Corona-Krise trifft den Arbeitsmarkt mit Wucht
Die Corona-Krise ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen und trifft ihn mit Wucht: Im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis) ist die Zahl der Menschen ohne Job im April um ein Viertel angestiegen. Zugleich müssen so viele Betriebe wie nie zuvor in Kurzarbeit gehen.
Montabaur. Aktuell sind 6.791 Menschen ohne Job gemeldet – das sind 1.400 Personen mehr als im März und 1.832 Personen mehr als im April 2019. Die Abeitslosenquote kletterte innerhalb des vergangenen Monats um 0,8 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent und liegt damit einen ganzen Prozentpunkt über dem Aprilwert 2019. „Diese sprunghafte Zunahme der Arbeitslosigkeit binnen weniger Wochen lässt die Dimension der Krise und die Auswirkungen auf die Wirtschaft erahnen“, sagt Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. „Da das Ende der Pandemie nicht absehbar ist und die Einschränkungen nur vorsichtig und in kleinen Schritten gelockert werden können, müssen wir damit rechnen, dass die Erwerbslosenzahl weiter zunimmt. Positiv ist, dass wir mit einer historisch niedrigen Arbeitslosenzahl und einer Beschäftigung auf Rekordhöhe in die Krise gegangen sind.“
Die Fluktuation am Arbeitsmarkt spiegelt das derzeitige Ungleichgewicht: Es meldeten sich 1.286 Menschen arbeitslos, die zuvor im Job waren. Gegenüber dem März ist das eine Steigerung um 570 Personen oder fast 80 Prozent. Auf der anderen Seite konnten lediglich 510 Arbeitslose wieder ins Erwerbsleben gehen. Das sind 193 Personen oder knapp 28 Prozent weniger als im Vormonat.
Vom Einbruch durch die Pandemie sind weite Teile der Wirtschaft betroffen. Besonders viele Arbeitslosmeldungen kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Kfz-Branche, der Gastronomie, der Zeitarbeit, dem Baugewerbe und dem Dienstleistungssektor.
Im April meldeten die Betriebe dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Montabaur und der beiden Jobcenter Westerwald und Rhein-Lahn 325 Stellen. Dies ist ein Minus von 217 gegenüber dem März und 367 gegenüber dem April vergangenen Jahres. Der Bestand liegt mit 2.317 Jobangeboten deutlich unter den Werten des Vormonats (- 388) und des Vorjahresmonats
(- 905). Auch Unternehmen mit Personalbedarf scheuen sich derzeit, neue Kräfte einzustellen, weil die Verunsicherung groß ist.
Um weiteren Entlassungen gegenzusteuern, wird auf Kurzarbeit gesetzt – ein Instrument, das sich bereits in der Wirtschaftskrise 2008/2009 bewährt hat. Seit März gibt es einen erleichterten und erweiterten Anspruch. Gerade hat das Bundeskabinett Aufstockungen auf den Weg gebracht, die Kurzarbeitern mit hohem Entgeltausfall in zwei Schritten ab dem vierten und dem siebten Bezugsmonat zugutekommen sollen; dies gilt bis längstens Ende 2020.
Wie überall im Land müssen auch im Agenturbezirk Montabaur enorm viele Unternehmen ihre Produktion oder Dienstleistung zurückfahren oder ganz aussetzen. Seit März haben 2.825 Arbeitgeber Kurzarbeit für bis zu 34.012 Menschen angezeigt. Elmar Wagner: „Damit sind sowohl ein Drittel aller Betriebe als auch ein Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen. Unser Bezirk ist geprägt von kleinen und mittelständischen Betrieben – 80 Prozent haben maximal zehn Mitarbeiter. Entsprechend leiden gerade sie massiv unter dieser Krise.“ Das oberste Ziel sei jetzt, dass Arbeitsplätze erhalten bleiben, die Menschen ein verlässliches Einkommen haben und die Betriebe ihre Fachkräfte nicht verlieren: „Wenn das auf möglichst breiter Basis gelingt, haben wir nach dieser Durststrecke eine gute Ausgangsposition für den wirtschaftlichen Neustart.“
In den beiden Landkreisen, die die Agentur betreut, stellt sich die Entwicklung so dar: Für den Westerwaldkreis werden 4.225 Menschen ohne Arbeit gezählt. Das ist ein Anstieg um 844 Personen gegenüber dem März und 1.067 gegenüber dem April 2019. Die Quote stieg innerhalb des vergangenen Monats um 0,8 und im Jahresvergleich um 0,9 Prozentpunkte. Aktuell beträgt sie 3,7 Prozent. Seit März haben 1.906 Betriebe für 25.456 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt.
Im Rhein-Lahn-Kreis sind 2.566 Arbeitslose gemeldet – 556 mehr als im März und 765 mehr als vor einem Jahr. Die Quote liegt derzeit bei 3,9 Prozent, was einem Anstieg von 0,9 Prozentpunkten gegenüber dem Vormonat und 1,2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Seit März haben 919 Betriebe für 8.556 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt. (PM)
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