähnchen und –fahnen

Sie wehen wieder und ihre Zahl im Straßenbild wächst täglich. Für die Verwendung von Fan-Fahnen gilt:

Die Befestigungsvorschriften des Herstellers sind unbedingt einzuhalten.
Die feste Anbringung vor jeder Fahrt erneut prüfen.
Der Fahrer darf durch die Fähnchen nicht in der Sicht behindert werden.
Geschwindigkeitshinweise des Herstellers auf jeden Fall einhalten.

Grundsätzlich gilt: Für längere Fahrten auf Bundesautobahnen oder Kraftfahrstraßen sind die Fähnchen in der Regel weder geeignet noch gedacht. Vor solchen Fahrten die Fähnchen also auf jeden Fall abnehmen. Bei einem Unfall oder Schadensfall durch abreißende Fähnchen haftet der Autofahrer.

Was für Fähnchen gilt, ist auch bei allen anderen an Fahrzeugen angebrachten Anbauteilen zu beachten. Sie…

dürfen den Fahrer nicht in seiner Sicht- und Bewegungsfreiheit einschränken.
dürfen Passanten und andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährden oder über Gebühr behindern.
müssen den allgemeinen Ausrüstungs- und Zulassungsbestimmungen für die jeweilige Fahrzeugart entsprechen.



Autokorsos

...machen Spaß und verbreiten gute Stimmung, sind aber nicht ungefährlich: Im Verlauf der EM-Endrunde 2008 haben sich im Bereich des Polizeipräsidiums Koblenz (mindestens) sechs Verkehrsunfälle im Rahmen von Jubelkorsos ereignet; dabei wurden mindestens drei Menschen verletzt. Deshalb gilt:

Die Verkehrsregeln und -zeichen sind auch während eines Korsos nicht außer Kraft gesetzt!
Zur Natur eines Korsos gehört eine geringe Geschwindigkeit, i.d.R. Schrittgeschwindigkeit.
Auseichenden Sicherheitsabstand einhalten und anschnallen – die Gurtpflicht gilt auch in bzw. während Autokorsos!
Nicht aus Fenstern hinauslehnen oder -hängen!
Keine „Fahrgäste“ im Kofferraum, auf dem Dach oder der Motorhaube!
Keine Flaschen, Gläser, u.ä. aus den Fahrzeugen halten oder gar werfen!
Fahnen, Banner, Schals, etc. dürfen den Fahrer nicht in seiner Sicht beeinträchtigen!
Der Korso hat an Ampeln und Kreuzungen keine „eingebaute Vorfahrt“!
Mit unbedachtem Verhalten von Fußgängern und Passanten rechnen!
Auf Zeichen und Weisungen der Polizei achten!
Ohnehin klar ist natürlich: Alkohol und Drogen sind ein absolutes Tabu!

Wenn dann noch die zeitliche Dauer, insbesondere nach den Abendspielen, in vertretbarem Rahmen bleibt, ist schon viel erreicht.

Jubelfeiern

...gehören natürlich ebenfalls zu einer Fußball-WM. Hier gilt:

Auf befahrenen Straßen feiern und tanzen ist höchst gefährlich!
Kreuzungen und Zufahrten für Rettungsfahrzeuge und Linienbusse müssen jederzeit frei bleiben!
Die Regeln zur Nachtruhe sind nicht außer Kraft gesetzt und die Toleranz der betroffenen Anwohner hat berechtigte Grenzen!
Wer in der Öffentlichkeit feiert, muss auch aufräumen – oder erst gar keinen Dreck machen: Glasscherben auf Straßen und Gehwegen, umherfliegender Unrat aller Art und Urinlachen in Hauseingängen und Vorgärten sind auch mit hochfliegenden Emotionen nicht zu rechtfertigen.

Die Polizei bringt es folgendermaßen „auf den Punkt“: „Wir sind (fast) alle Fans des Fußballs und der deutschen Mannschaft und drücken ihr fest die Daumen. Aber gerade beim Feiern ist von allen Beteiligten eine gute Portion Toleranz und Fingerspitzengefühl gefragt.“

Wenn diese tragenden Säulen menschlichen Zusammenlebens beherzigt werden, ist die Freude am Ende umso größer – und zwar ebenfalls für alle!



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