Misereor Hungertuchwallfahrt hat begonnen
Erstmalig war Hachenburg der Schauplatz einer weitgehend katholisch geprägten Tradition. Und das in einer evangelischen Kirche. Die jährliche Hungertuchwallfahrt des Bischöflichen Hilfswerks Misereor hat in der Evangelischen Hachenburger Schlosskirche offiziell ihren Anfang genommen.
Hachenburg. In einem ökumenischen Gottesdienst gaben Pfarrerin Elisabeth Huhn und Diakon Michael Krämer den Pilgern den Reisesegen. Pfarrerin Huhn sprach in ihrer Predigt über den Sinn des Pilgerns und verglich es mit einer Suche. „Manchmal ist es schwer, Gott im Alltag zu finden. Doch beim Pilgern ist ganz viel Zeit für innere Einkehr“, sagte Huhn. „Auch wenn er sich auf den ersten Blick nicht finden lässt, merkt man plötzlich, dass Gott die ganze Zeit da war.“ Pfarrerin Huhn wünschte den Pilgern eine sichere und friedliche Reise und gestärkte Heimkehr.
Die Gesamtgruppe der Wallfahrer von rund 60 Personen teilt sich in vier Untergruppen auf, die in Etappen zwischen zehn und 20 Kilometern abwechselnd das Hungertuch tragen. Dies ist wie bei einem Staffellauf, auch durch die Nacht hindurch. Das rund zwei mal drei Meter große Hungertuch ist dabei das Staffelholz. Nach der gelaufenen Etappe haben die Gruppen Gelegenheit in Kirchengemeinden über das Hungertuch zu sprechen und über die Anliegen des Hilfswerks Misereor zu informieren. Die erste Etappe führte die Pilger von Hachenburg nach Bad Marienberg, wo sie in der katholischen Kirche einkehrten.
Hungertücher, oder auch Fastentücher genannt, haben in der katholischen Kirche eine lange Tradition. Die Idee ist, das Fasten in der Fastenzeit auch auf die Augen auszudehnen und die Gemeinde vom Schmuck des Altarraums durch das Hungertuch abzutrennen. Zur körperlichen Buße des Fastens kommt so eine geistliche Dimension hinzu. Der volkssprachliche Ausdruck „am Hungertuch nagen“ bezieht sich somit nicht nur auf materielle Armut. Das Tuch verbleibt im Altarraum bis zum Mittwoch der Karwoche.
Die Geschichte der Misereor Hungertuchwallfahrt nahm 1986 ihren Anfang. Im Bistum Hildesheim kam man damals auf die Idee, das Hungertuch in einer Nachtwallfahrt von Hildesheim zur Eröffnungsfeier der Fastenaktion nach Hannover zu tragen. Die Tradition der Hungertuchwallfahrt war geboren.
Das aktuelle Misereor-Hungertuch hat der Flensburger Künstler Uwe Appold entwickelt. Es steht unter dem Motto: "Mensch, wo bist du?": Mit dieser Frage sucht Gott die ersten Menschen im Paradies. Uwe Appold lädt mit dieser Frage ein, eigenen Antworten zu finden: Wo positionierst du Dich? Wofür stehst du auf? Wo zeigst du Gesicht und Zivilcourage?
Die Wallfahrer, die in Hachenburg gestartet sind, wollen am ersten Sonntag in der Fastenzeit an ihrem Ziel in Erfurt ankommen. (shg)
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