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Kirchenvertreter trafen sich am "Runden Tisch"
Am "Runden Tisch" trafen sich jetzt evangelische Kirchenvertreter der Gemeinden Gemünden, Westerburg und Willmenrod. Ziel des Gespräches war, die Zukunftsperspektiven der drei Kirchengemeinden abzustecken.
Willmenrod. Kürzlich trafen sich erstmals die Kirchenvorsteher der evangelischen Gemeinden Gemünden, Westerburg und Willmenrod im Willmenroder Martin-Luther-Haus, um am "Runden Tisch" über die Situation und Zukunft der drei Kirchengemeinden zu sprechen.
Bei dem Treffen handelte es sich schon um ein gewisses historisches Ereignis, schließlich war es die erste Zusammenkunft dieser Gremien, die sich über Gemeindegrenzen hinweg zusammenfanden, um die Situation ihrer drei Kirchengemeinden zu betrachten und darüber nachzudenken, wo und wie in Zukunft gemeinsam gehandelt werden kann. Zu dem von Pfarrerin Monika Kramer und den Pfarrern Eckehard Brandt, Thorsten Heinrich und Dr. Axel Wengenroth vorbereiteten Treffen kamen viele Repräsentanten der drei Gemeinden. Im Bewusstsein, dass es ein "Weiter so wie bisher" in den nächsten Jahren nicht geben darf, wenn die evangelischen Christen das Heft des Handelns in der Hand behalten und nicht von den sich abzeichnenden Veränderungen in Kirche und Gesellschaft überrollt werden wollen. Dies klang schon in der Andacht an, die die gastgebende Pfarrerin zusammen mit der Organistin Ute Keller aus Wilsenroth in der Kirche gestaltete. In ihrer Rede machte Pfarrerin Kramer deutlich, dass die großen Reformatoren, die auf der Willmenroder Kanzel abgebildet sind, sich in ihrer Zeit auch nicht einfach zurück lehnten und alles laufen ließen. Vielmehr gestalteten sie ihre Kirche mit Mut und Fantasie, den Erfordernissen der Zeit entsprechend um. In Bildern und Zahlen stellte Pfarrer Brandt anschließend die Gemeinden vor. Von Ailertchen und Pottum im Norden reicht das Gebiet bis Girkenroth im Süden, und von Rothenbach im Westen bis ins hessische Langendernbach im Osten. 6500 evangelische Christen leben in dieser Region. Sie feiern regelmäßig Gottesdienste in der Stiftskirche Gemünden, in der Schlosskirche Westerburg, in den Kirchen in Willmenrod und Langendernbach und im Dorfgemeinschaftshaus in Gershasen. Zwei Kindergärten (Gemünden und Westerburg) und Kindergottesdienste in allen drei Gemeinden stehen dafür, dass es auch in Zukunft evangelische Christen im "Westerburger Land" und drumherum geben wird. Doch es werden von Jahr zu Jahr weniger. Das liegt wohl weniger an der schlechten Arbeit der Pfarrer, wie Dr. Wengenroth schmunzelnd ausführte, sondern an der demographischen Entwicklung: Es sterben viel mehr Menschen als geboren und getauft werden. Bei zurückgehenden Gemeindegliederzahlen wird es in Zukunft sicher auch weniger Pfarrstellen geben. Auch wenn dies in den nächsten fünf bis zehn Jahren vielleicht noch nicht Realität wird, kann es sein, dass es schon bald durch Pensionierungen weniger Pfarrer und mehr unbesetzte Stellen in der Region geben wird. Dazu kommt, dass die finanziellen Spielräume der Gemeinden immer kleiner werden, sodass allein diese äußeren Umstände ein engeres Miteinander in der Zukunft erfordern werden.
Aber es gibt auch schon jetzt Projekte, die zeigen, wo das "Kirchturmdenken" überwunden ist: So feiern die drei Gemeinden schon seit Jahren im August einen gemeinsamen Gottesdienst am Wiesensee und dreimal kamen sie auch am 4. Advent in Stahlhofen am Wiesensee im Bürgerhaus zusammen. Nicht nur zu diesen Anlässen fanden sich auch die Kirchenchöre zusammen, sondern auch zu gemeinsamen Konzerten. Im Konfirmandenunterricht gehen Gemünden und Willmenrod schon seit einigen Jahren projektweise gemeinsame Wege, genauso in der Jugendarbeit. Dies soll in der Zukunft noch mehr werden.
Nun soll in den einzelnen Kirchenvorständen weiter über Möglichkeiten der Kooperation nachgedacht und die Ergebnisse in der nächsten gemeinsamen Sitzung im ersten Quartal 2011 eingebracht werden. Wieweit diese dann in konkretes Handeln umgesetzt werden können, wird auch mit an den Gemeindemitgliedern liegen: Werden sie - so wie ihre Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen - bereit sein, über den eigenen Kirchturm hinaus zu blicken? (upr)