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Nachricht vom 11.02.2020    

Humorvoll, tiefsinnig und messerscharf

Michael Feindler schaut genauer hin, als man es von anderen seines Metiers gewohnt ist. Sein Auftritt im voll besetzten Stadthaus Selters bewegt die Gäste, die zwischen Sprachlosigkeit und Lachen gebeutelt werden. Der Kabarettist geht unter die Oberfläche und hinterfragt vieles, auch sich selbst.

Michael Feindler deckt spielerisch die Machenschaften der Gesellschaft auf. Fotos: Eckhard Schneider

Selters. In seinem Programm „Ihr Standort wird berechnet“ bezieht Michael Feindler das Publikum ein und veranschaulicht so Mechanismen und Machenschaften unserer Gesellschaft, etwa durch das einfache Beispiel eines Gartenbesitzers, der einem logischen Weg folgend zum Ausbeuter wird. Er entlarvt perfide und falsche Argumentationen, zeigt den Unsinn extremer und nicht differenzierter Meinungen auf und ist genervt von hohlen Phrasen, wonach es beispielsweise ständig „5 vor 12“ sei. Er gibt sich nicht zufrieden mit einer zunächst erfreulichen Statistik zum Rückgang der Armut, sondern analysiert diese und mutet dem Zuhörer Details zu.

Hier blickt der studierte Politik- und Kommunikationswissenschaftler hinter dem Kabarettisten hervor. Charmant konfrontiert er das Publikum mit gut recherchierten Fakten und lässt das Bissige der Realsatire stehen, etwa beim drei jahrzehntelangen Scheitern der Klimapolitik.

Immer wieder erzählt er respektvoll von seinem Opa, der manches in der heutigen Zeit nicht versteht. Einen Veggie-Day gab es früher fast jeden Tag und auf Plastiktüten musste er auch nicht verzichten, es gab keine. Feindler redet über Verbote, die wir alle nach kurzer Zeit für sinnvoll erachten. „Niemand wünscht sich mehr, dass der Nachbar im Restaurant raucht oder Lehrer unsere Kinder schlagen dürfen. Und wenn wir morgen alle Autos aus den Innenstädten verbannten, würden wir in zehn Jahren nicht mehr wissen, was sie da zu suchen hatten“.



Michael Feindler singt von Revolution und das Publikum singt kräftig mit. Er schildert, wie es zum Rebound-Effekt kommt, bei dem der Energieverbrauch größer wird, weil die effizienteren Geräte mehr eingesetzt werden. Er wird bissig, wenn er sich ausmalt, wie man mit einem U-Boot Kreuzfahrtschiffe versenken und so für den Klimaschutz tätig sein könne. Aber die größte Kraft haben seine Gedichte. Mit seinen Versen trifft er die Herzen der Zuhörer. Das Forum Selters begann mit Michael Feindler das Veranstaltungsjahr mit einem echten Höhepunkt. (PM)


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