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Nachricht vom 30.04.2020    

Klara trotzt Corona, XXVI. Folge

GASTBEITRAG | Die Limburger Pfarrhausermittler lassen sich nicht unterkriegen. Mit einer täglich neuen Episoden lassen die Autoren Christiane Fuckert und Christoph Kloft Sie in dieser schweren Zeit am Alltag von Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof teilhaben. Sie wollen damit etwas Trost, Unterhaltung und hin und wieder vielleicht sogar ein Lächeln schenken, wenn Sie sehen, wie Klara und van Kerkhof ihren Alltag bewältigen.

Symbolfoto

Kölbingen. Klara trotzt Corona, 26. Folge vom 30. April
An diesem Vormittag wirkte Klara sehr geschäftig, wenn nicht gar hektisch. Sie war früher aufgestanden als üblich und hatte einen Blick aufgelegt wie am Weihnachtsmorgen. Sogar am Frühstück nahm sie nicht teil.

„Sie setzen sich jetzt da hin und essen Ihr Brot“, sagte sie im Befehlston, wozu sie mit gestrecktem Zeigefinger auf den Tisch deutete, als sei ihr Chef ein Kleinkind. „Aber gern, meine Liebe, Sie wissen doch, dass ich meinen Teller immer freiwillig leer esse“, versuchte van Kerkhof zu scherzen.

Während Klara etwas Unverständliches vor sich hin murmelte, verließ sie die Küche.

„Wohin soll es denn gehen, Klara? Planen Sie einen einsamen Ausflug?“ Noch gab der Pfarrer es nicht auf, das rätselhafte Verhalten seiner Haushälterin zu ergründen. „Ich gehe jetzt in Ihr Büro, ich muss telefonieren. Alleine und in Ruhe!“ Fort war sie.

Es dauerte und dauerte, sodass van Kerkhof sich schließlich entschied, die Tageszeitung aus der Briefkastenrolle zu holen und schon einmal alleine mit dem Lesen zu beginnen. Als er an seinem Büro vorbeiging, stutzte er. Hatte er da gerade den Namen seiner Schwester in Holland verstanden? - Ach was, das konnte nicht sein. Er würde schon noch erfahren, was Klara so früh zum Telefon gezogen hatte.

Kurze Zeit später eilte sie mit einem großen Zettel und einem Kuli hinter dem Ohr an der Küche vorbei Richtung Wohnzimmer, und als sie erneut durch den Hausflur lief, hielt sie auch in der anderen Hand ein Blatt Papier.

Rumms! Abermals hatte sie die Bürotür hinter sich ins Schloss gezogen. Jetzt wurde der Pfarrer doch neugierig. Er beschloss, Klara zu fragen, ob er etwas für sie tun könne und begab sich selbst zu seinem Büro. Gerade wollte er anklopfen, als er den Namen 'Mareike' verstand. Klara sprach mit der Schülerin, die für sie beide die Einkäufe erledigte. Seltsam nur, dass sie gerade gestern erst alles besorgt hatte … Es musste etwas äußerst Wichtiges sein, das Klara benötigte oder vergessen hatte. Nun, wenn sie es so heimlich nachorderte, war es sehr persönlich und ging ihn nichts an. Er schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein und setzte sich wieder an den Küchentisch.

Klaras Schritte näherten sich. Ganz kurz blickte er über den Zeitungsrand hinweg. „Alles in Ordnung, meine Liebe?“ „Wenn Sie jetzt noch mit Ihrer Zeitung ins Wohnzimmer verschwinden und mich mal eine Stunde hier alleine lassen, ist alles in Ordnung“, erhielt er zur Antwort. „Oder sagen wir besser“, Klara blickte auf ihre Armbanduhr, „eineinhalb Stunden.“

„Wie Sie wünschen“, sagte der Pfarrer, „aber wenn ich helfen kann, rufen Sie nur.“ „Sie und mir in der Küche helfen!“, entgegnete Klara und scheuchte ihn mit einer Handbewegung hinaus.

Van Kerkhof reagierte umgehend: Mit seiner Kaffeetasse und der Zeitung verzog er sich ins Wohnzimmer und schloss sogar die Tür hinter sich, weil er sich sicher war, dass seine Haushälterin ein besonderes Mittagessen für sie beide zubereiten wollte, das offenbar größte Konzentration erforderte. Er las nur den überregionalen Teil, weil er ahnte, dass er die Vorlesestunde für Klara ohnehin noch würde nachholen müssen. Daher erledigte er gleich im Anschluss die für heute vorgesehenen Anrufe und verfolgte aus seinem Büro heraus, dass die Schülerin Mareike seiner geschäftigen Klara schon nach kurzer Zeit etwas an der Haustür übergab. Wie spannend – es kam selten genug vor, dass es hier im Haus Überraschungen gab.

