Frisch auf den Tisch: Gesundes Essen für Kinder
Modellprojekt: Umfassende Verpflegungskonzepte für die städtischen Kitas und die Ganztagsschulen der Verbandsgemeinde Montabaur. Viel Obst, Gemüse und Ballaststoffe, Fisch und Fleisch in Maßen, möglichst wenig Zucker und Salz: Kinder und Jugendliche sollen von klein auf frisches und hochwertiges Essen bekommen, damit eine gesunde Ernährung zur Selbstverständlichkeit wird.
Montabaur. In Montabaur haben jetzt der Stadtrat und bereits Ende 2019 die Gremien der Verbandsgemeinde (VG) die Weichen dafür gestellt. Für die kommunalen Kitas in der Stadt und die Ganztagsschulen in Trägerschaft der VG sind erstmals Verpflegungskonzepte beschlossen worden, die umfassend alle Aspekte von Einkauf, Zubereitung und Verzehr umfassen.
Damit geht man im Westerwald mit gutem Beispiel voran. Die Stadt als Kita- und die VG als Schulträgerin wurden von der rheinland-pfälzischen Vernetzungsstelle für Kita- und Schulverpflegung - angesiedelt beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel (DLR) - als Modellkommune ausgewählt für das Projekt Kita- und Schulessen - Die gesündere Wahl erleichtern. Eine Projektleiterin des DLR und zwei externe Beraterinnen trafen sich in Montabaur mehrmals mit Verantwortlichen an „runden Tischen“, nahmen Wünsche und Anregungen mit und informierten sich über Bedingungen und Besonderheiten der einzelnen Einrichtungen. Koordiniert haben die Konzepterstellung Regina Stahlhofen und Kristina Wüst von der Schul- und Kitaverwaltung der VG. Das Resultat der intensiven Arbeit sind zwei maßgeschneiderte Verpflegungskonzepte – eines für die Kindertagesstätten und eines für die Schulen. Im Fokus steht jeweils das Mittagessen, bei den Kitas werden Frühstück und Nachmittagssnack mit einbezogen.
In den Genuss des neuen Verpflegungskonzepts kommen die vier kommunalen Kitas Himmelfeld, Sonnenschein, Peterstor – hier wird selbst gekocht - und Löwenzahn (Elgendorf), wo das Essen von einem Spezialanbieter tiefgekühlt geliefert, an Ort und Stelle erhitzt und durch frische Kost ergänzt wird. Die Stadt möchte im nächsten Schritt auch die kirchlichen Kitas ins Boot holen und hat dafür bereits Gespräche vereinbart.
Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland freut sich, dass der Stadtrat diesen Leitfaden für die Kitas in seiner jüngsten Sitzung einstimmig verabschiedet hat: „Die Weichen für eine gesunde Ernährung können nicht früh genug gestellt werden. Gerade in den ersten Lebensjahren bilden sich Muster und Gewohnheiten, die später nur schwer zu durchbrechen sind. Ein Kind, das mit Chips und Schokolade belohnt wird und die Pizza als gängige Mahlzeit kennt, wird sich später nur schwer davon überzeugen lassen, dass auch Obst, Gemüse und Nüsse lecker sind.“
Doch es geht längst nicht nur um die ausgewogene Ernährung. Geregelt werden auch Einkauf und Abrechnung, die Aufgaben der Hauswirtschaftskräfte, das Ausarbeiten der Speisepläne, die Nutzung der Küchen, die Art und Weise der Zubereitung, Essenszeiten, die Größe der Portionen, die Essensausgabe bis hin zum Kompostieren von Speiseresten. Eine große Rolle spielt die Hygiene. Gabi Wieland zeigt sich beeindruckt: „Bei diesem Konzept ist wirklich an alles gedacht. Es zeigt, wie viel zu einer guten Mahlzeit dazu gehört. Dies ist nicht zuletzt die Tischkultur: Die Kinder erfahren, dass es gemeinschaftsstiftend ist, zusammen zu essen. Und sie lernen, sowohl mit den Lebensmitteln als auch miteinander gut umzugehen.“
Möglichst viel Bio und Saisonales, gute Qualität und ein ausgewogener Mix aus Getreide, Kartoffeln, Obst, Milch(produkten), Käse, Eiern, Fleisch, Wurst und Fisch. Gesunde Öle und Fette. Ungesüßte Getränke. Immer ein vegetarisches Angebot: Es gilt vieles zu berücksichtigen, und die Vorschläge und Richtlinien füllen etliche Seiten. Und doch zeichnet sich ab, dass die Praxis gar nicht so kompliziert wird. Die Kitas haben keine Vorgaben für den Einkauf der Lebensmittel und organisieren ihn in Eigenregie bei mehreren Lieferanten oder Bauern. Guido Göbel, der das Projekt als Fachbereichsleiter der VG begleitet hat, kann ein positives Fazit ziehen: „Jede Kita hat die für sie passende Lösung gefunden. Insgesamt herrscht bei den Eltern eine hohe Zufriedenheit mit dem Essen.“
Diese Zufriedenheit dürfte nun noch wachsen. Denn der Stadtrat hat auch einheitliche Preise beschlossen. 2,50 Euro kostet das Mittagessen künftig in den städtischen Kitas. Schon jetzt nehmen die allermeisten Kinder am Mittagstisch Platz; versorgt werden knapp 300 Jungen und Mädchen im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren - Tendenz steigend. Die Stadt trägt die Kosten für Personal und Ausstattung der Frischkostküchen. Alle Beteiligten sind sich jedoch einig, dass dieses Geld gut investiert ist. Es kommt den Kindern und damit der Zukunft Montabaurs zugute.
Schon im November vergangenen Jahres haben die Gremien der VG einstimmig das Verpflegungskonzept für die Ganztagsschulen in VG-Trägerschaft beschlossen. Davon profitieren die Freiherr-vom-Stein-Realschule plus in Nentershausen und die Heinrich-Roth-Realschule plus in Montabaur sowie vier Grundschulen: die Joseph-Kehrein-Schule Montabaur, die Waldschule Montabaur-Horressen, die Augst-Schule Neuhäusel und die Pfarrer-Toni-Sode-Schule Nentershausen. Hier erfolgt die Verpflegung über spezialisierte Catering-Unternehmen. Das Verpflegungskonzept ist die Grundlage für die öffentliche Ausschreibung dieser Dienstleistung. Der Preis für ein Mittagessen in der Schule ist VG-weit geregelt und liegt bei 3,50 Euro. Rund 690 Schüler nehmen das Angebot täglich wahr.
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