Im Einsatz für Fledermäuse im Westerwald
4.010 Fledermäuse aus zehn Arten in 68 Überwinterungsquartieren: Die Datengrundlage für die Bachelorarbeit des Studenten Niklas Kukat aus Faulbach kann sich sehen lassen. Für seinen Universitätsabschluss im Fach Bio-Geo-Wissenschaften an der Universität Koblenz-Landau hat der 24-Jährige die Erfassungsdaten von sieben ehrenamtlichen Fledermausschützern aus dem Westerwald aus 34 Erfassungsjahren zusammengetragen und wissenschaftlich ausgewertet.
Holler. 63 der seit 1985 regelmäßig ehrenamtlich kontrollierten Überwinterungsquartiere der Fledermäuse hat Kukat im Winter 2018/2019 selbst mit aufgesucht und kontrolliert. Hierbei handelt es sich vor allem um Schiefer- und Erzstollen, teils mit weit verzweigten Gangsystemen, bis zu 15 Meter hohen Hallen, Tropfsteinformationen und hüfthohem Bodenwasser. Viele der Stollen sind zum Schutz der Fledermäuse vergittert. „Die Erfassung der Fledermäuse in ihren Winterquartieren ist eine extrem spannende und aus Naturschutzsicht wichtige Aufgabe. Spannend war für mich dann auch die Auswertung der gesammelten Daten zusammen mit den Erfassungsdaten aus vorherigen Jahrzehnten, die die ehrenamtlichen Naturschützer mir dankenswerterweise für meine Abschlussarbeit zur Auswertung überlassen haben. Ich hoffe, dass meine Untersuchungsergebnisse zum Schutz unserer heimischen Fledermäuse im Westerwald beitragen können“, so Kukat.
Sein Interesse für den Fledermausschutz wurde während eines studienbegleitenden Praktikums bei der Regionalstelle Rhein-Westerwald des Naturschutzbund (NABU) im Frühjahr 2018 geweckt. Hier hat der Jungwissenschaftler die NABU-Aktiven unter anderem bei der Reinigung des vom NABU betreuten Fledermausquartiers mit 800 Großen Mausohren im Kloster Marienstatt und bei der Umsetzung von Biotopschutzmaßnahmen unterstützt und wichtige Kontakte geknüpft. Der erste Schritt in Richtung Abschlussarbeit war damit getan.
Heraus kam am Ende eine 97-seitige Untersuchung mit dem Titel „Be-standsanalyse felsüberwinternder Fledermäuse im Naturraum Westerwald auf Basis einer 34-jährigen Erfassungstätigkeit“. Kukat liefert mit seiner Arbeit Daten für den Westerwald unter anderem zu den Winterquartier-Präferenzen sowie zu den Bestandsentwicklungen einzelner Fledermausarten wie des Großen Mausohrs, der am häufigsten von den ehrenamtlichen Naturschützern dokumentierten Art. Während die meisten untersuchten Arten einen stabilen Bestand aufweisen, zeigt das Große Mausohr in der untersuchten Region eine leichte Bestandszunahme. Der Bestand der Wasserfledermaus hingegen nimmt stark ab. Kukat empfiehlt: „Die Schutzstrategien für Fledermäuse müssen aufgrund ihrer komplexen Gefährdungsursachen vielfältig sein. Für felsüberwinternde Arten sind Stollen als störungsfreie Winterquartiere essentiell. Darüber hinaus gilt es, Maßnahmen zu ergreifen, die allen Arten gleichermaßen zugutekommen. Hierzu gehören der Erhalt von Tot- und Altholzbeständen, die Förderung strukturreicher Landschaften, der Schutz und die Neuschaffung von Jagd-habitaten, die Reduzierung des Pestizideinsatzes und die Rücksichtnahme auf Fledermäuse bei der Sanierung von Gebäuden.“
Wie praktischer Fledermausschutz konkret aussehen kann, zeigen die 13 NABU-Gruppen der NABU-Regionalstelle Rhein-Westerwald: Sie pflegen Flächen als Nahrungs- und Lebensräume, kontrollieren Überwinterungsstollen, halten deren Einflüge von Pflanzenbewuchs frei, stellen Sommerquartiere für die Jungenaufzucht bereit, führen zu wissenschaftlichen Zwecken Netzfänge durch, bewerten Eingriffe in Natur und Landschaft, versorgen Pfleglinge, beraten Hauseigentümer mit Fledermausquartieren am Haus und bieten Vorträge und Exkursionen an. Zu den überregionalen NABU-Projekten in Rheinland-Pfalz gehören ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema energetische Sanierung von Gebäuden und Artenschutz, das Projekt „Fledermäuse willkommen!“ und der Kauf und die dauerhafte Sicherung von besonders bedeutsamen Fledermausquartieren wie das Mayener Grubenfeld als das wichtigste Überwinterungsquartier Deutschlands.
Und wie geht es für Niklas Kukat jetzt in beruflicher Hinsicht weiter? „Seit den Fledermausuntersuchungen im Rahmen meines Praktikums beim NABU und während der Datenerhebung für meine Bachelorarbeit hat sich mein Berufsziel klar herauskristallisiert. Auf Fledermäuse möchte ich mich gerne spezialisieren und später dann in einem Planungsbüro für landschaftsökologische und artenschutzrechtliche Gutachten arbeiten“, sagt Kukat. Einen besonderen Dank spricht er den sieben ehrenamtlichen Fledermausschützern aus dem Westerwald aus, die ihn bei seiner Abschlussarbeit unterstützt haben: Marcel Weidenfeller, Leander Hoffmann, Klaus Huber, Georg Fahl, Markus Metternich, Konstantin Müller und Bruno Koch.
Hintergrund:
In Deutschland kommen 25 verschiedene Fledermausarten vor, 21 davon in Rheinland-Pfalz und 13 im Westerwald. Viele der heimischen Fledermausarten sind bedroht, fast alle werden auf der Roten Liste geführt. (PM)
Lokales: Montabaur & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!