Ein paar Mal lief er noch an der Küche vorbei, vernahm ein Mal von drinnen: „Die Piddelei ist ja wirklich nichts für meine Finger ...“ und ein anderes Mal: „Wie soll das denn jetzt mit der Vanilleschote geh'n?“

Es dauerte und duftete, und dazwischen ertönte immer wieder Klaras ungeduldiges Schimpfen. Irgendwann jedoch erschien sie nass geschwitzt im Wohnzimmer, wischte sich über die Stirn und stöhnte: „So, geschafft. Und Sie gucken mir jetzt nicht mehr in den Kühlschrank!“



„Zu Befehl!“, gab van Kerkhof lachend zurück und freute sich schon auf das vielversprechende Mittagessen. „Sie haben da Mehl am Kopf“, sagte er noch rasch im Vorbeigehen. Wie erstaunt blickte er aber drein, als er zwei Stunden später nur ein kümmerliches Bratwürstchen mit zwei Pellkartoffeln auf seinem Teller vorfand! Er konnte seine Enttäuschung nicht zurückhalten. „Oh, dann war Ihre Küchenarbeit heute Morgen wohl für einen guten Zweck?“, folgerte er mehr für sich selbst, als dass er sich an Klara richtete.

„Das haben Sie aber mal völlig richtig erkannt!“, erhielt er zur Antwort, als Klara ihm schwungvoll die Senftube über den Tisch zuschob. So kärglich hatte sie lange nicht gekocht.

„Und jetzt genehmigen wir uns eine Mittagsruhe. Heute halten Sie die aber oben in Ihrem Schlafzimmer und ich kriege mal das Sofa.“ Das war die nächste klare Anweisung, und der Pfarrer wunderte sich über nichts mehr. Wahrscheinlich sollte er nicht erfahren, für wen sie sich heute so ins Zeug gelegt hatte.

Um vier Uhr wurde er von Klara mit einem heftigen Klopfen geweckt. „Raus aus den Federn. Runterkommen! Und vergessen Sie nicht, sich zu kämmen.“ Indem sich ihre Schritte entfernten, hörte er sie immer leiser über seine ausladende Frisur klagen, die so dringend nach einer Schere verlangte.

Gähnend erschien er kurz darauf im Untergeschoss. „Hier bin ich! Draußen, auf der Terrasse!“, hörte er Klara rufen, und ihre Stimme klang so aufgeregt und fröhlich wie lange nicht mehr. Er folgte ihrem Rufen und dann blieb ihm vor Staunen der Mund offen stehen. Das also war der Grund für Klaras eifrige Küchenarbeit – er erkannte sofort, was draußen auf dem Tisch stand. „Dat kan niet waar zijn. Ik geloof het niet!“

„Glauben Sie das mal ruhig!“, sagte Klara voller Stolz.
Van Kerkhof konnte sich gar nicht beruhigen. „De originele Hollandse bakstenen!“

„Genau, Ihre geliebten holländischen Backsteine. Hausgemacht! Weil Sie doch so traurig waren, dass in diesem Jahr nichts zu Ihrem Königstag stattgefunden hat. Deshalb feiern wir den Geburtstag von Willem-Alexander hier bei uns wenigstens mit diesem Kuchen nach.“ Klara trug eine frische Schürze und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Van Kerkhof bewunderte das gelungene Backwerk, den Tompoes mit der grellorangen Glasur, der Farbe des Königshauses Oranien-Nassau. Wie sie die zarten Blätterteigplatten mit der Cremefüllung nur zubereitet hatte, ohne vorherige Übung … Jetzt verstand er alles. Sie hatte seine Schwester um das Rezept gebeten und die fehlenden Zutaten von Mareike bringen lassen. Und alles, um ihm eine Freude zu machen! Weil sie gesehen hatte, wie traurig er wegen der ausgefallenen Feierlichkeiten zum Koningsdag gewesen war.

„Ha, Sie waren der gute Zweck. Jetzt essen Sie auch!“, orderte Klara. „Und nicht so gierig wie sonst, dafür war es zu viel Arbeit. Reißen Sie sich also am Riemen und genießen Sie diesen Tom … dieses Ding mal richtig! Und machen Sie sich nur nicht das Hemd voll!“

Klara Schrupp und Pfarrer Willem van Kerkhof wünschen Ihnen ein schönes verlängertes Wochenende. Sie melden sich ab jetzt immer einmal wöchentlich wieder, und zwar jeweils am Donnerstag. Bis dahin alles Gute! Ihre Pfarrhausermittler. (www.christoph-kloft.de)

Bisher erschienene Fortsetzungen:
Klara trotzt Corona, XXV. Folge
Klara trotzt Corona, XXIV. Folge
Klara trotzt Corona, XXIII. Folge
Klara trotzt Corona, XXII. Folge
Klara trotzt Corona, XXI. Folge
Klara trotzt Corona, XX. Folge
Klara trotzt Corona, XIX. Folge
Klara trotzt Corona, XVIII. Folge
Klara trotzt Corona, XVII. Folge
Klara trotzt Corona, XVI. Folge
Klara trotzt Corona, XV. Folge
Klara trotzt Corona, XIV. Folge
Klara trotzt Corona, XIII. Folge
Klara trotzt Corona, XII. Folge
Klara trotzt Corona, XI. Folge
Klara trotzt Corona, X. Folge
Klara trotzt Corona, IX. Teil
Klara trotzt Corona, VIII. Teil
Klara trotzt Corona, VII. Teil
Klara trotzt Corona, VI. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler: Klara trotzt Corona, V. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler - Klara trotzt Corona, IV. Teil
Klara trotzt Corona, dritter Teil
Klara trotzt Corona, zweiter Teil
Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof trotzen der Corona-Krise


Mehr dazu:   Coronavirus  
Lokales: Westerburg & Umgebung

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