Pflegekräfte arbeiten am Limit
Von Eckhard Schwabe
MEINUNG | Das RKI (Robert-Koch-Institut) lockert die Quarantäne-Empfehlungen für medizinisches Personal. Pflegepersonal wird dringend gesucht und benötigt, macht da die Empfehlung des RKI Sinn und ist sie der richtige Weg?
Region. Am Montag, den 23. März wurde auf der Seite Ärtzeblatt.de eine Empfehlung vom Präsidenten des RKI Professor Lothar Wieler veröffentlicht. Darin wird Prof. Wieler zitiert: „Medizinisches Personal muss künftig nach engem ungeschützten Kontakt zu COVID-19-Erkrankten nicht mehr so lange in Quarantäne und darf bei dringendem Bedarf in Klinik oder Praxis arbeiten, solange keine Symptome auftreten.“ Das Ärzteblatt weiter: „Mit den neuen Empfehlungen „soll die Balance zwischen Praktikabilität und Patientenschutz gewahrt bleiben“, so Wieler. Er betonte, dass das Vorgehen möglichst mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgesprochen werden sollte und ausschließlich bei Personalmangel infrage komme.“
Innerhalb kürzester Zeit kamen zahlreiche Nachrichten von Pflegekräften:
„Es ist eine Diskriminierung unseres Berufsstandes, es wird ja eh schon nichts für uns gemacht und jetzt sollen wir noch mehr bluten?“
„Wir haben schon jetzt viel zu wenig Pflegepersonal und nun solch eine Empfehlung!“
„Wir arbeiten am Limit.“
„Die Obersten sollen mal mit auf Station, quasi vor Ort sein, beim Patienten, nicht nur im Sessel sitzen und solche Empfehlungen herausgeben.“
„Damit werden wir zu Menschen zweiter Klasse, nur wenn man uns braucht, schreit jeder nach Pflegekräften und wenn alles vorbei ist, war es das dann wieder.“
Dazu ein Kommentar von unserem Mitarbeiter Eckhard Schwabe
Auch wenn ich selbst keine Pflegefachkraft bin, so kann ich diese und weitere Meinungsäußerungen durchaus nachvollziehen. Sie schüren Ängste und Unsicherheit, gerade in dieser doch so schweren Zeit. Wir haben ein „Kontaktverbot“, sollen Menschenansammlungen meiden, soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren, doch die, die uns helfen sollen, die uns im Fall der Fälle behandeln sollen, erhalten nicht den Schutz, den wir durch unser Verhalten den anderen Mitmenschen angedeihen lassen sollen?
Persönlich sehe ich in solch einer Empfehlung durchaus Gefahren, die man nicht außer Acht lassen sollte. Die Pflegekräfte stehen jeden Tag im wahrsten Sinne an vorderster Front, um für uns alle etwas zu leisten. Was ist mit den Familien der Pflegekräfte, wird an diese nicht gedacht? Was passiert, wenn durch die Empfehlung noch weniger Personal in den Krankenhäusern, in Pflegeeinrichtungen zur Verfügung steht? Hier könnte man durchaus der Meinung sein, dass die Gefahren, die ja nun nachweislich gegeben sind, heruntergespielt werden mit solch einer Empfehlung. Jeder soll auf den anderen Mitmenschen aufpassen, sich für ihn einsetzen, indem er zu Hause bleibt, damit die Kurve der Infektionen abflacht, - nur was passiert, wenn wirklich noch mehr Pflegepersonal aufgrund von Infektionen ausfällt, wer hilft dann noch?
Wir reden alle von Solidarität, dass wir etwas tun sollen/müssen, doch wird mit solch einer Empfehlung der richtige Weg gegangen? Wir brauchen Ärzte und Pflegekräfte, denn ohne sie kann unser Gesundheitssystem nicht weiter funktionieren und wir können nicht gemeinsam diese schwere Zeit überwinden.
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