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Westerwald-Querbahn feiert 100-jähriges Bestehen
In diesem Jahr feiert die Westerwaldquerbahn ihr 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Grund veranstalten der Gewerbeverein Wallmerod, die Westerwälder Eisenbahnfreunde 44 508 und die Interessengemeinschaft Westerwald-Querbahn (IWQ) am Sonntag, 13. Juni, einen Festtag, bei dem Rückblick, Information und das gesellige Beisammensein im Vordergrund stehen.
Wallmerod / Westerburg. Die Westerwälder Eisenbahnfreunde 44 508 veranstalten auf dem Gelände des Erlebnisbahnhofs Westerwald (hinter dem Bahnhof Westerburg) einen „Tag der offenen Tür“, bei dem auch für das leibliche Wohl gut gesorgt wird. Außerdem wird „Rumpelchen“ für die kleinsten Besucher seine Runden drehen und für Kurzweil sorgen.
Ein historischer Schweizer Postbus, der von Jedermann genutzt werden kann, bietet die Möglichkeit zur Fahrt nach Wallmerod, wo der Gewerbeverein ein Fest rund um den alten Bahnhof veranstaltet. Wer den Rad- und Wanderweg nach Wallmerod nutzen möchte, der kann auch bequem mit dem Postbus zurückfahren, dieser bietet auf einem Anhänger die Mitnahme von Fahrrädern an.
Ideengeber für das Fest in Wallmerod ist der Vorsitzende des Gewerbevereins Wallmerod, Detlef Sturm, der seit 1966 im alten Bahnhof wohnt. Rund um dieses Gebäude soll an diesem Tag ein abwechslungsreiches Programm stattfinden. Ab 11 Uhr wird eine Diesellok mit Personenwagen für Pendelverkehr zwischen Wallmerod und Montabaur sorgen. Die rund 50 Jahre alten Wagen und das mit historischen Uniformen bekleidete Zugpersonal laden somit auch zu einer kleinen Zeitreise ein. Zusteigemöglichkeiten gibt es bereits ab Betzdorf. Auch in Moschheim, Niederahr und Meudt können Schaulustige das Spektakel verfolgen und ebenfalls zusteigen.
Rund um den Bahnhof Wallmerod ist eine umfangreiche Ausstellung von historischen Lastkraftwagen, Bussen, Traktoren und Motorrädern vorgesehen. Live-Musik und kulinarische Köstlichkeiten laden zum Verweilen ein. Ab 13 Uhr wird Landrat Achim Schwickert die Veranstaltung offiziell und feierlich eröffnen.
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Zur Geschichte der Westerwald-Querbahn: Vor 175 Jahren, am 7. Dezember 1835, zog Deutschlands erste Dampflokomotive neun Waggons von Nürnberg nach Fürth. Sie fuhr mit einer Geschwindigkeit von rund 30 Stundenkilometern. Auch wenn das für damalige Verhältnisse enorm war, kann man heute darüber lächeln. Das besondere Ereignis zog tausende Schaulustige an. Das Militär musste die Leute davon abhalten, auf die Gleise zu rennen, um die Bahn zu berühren oder ein Souvenir von der Lok namens Adler abzuschrauben.
Fast ein halbes Jahrhundert später wurde die Unterwesterwaldbahn von Engers über Siershahn und Montabaur nach Limburg gebaut. Die Eröffnung wurde am 30. Mai 1884 in Montabaur mit einem großen Fest gefeiert. Am 1. Oktober 1886 wurde die Teilstrecke Hadamar – Hachenburg der Oberwesterwaldbahn eröffnet. Der preußische Landtag beschloss am 6. Juni 1905 per Gesetz den Bau einer Bahnlinie von Westerburg nach Montabaur.
Die Westerwaldquerbahn ist eine 74,3 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, die von Herborn über Driedorf, Fehl-Ritzhausen und Westerburg nach Montabaur führte und die die Ober- mit der Unterwesterwaldbahn verband. Am 16. Juli 1907 fand die Eröffnung der Strecke Herborn - Westerburg und am 1. Juni 1910 das Teilstück Westerburg – Montabaur statt. „Damit wurde das Leben der Menschen in unserer Region total auf den Kopf gestellt“, erzählt Autorin Barbara Krekel aus Wallmerod, die sich mit diesem Thema intensiv beschäftigte. Ihr Buch „Endstation Bahnhof Wallmerod“ wird während der Feierlichkeiten erstmals vorgestellt.
„Fachliche Publikationen gibt es bereits einige, doch diesmal sollen die Auswirkungen und Hintergründe in Bezug auf das Leben unserer Vorfahren beleuchtet werden“, so Krekel. So beschäftigt sich ihr Buch z. B. auch mit den italienischen Gastarbeitern, die die Bahnstrecke bauten, den Bauern, die ab dieser Zeit neben der Landwirtschaft auch in den Steinbrüchen und Tongruben ihr Geld verdienten, und dem damit verbunden Aufschwung.
Am 30. Mai 1981 wurde der Personenverkehr auf der Strecke Montabaur – Rennerod eingestellt. Am 23. Spetember 1983 folgte die Einstellung des Güterverkehrs auf der Strecke Wallmerod – Westerburg. Seit dem 19. April 1995 ist die unter Denkmalschutz stehende Hülsbachtalbrücke, die schon fast 100 Jahre lang das Bild der Stadt Westerburg prägt, gesperrt. Das Teilstück Wallmerod – Montabaur ist aufgrund des Tontransports noch immer in Betrieb.
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