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Nachricht vom 13.07.2010    

Forum sucht nach Chancen für chancenlose Jugendliche

Bis zu 100 Westerwälder Jugendliche bleiben jedes Jahr ohne Berufsperspektive. Es sind junge Menschen, deren Leistungen nicht für den erfolgreichen Abschluss einer Lehre reichen. Ein Leben als Sozialleistungsbezieher ist dann oft schon mit 18 Jahren vorgezeichnet. Nach Ansicht des „Forums Soziale Gerechtigkeit“ darf dieser gesellschaftlich geduldete Missstand nicht länger stillschweigend hingenommen werden.

Vielen Jugendlichen fehlen eine Ausbildungsstelle und auch die Voraussetzungen zu einem erfolgreichen Abschluss.

Westerwaldkreis. Unter dem Titel „Chancen für chancenlose Jugendliche in Ausbildung und Beruf“ lädt das Forum Soziale Gerechtigkeit gemeinsam mit der Erich-Kästner-Schule Ransbach-Baumbach Beteiligte, Fachleute, Kommunalpolitiker, Jugendliche, Eltern und andere Interessenten zu einem Fachgespräch über die Situation und Perspektiven von Jugendlichen ohne Schulabschluss ein. Das Gespräch findet am Donnerstag, 26. August, um 18.30 Uhr im Gebäude der Erich-Kästner-Schule (Osterfeldstraße 25) in Ransbach-Baumbach statt.

„Auch wegen des sich abzeichnenden Fachkräftemangels können wir es uns nicht länger leisten, Jugendliche nicht fit zu machen für eine Ausbildung“, so Uli Schmidt (Horbach), Sprecher des Westerwälder Sozialforums. Betroffen seien überwiegend Jugendliche ohne oder mit schlechtem Hauptschulabschluss oder Abgänger einer Förderschule. Viele Beteiligte — von engagierten Arbeitgebern bis zu Kammern, Berufs- und Förderschulen sowie Maßnahmeträgern und Arbeitsagentur — kümmerten sich bereits um Jugendliche, deren Leistungsfähigkeit nicht für den erfolgreichen Abschluss einer Lehre ausreiche. Trotzdem fallen jährlich bis zu 100 junge Menschen durch das Netz und werden im Hinblick auf eine berufliche und gesellschaftliche Eingliederung aufgegeben.

Hintergrundgespräche mit Fachleuten, die mit benachteiligten Jugendlichen im Westerwaldkreis arbeiten, waren laut Schmidt ernüchternd. Betriebe fürchten sich vor dem bürokratischen Aufwand durch die Einstellung lernbeeinträchtigter Jugendlicher mehr als vor dem Handicap selbst. Da nütze es wenig, wenn sie vorher so fit gemacht werden, dass sie ihr Leben als Hilfsarbeiter bestreiten könnten, so der Forumssprecher. Viele werden bis zum Ende der Pflichtschulzeit in den Berufsvorbereitungsjahr–Klassen (BVJ) der beiden Berufsschulen in Montabaur und Westerburg betreut. Ein Großteil davon kommt aus einem bildungsfernen Umfeld und kann nicht abschätzen, welche Konsequenzen etwa eine Schulverweigerung hat. Nicht nur in diesen Fällen muss dann eine fehlende Ausbildungsreife bescheinigt werden.



Auf das besondere Problem der Abgänger der Förderschulen-L im Kreis macht der Leiter einer solchen Bildungseinrichtung aufmerksam: „Eine normale Ausbildung ist leider für den überwiegenden Teil der Förderschüler unrealistisch“. Für die anderen müsste verstärkt nach Alternativen gesucht werden. Ernüchternd auch die Aussage eines Berufsschullehrers: „Das BVJ muss mehr sein als eine nutzlose Warteschleife für Jugendliche die sich bisher meist nur als Versager erlebt haben“. Dies gehe jedoch nur, wenn geeignete Bildungsmaßnahmen und notwendige Sanktionen bereits im Kindesalter einsetzten und nicht erst mit 15 als Odyssee durch verschiedene Warteschleifen. Notwendig sei eine systematische Vernetzung aller Angebote im „Übergangssystem“.

Auch das „Forum Soziale Gerechtigkeit“ habe keine Patentlösung für dieses schwierige gesamtgesellschaftliche Problem, betont Schmidt. Es sei jedoch ermutigt durch eine aktuelle Studie, die auf hohe Wachstumseffekte hinweist, wenn die Zahl der „überflüssigen Risikoschüler“ entscheidend verringert wird. Ermutigend sind Projekte im Kreis, die sich dagegen stemmen, dass jährlich viele Jugendliche im Westerwald als arbeitsunfähig abgestempelt werden. Als Beispiel nennt Schmidt den „Job-Fux“ und das „Projekt Arbeit und Leben (Paul) e.V.“ in Höhr-Grenzhausen. Besonders aktiv im diesem Bereich sei die Erich-Kästner-Schule in Ransbach-Baumbach mit Projekten wie dem „Berufswahlpaten“ oder Beteiligung an dem Modell „Keine/r ohne Abschluss“.

Weitere Informationen und Kontakt per Email unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de oder Telefonnummer 0 64 39 / 90 92 27.



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