Klöckner-Kampagne: Wie sieht das Leben der #Dorfkinder aus?
Bundesagrarministerin Julia Klöckner will mit einer neuen Kampagne Aufmerksamkeit auf das Leben der Menschen im ländlichen Raum richten. Der dazugehörige Hashtag #Dorfkinder lenkt den Blick auf die Menschen, die Tag für Tag daran mitwirken, Dörfer und Landgemeinden mit Engagement, Ideen und Leidenschaft voranzubringen. In sozialen Netzwerken erntet die Ministerin dafür Spott, denn sieht so das Leben der Menschen auf dem Land wirklich aus?
„#Dorfkinder haben den Dreh raus, #Dorfkinder bringen neues Leben in alte Mauern, #Dorfkinder behalten das ganze Team im Blick. #Dorfkinder leben gerne in ihrem Dorf, sind verbunden mit ihrer Region und sind stolz auf ihr Zuhause. #Dorfkinder packen an, setzen sich ein, bewegen etwas, probieren Neues aus, um das Leben auf dem Land noch attraktiver zu machen“ – so stellt sich Bundesagrarministerin Julia Klöckner offenbar das Leben auf dem Land vor. Die Kampagne des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft soll „positive Beispiele und innovative Ansätze der ländlichen Entwicklung“ unterstreichen, Klöckner will ein „Bekenntnis zum Land“ abgeben und die Menschen in Deutschland dazu einladen, ihr eigenes Engagement unter dem Hashtag #Dorfkinder in sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook oder Instagram sichtbar zu machen, wie es auf der Seite des Ministeriums heißt.
Doch in den sozialen Netzwerken hagelt es in erster Linie Spott und Kritik für die Kampagne. Leben auf dem Land bedeute vor allem schlechte Infrastruktur, schlechtes Internet und schlechte Perspektiven, so der Tenor – was zum Teil auch von den Menschen auf dem Land so bestätigt wird. Auf dem Land werde außerdem zu viel gesoffen und es gebe Probleme mit Rechtsextremismus sind weitere Punkte, die Menschen auf mit dem Landleben verbinden. Die „Dorfkinder“ selbst wehren sich gegen Vorurteile und weisen auf die positiven Seiten des Landlebens hin, bringen aber auch ihre eigene Kritik an.
Klöckner selbst sieht die Debatte übrigens als einen „Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen.“
#Dorfkinder wissen nichts von dieser Kampagne, weil sie 2020 immer noch kein Internet haben. https://t.co/XJkCLzsQlG
— Hannes (@HRehburg) January 20, 2020
Wie #dorfkinder die Kampagne sehen: pic.twitter.com/AxnCGum1N7
— Clara Nathusius (@CNathusius) January 20, 2020
Dorfkinder hätten gerne einen vernünftig ausgebauten ÖPNV, Dorfkinder wollen 4G an jeder Milchkanne, Dorfkinder brauchen mehr Kulturangebote u insbesondere queere Dorfkinder wünschen sich mehr Akzeptanz und Möglichkeiten zur freien Entfaltung anstatt dumme Sharepics. #Dorfkinder https://t.co/DNs0lUhkLx
— Lasse Rebbin (@lasse_rebbin) January 20, 2020
Die #Dorfkinder hier gehen heute im Sonnenschein rodeln, ganz ohne Smog übrigens. pic.twitter.com/tySZRJES72
— Don Alphonso (@_donalphonso) January 21, 2020
#Dorfkinder vorhin auf dem Weg zum Brötchenholen. pic.twitter.com/cMQ2kQuEKx
— Elmar Redemann (@ERedemann) January 21, 2020
Verblüffend, wie viele "Stadtkinder" ohne Scheu ihre dämlichsten und primitivsten Vorurteile gegenüber "Dorfkindern" rausposaunen.
— Shlamazzl ☄ (@shlamazzl) January 21, 2020
Sie werden es vielleicht nicht gerne hören, aber den Dorfkindern sind die Stadtkinder dagegen völlig egal ... #Dorfkinder pic.twitter.com/5XGe1GcxLD
Was viele #Dorfkinder sich von der Politik wünschen:
— Jens Clasen (@jenshealthde) January 20, 2020
- gute ÖPNV-Anbindung
- anständiges Breitband-Internet
- Schulen, Schwimmbäder, überhaupt: Infrastruktur
Was Dorfkinder von der Politik bekommen:
- bunte Sharepic-Bilder-Kampagne, die sie zu glücklichen Klischees verklärt
Ja, wir #Dorfkinder sind schon ganz cool. Aber lieber als hippe Share Pics sind uns schnelles Internet, funktionierender ÖPNV, ne gute Ärzteversorgung und ordentliche Freizeitangebote. https://t.co/T1zZla75fL
— Lars Klingbeil 🇪🇺 (@larsklingbeil) January 20, 2020
Ein kleiner Vorschlag zur Güte.
— Noar Glem (@GlemKultur) January 20, 2020
Anstelle uns in #Dorfkinder und Stadtmenschen einzuteilen und irgendwelche blödsinnigen Unterschiede zu suchen, sollten wir vielleicht Gemeinsamkeiten finden und uns mal wieder bewusst werden, dass wir sowieso alle unter einem Dach leben.
Unsere #Dorfkinder-Kampagne hat heute viel Aufmerksamkeit bekommen.
— Julia Klöckner (@JuliaKloeckner) January 20, 2020
Das ist gut so, weil es mir ein großes Anliegen ist, dass das Leben auf dem Land attraktiver wird.
Ich hoffe, die Debatte von heute ist ein Anstoß für uns alle, um bestehende Probleme auf dem Land anzugehen.
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