Arbeitslosigkeit steigt leicht durch Saisoneffekt
Seit April nimmt die Arbeitslosigkeit in der Region zu. Das ist untypisch für die Jahreszeit und hat eine hinlänglich bekannte Ursache: Die Corona-Pandemie lähmt oder schwächt die Wirtschaft branchenübergreifend; besonders betroffen sind das verarbeitende Gewerbe und die Gastronomie. Elmar Wagner, Chef der Agentur für Arbeit Montabaur, zeigt sich trotzdem vorsichtig optimistisch: „Im Juni hat es erste Signale gegeben, dass der Arbeitsmarkt sich stabilisiert. Während des ablaufenden Monats ist die Zahl der Menschen ohne Job zwar erneut gestiegen. Dafür gibt es jedoch einen saisonalen Grund.“
Montabaur. Aktuell sind im Agenturbezirk, der den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis umfasst, 7.438 Menschen ohne Beschäftigung gemeldet. Das sind 2.380 Personen mehr als im Juli 2019. Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,1 Prozent und damit 1,3 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. Diese erhebliche Verschlechterung ist der Corona-Krise geschuldet. Im Monatsverlauf erhöhte sich die Quote um 0,1 Prozentpunkte und die Zahl der Arbeitslosen um 166 Personen. Die deutlichste Zunahme – plus 128 Personen - weist die Statistik bei den unter 25-Jährigen aus.
„Das ist keine Überraschung, sondern das alljährliche Bild“, sagt Elmar Wagner Viele junge Leute beenden um diese Zeit ihre Ausbildung, und wer nicht vom Betrieb übernommen wird oder sich neu orientieren möchte, sucht jetzt eine Stelle. Allerdings fällt dieser Schub schwächer aus als in den Vorjahren. Dies kann wiederum mit Corona zu tun haben. Möglicherweise haben Jugendliche sich noch nicht bei der Agentur gemeldet, weil ihre Prüfungstermine nach hinten verschoben wurden.
Im zu Ende gehenden Monat meldeten sich 237 Personen nach einer Ausbildung arbeitslos. Die meisten haben eine klassische Lehre im dualen System gemacht, andere einen schulischen oder überbetrieblichen Weg gewählt. Eine gute Ausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Der Agenturchef vertraut darauf, dass die regionale Wirtschaft diese neuen Fachkräfte, die der Markt grundsätzlich dringend braucht, trotz derzeit erschwerter Bedingungen einstellt, damit die Berufsanfänger rasch im Erwerbsleben Fuß fassen können.
Der Stellenmarkt spricht (noch) nicht für eine wirtschaftliche Erholung, wobei die Zahl der Jobangebote seit April immerhin tendenziell zunimmt. Im Juni meldeten die Betriebe dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur und der beiden Jobcenter Westerwald und Rhein-Lahn 467 Stellen; seit Beginn des Jahres sind es bislang 3.273. Verglichen mit dem Juli 2019 bzw. dem Vorjahreszeitraum ist dies jeweils ein Rückgang um etwa ein Drittel.
Seit Beginn der Krise haben mehr als 3.200 Unternehmen – das ist etwa ein Drittel aller Betriebe im Agenturbezirk - bei der Agentur für Arbeit Kurzarbeit für fast 40.000 Beschäftigte angezeigt, um Fachkräfte zu halten und nach der Krise möglichst schnell wieder im Geschäft zu sein. Die mit Abstand meisten Meldungen gingen im April ein. Seitdem kommen relativ wenige Anzeigen herein, zum Beispiel von Betrieben, die in den vergangenen Wochen noch Aufträge abarbeiten konnten. Insgesamt bewegt sich die Kurzarbeit auf einem nie gekannten Level. Wie stark sie tatsächlich in Anspruch genommen wird, lässt sich erst beurteilen, wenn die Abrechnungen über mehrere Monate hinweg vorliegen.
Gute Nachrichten kommen vom Ausbildungsmarkt. Durch den Lockdown im Frühjahr und die allgemeine Ungewissheit haben sich die Auswahl und die Einstellung von Bewerbern verzögert. Elmar Wagner: „Bis in den Sommer hinein waren sehr viele Ausbildungsstellen nicht besetzt. Den Fachkräftebedarf im Blick, haben die Betriebe uns signalisiert, dass sie nach Möglichkeit auch 2020 ausbilden möchten. Dies setzen sie nun in die Tat um: Es gibt eine regelrechte Aufholjagd!“
Das kommt natürlich auch den jungen Menschen zugute, die noch in diesem Jahr über eine Lehre oder ein duales Studium mit betrieblicher Anbindung ins Berufsleben starten möchten. Waren im Juni noch 827 auf der Suche nach einem passenden Platz, sind es nun noch 584. Die Zahl der freien Ausbildungsstellen ging von 1.010 auf 906 zurück. Aktuell kann ein unversorgter Jugendlicher rein rechnerisch unter 1,5 Stellen wählen.
Obwohl die Entlass-Jahrgänge der Schulen in Zeiten des demografischen Wandels kleiner werden, meldeten sich seit Oktober 2019 (Beginn des statistischen Ausbildungsjahres) 2.029 Bewerber/innen mit einem Ausbildungswunsch – 49 mehr als von Oktober 2018 bis Juli 2019. Zeitgleich haben die Unternehmen 1.839 Lehrstellen angeboten (minus 186).
In den beiden Landkreisen, die der Agenturbezirk Montabaur umfasst, verlief die Entwicklung am Arbeitsmarkt mit Unterschieden. Im Westerwaldkreis werden aktuell 4.672 Menschen ohne Job gezählt; das sind 169 mehr als im Juni und 1.440 mehr als im Juli 2019. Die Quote stieg innerhalb eines Monats um 0,2 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent und liegt 1,3 Prozentpunkte über dem Vorjahreslevel.
Im Rhein-Lahn-Kreis ist die Arbeitslosigkeit im Monatsverlauf fast gleichgeblieben. Mit 2.766 Männer und Frauen sind 3 Personen weniger betroffen als im Juni. Die Quote bleibt bei 4,2 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist sie jedoch deutlicher gestiegen als im Nachbarkreis, nämlich um 1,4 Prozentpunkte. Aktuell gibt es an Rhein und Lahn 940 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr.
Jugendliche, die noch in diesem Jahr eine Ausbildung beginnen möchten, sollten umgehend Kontakt aufnehmen mit der Agentur für Arbeit. Die Berufsberatung ist direkt erreichbar unter der lokalen Hotline 02602 123 222. Die Zeiten: montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr.
Der Arbeitgeberservice unterstützt Betriebe, die Auszubildende einstellen möchten. Die kostenfreie Servicenummer: 0800 4 5555 20.
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