Schulalltag ist von der Normalität weit entfernt
Nach der konstruktiven Videokonferenz mit den Schulleitern der weiterführenden Schulen hatte die CDU-Landtagsabgeordnete Jenny Groß auch die Schulleiter der Grundschulen in ihrem Wahlkreis zu einem virtuellen Gedankenaustausch eingeladen: Erneut offenbarte sich eine Vielzahl von Herausforderungen, die an einen Schullalltag, wie es ihn vor der Pandemie gab, nicht einmal denken lassen.
Montabaur. Den Pädagogen bietet sich derzeit folgendes Bild: Während die vierten Klassen in den Grundschulen soweit durch und auch die Empfehlungen für den weiteren schulischen Werdegang schon lange ausgesprochen sind, gibt es gerade in den dritten und vor allem den ersten Klassen große Probleme. Hinzukommt, dass die vom Land ausgeteilten Masken für die meisten Grundschüler deutlich zu groß sind und die Schulen allgemein mit großer Skepsis dem weiteren Schulalltag entgegenblicken. „Das langsame Hochfahren bis zu den Sommerferien können wir noch ermöglichen, aber das neue Schuljahr steht doch unmittelbar bevor, wir brauchen mehr Klarheit, wie das Land sich das schulische Leben im August vorstellt“, moniert ein Schulleiter einer Grundschule, die ohnehin recht groß ist.
Die Erfahrung habe gelehrt, dass noch lange nicht alle Kinder und deren Eltern über ein digitales Endgerät verfügen, auch dies wurde zu Beginn offen thematisiert. Mit der Folge, dass manche Kinder nicht lernen konnten, andere aber schlichtweg nicht gelernt haben. Die Crux an der Sache: die leistungsstarken Schüler sind meist besser geworden, während die Schwächeren nun ohnehin schon klaffende Lücken aufzuholen haben. „Vor allem aber im Grundschulbereich, im Erlernen der Handschrift, den ersten Fähigkeiten und Fertigkeiten beim Rechnen und in der Gesamtentwicklung der Grundschüler ist das Lehren und Lernen mit Lehrern und den Mitschülern von enormer Bedeutung, ein langfristiger Wegfall ist für viele Kinder schädlich und kann nur beschwerlich wieder bei allen aufgeholt werden,“ sagt die Abgeordnete Jenny Groß und verweist darauf, dass das digitale Lernen in den Grundschulen angelernt werde, aber nicht an erster Stelle stehe. Hier wurde sie von allen Schulleitern unterstützt, denn die ersten Schritte in der IT-Schulung kommen sukzessive ab der 2. und 3. Klasse, zuvor und während dem digitalen Lernen haben andere Fertigkeiten Vorrang.
Ein weiteres Thema der Gesprächsrunde war die teils mangelnde Förderung einiger Kinder im häuslichen Bereich. „Es ist nun mal so, dass gerade Erstklässler noch viel auf Hilfe angewiesen sind“, erklärte eine Lehrerin. „Sie brauchen Hilfe bei der richtigen Stiftführung und weitere Anleitung beim Lernen.“ Und wenn sie diese nicht erhalten, sei es eine soziale Ungerechtigkeit, die damit befördert werde, erklärten die vertretenen Schulleiterinnen und Schulleiter. Die Pädagogen schließen nicht aus, dass die Eltern in der schulfreien Zeit einen großen Teil der Aufgaben erledigt haben könnten. Besonders für die Erstklässler wünschen sie sich daher einen geregelten Unterrichtsablauf. „Die Eltern und Erziehungsberechtigten geben gewiss ihr Bestes, aber jeder weiß, dass ein Schulbesuch mit Präsenzunterricht nicht zu ersetzen ist“, sagt die studierte Pädagogin Jenny Groß MdL.
Die Kinder, die derzeit die Schule besuchen dürfen, sind verunsichert: Das Grundbedürfnis eines Kindes ist zu spielen, andere zu berühren, zu toben. Das ist in Pandemie-Zeiten schwer und die Mädchen und Jungen vergessen oft die Distanzregeln. „Und wir müssen die Kinder dann an die Abstandsregeln, das Tragen der Maske und das mehrmalige Händewaschen erinnern – und ihnen gleichzeitig Inhalte vermitteln. Das ist eine sehr schwere Lage für uns“, fasste ein Grundschulleiter dies zusammen.
Die ohnehin äußerst knapp bemessene Personalsituation in den Grundschulen trägt auch nicht zu einer Verbesserung bei. Die Pädagogen berichten, dies läge auch an der späten Personalbedarfsplanung. In Rheinland-Pfalz wird erst Ende Mai für Anfang Juni grundsätzlich entschieden, ob und wie viele Lehrer im neuen Schuljahr in der Schule unterrichten. Das ist dem gerade ausgebildeten Nachwuchs viel zu spät: Bis dahin haben sie sich lange in den benachbarten Bundesländern beworben. Dort bekommen sie nämlich sofort den Beamten-Status und werden um einiges besser bezahlt. Düstere Aussichten also für die Schulen, die auch Jenny Groß betroffen machen. Sie sagt: „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass seitens des Bildungsministeriums seit Jahren in Ruhe zugeschaut wird, wie uns die Neu-Lehrer, obwohl diese sehr gut in Rheinland-Pfalz ausgebildet wurden, davonlaufen. Dies ist sowohl an den Grund- und Förder-, als auch den weiterführenden Schulen ein elementares Problem.“ Die Parlamentarierin, die selbst Lehrerin ist, bedankte sich bei den Teilnehmern der Videokonferenz und griff den Vorschlag gerne auf, ein solches Treffen zu wiederholen. (PM)
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