Schwangerschaftskonfliktberatungen erlauben keinen Aufschub
Frauen oder Paare im Schwangerschaftskonflikt haben jetzt die Möglichkeit, über eine Video-Plattform mit einer donum vitae-Beraterin in Kontakt zu treten. Der donum vitae-Geschäftsstelle in Montabaur steht dafür seit einigen Tagen ein Programm zur Verfügung, das den notwendigen Anforderungen an den Datenschutz entspricht. Eine Beratung per Video erfüllt auch die vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung verfügten Regelungen für die Konfliktberatung.
Montabaur. Normalerweise sei eine so rasche Umstellung auf eine geschützte digitale Beratung nicht möglich, erläutern die Beraterinnen Heike Hartkorn und Brigitte Kazmarek-Lang. „Wir können hier aber glücklicherweise auf erste Erfahrungen und vor allem auf die dafür notwendige Infrastruktur zurückgreifen“, so die Diplom-Sozialpädagoginnen, die in Montabaur als Beraterinnen tätig sind.
Im Projekt HeLB (Helfen.Lotsen.Beraten) seien im vergangenen Jahr bundesweit verschiedene Beratungszugänge erprobt worden, um auch emotional besonders angespannte Zielgruppen mit Schwerpunkt im ländlichen Raum zu erreichen. Ein Format sei dabei die kontaktlose Beratung übers Web gewesen. Im Westerwaldkreis wurden bereits Erfahrungen mit der Online-Beratung gesammelt, erläutern die Beraterinnen.
Der Vorstand von donum vitae Westerwald/Rhein-Lahn, so die Vorsitzende Lilo Kohl, habe angesichts der Corona-Epidemie auf Vorschlag der Beraterinnen umgehend die notwendige Hard- und Software beschafft. „Wir möchten auch im ländlichen Raum gute Bedingungen anbieten, um Menschen in Notlagen und Konfliktsituationen wirksame Hilfe anbieten zu können.“
Die ersten Schwangerschaftskonflikt-Beratungen per Video wurden in den vergangenen Wochen bereits geführt. Für die Beraterinnen ist die Video-Beratung eine fast gleichwertige Alternative zur persönlichen Beratung: „Wir erleben die Klientinnen sehr direkt, mit allen Emotionen, intensive Gespräche sind sehr gut möglich. Die Video-Beratung ermöglicht es uns auch, uns gegenseitig im Blick zu haben.“
Für Hartkorn und Kazmarek-Lang ist es keine Frage, dass Schwangerschaftsberatungsstellen auch in Corona-Zeiten weiterarbeiten müssen, denn sie seien definitiv systemrelevant. „Gerade Schwangerschaftskonflikte erlauben keinen Aufschub“, betonen sie. Der nahtlose Übergang von der persönlichen Beratung vor Ort zur „face-to-face (Gesicht zu Gesicht) -Beratung“ per Video sei daher enorm wichtig, für Beraterinnen ebenso wie für Klientinnen. Beratungsnachweise erhalten Klientinnen aktuell per Post oder als verschlüsselten E-Mail-Anhang. Zur Beratung per Web verwendet donum vitae die Software ELVI (elektronische Videosprechstunde), die auch in der Medizin eingesetzt wird. Die Beratung kann per Smartphone, Tablet oder Notebook erfolgen und erfordert eine Internetverbindung. Um einen Beratungsnachweis zu erhalten ist ein Beratungsgespräch per Video oder Telefon Voraussetzung. Auf jeden Fall muss zunächst eine telefonische Anmeldung über Telefon 02602 / 9 99 19 00 erfolgen. Nähere Informationen unter montabaur.donumvitae.org/.
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Hintergrund: donum vitae (lat. Geschenk des Lebens) bietet deutschlandweit an mehr als 200 Standorten Schwangerschaftskonfliktberatung an. Nach dem Ausstieg der katholischen Kirche aus dem gesetzlichen Beratungssystem wurde donum vitae als bürgerlicher Verein von katholischen Laien im September 1999 gegründet. Im Gegensatz zu den kirchlichen Beratungsstellen stellt donum vitae Beratungsscheine aus, die einen Schwangerschaftsabbruch innerhalb einer festgelegten Frist ermöglichen. Die Gründung von donum vitae entsprang der Überzeugung, dass eine verpflichtende, ergebnisoffene, aber zielgerichtete Beratung die beste Möglichkeit ist, um Frauen im Konflikt zu erreichen und ungeborenes Leben zu schützen. (PM)
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