Kardiologe bittet: Gehen Sie bei Beschwerden zum Arzt!
Dr. Markus Reinartz, Facharzt für Kardiologie und Chefarzt der Medizinischen Klinik I des Herz-Jesu-Krankenhauses Dernbach, appelliert an die Menschen, Beschwerden ernst zu nehmen. Die Corona-Pandemie hat uns alle im Griff - auch die Krankenhäuser. Deutschlandweit wurden die Krankenhauskapazitäten deutlich reduziert, um Betten für schwer erkrankte Covid-19-Patienten freizuhalten. Durch die positiven Entwicklungen können diese Maßnahmen nun langsam gelockert werden und auch die Krankenhäuser kehren zu einem geregelten Betrieb zurück.
Dernbach. Dennoch zeichnet sich aus Sicht der Herz- und Kreislaufmedizin momentan ein besorgniserregendes Bild ab: In den letzten Wochen sind viele Menschen mit Herz- und Kreislaufbeschwerden nicht zu ihrem Hausarzt und auch nicht zu ihrem Kardiologen gegangen. Ein Grund dafür ist sicherlich die Sorge vor einer möglichen Ansteckung in den Institutionen des Gesundheitswesens.
Leider haben wir festgestellt, dass durch diese Zurückhaltung Patienten mit Grunderkrankungen aus dem Bereich der Herz- und Gefäßmedizin viel zu spät einen Arzt aufsuchen. Besonders sichtbar wird dies zum Beispiel bei akuten Herzinfarkten. Der Herzinfarkt gehört nach wie vor zu den gefährlichsten Akuterkrankungen in Deutschland. Eine schnelle Diagnose und Behandlung einschließlich einer Herzkatheter-Untersuchung ist für das Überleben essentiell. Und so fällt es auf, dass in den letzten Wochen deutlich weniger Menschen mit Herzinfarkt in die Krankenhäuser kommen. Es steht somit zu befürchten, dass aus – zumeist unbegründeter – Sorge vor einer Infektion lebensbedrohliche Erkrankungen nicht mehr oder zu spät behandelt werden.
Die Auswirkungen sind drastisch. Es kommen mehr Patienten mit schweren Infarkten ins Krankenhaus und müssen teilweise reanimiert werden. Wären sie bei ersten Anzeichen eines Herzinfarktes (zum Beispiel Brustschmerz, kalte Schweißausbrüche) ins Krankenhaus gekommen, so wäre eine Behandlung sehr viel leichter gewesen. Beim Herzinfarkt ist jede Minute entscheidend! Die Menschen dürften nicht zögern, bei den oben genannten Beschwerden einen Arzt zu konsultieren oder den Rettungsdienst zu rufen.
Das gilt auch für den akuten Schlaganfall. Hier ist die zeitnahe Behandlung für das Überleben und die Vermeidung schwerer Folgeschäden ebenfalls entscheidend. Deshalb Reinartz‘ dringlicher Appell: „Bitte gehen Sie zum Arzt, wenn Sie Beschwerden haben. Die Praxen und Krankenhäuser sind bestens vorbereitet und das Infektionsrisiko ist hier nicht erhöht!“ (PM)
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