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Bunt und lebendig wie der Markt in Palermo
Bunt und lebendig geht es auf dem „Vucciria“, dem täglichen Altstadtmarkt in Palermo zu. Bunt und lebendig ging es auch beim vierten Konzert der diesjährigen Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ in der vollbesetzten Evangelischen Kirche in Selters zu. Die gleichnamige Gruppe „Vucciria“ aus Sizilien trotzte dort dem an diesem Tag im Westerwald niedergehenden Dauerregen, schließlich war es eine Veranstaltung im Kultursommer Rheinland-Pfalz, gefördert von der Kreissparkasse Westerwald.
Selters. Statt des Regens ergoss sich beim Konzerttag in der Reihe "Musik in alten Dorfkirchen" der Kleinkunstbühne Mons Tabor eine Welle musikalischer südeuropäischer Lebensfreude über die vielen Konzertgäste . Die Zuhörer wurden von den sechs Musikern mitgenommen auf eine Reise durch die Vielfalt Siziliens und das Lebensgefühl seiner Menschen. Sie erlebten eine Reise durch Vergangenheit, Gegenwart und vor allem die Schönheit der Insel.
Die Musiker überraschten mit Melodien, die aus dem Zusammenleben verschiedener Kulturen entstanden. Griechische Einflüsse waren da ebenso hörbar wie Melodien und Texte aus deutschen Landen, fließend ineinander verwoben und auf sizilianisches Temperament beschleunigt. Da hielt es die Zuschauer schon zu Beginn des Konzertes kaum noch auf den Kirchenbänken.
Die Chorsätze zum Klang von Schellen und Tamburellos brachten Farbe und Emotionen in das innere der schönen Kirche und hinterließen bei den Zuhörern ein ebenso farbiges Bild vom südlichen Charme Italiens. Auch wenn sich „Vucciria“ mit E-Gitarre, E-Bass und Percussion mehr am musikalisch zeitgemäßen orientiert, greifen doch Akkordeon oder Maultrommel immer wieder eigene Akzente aus überlieferten Volksweisen oder Eigenkompositionen auf. Darin werden so unterschiedliche Dinge wie die Liebe, der traditionelle Fischfang oder die Mafia besungen. Doch Bandleader Guiseppe Perna stellte unmissverständlich klar: Wer das Verbrechen suche, der sei in Sizilien falsch und solle lieber nach Paris oder Wien gehen. Dort sei das Pflaster in dieser Hinsicht heißer. Auf Sizilien tanzten die Menschen lieber als sich zu schlagen.
Sie tanzen oft auch zur vertonten Geschichte von „Cola Pesce“, jenem Fischwesen, das dem König Siziliens berichten sollte, wie die Insel von unten aussah. Der tauchte hinab und stellte fest, dass eine der drei Säulen, auf denn die Insel stand, brüchig war. Fortan blieb er im Meer um Sizilien zu stützen. „Immer wenn er nun auf Sizilien ein Erbeben gibt, wechselt Cola Pesce die Schulter“, erfuhr man von Sänger Guiseppe. Das Lied war sicher einer der Höhepunkte des Konzertes und das südländische Sonnenkonzert im Dauerregen des Westerwaldes auch eine Führung durch die sizilianische Mythologie.
Die kleinen und oft lustigen Anekdoten und die Kommunikation der Band mit dem Publikum steigerten die Stimmung immer mehr. Wesentlich dazu trug Percussionist Toti Denaro bei, der mit rasend schnell gesungenen Zungenbrechern die Lacher schnell auf seiner Seite hatte. Nach über zwei Stunden hinreißender Musik waren sich wohl alle Konzertgäste einig: Eine wirklich packende und fesselnde Liebeserklärung an Sizilien“! Am Schluss hielt es dann wirklich niemand mehr auf der Bank und alle erklatschten im Rhythmus der folkloristischen Klänge noch einige Zugaben.
Zum Beginn des Konzertes hatte Pfarrer Winfried Wehrmann als Hausherr die Gäste begrüßt. Für den Veranstalter Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V. dankte Vorsitzender Uli Schmidt besonders dem Kulturkreis der VG Selters mit dessen Geschäftsführerin Marion Meuer für die schon jahrelange gut Zusammenarbeit, die mit Konzerten in Nordhofen und Selters auch 2011 fortgesetzt wird. Er wies auf das neue Gästebuch der Kleinkunstbühne unter www.kleinkunst-mons-tabor.de hin und warb für die Unterstützung durch weitere Werbepartner und Sponsoren. Schmidt lud alle Interessenten zum 75. Jubiläumskonzert von „Musik in alten Dorfkirchen“ am 26. September in die Schloßkirche in Westerburg ein. Um 17 Uhr wird dort die „Battlefield Band“ aus Schottland spielen. Die Gruppe besteht schon seit 40 Jahren und hat in Schottland fast den Status wie die Dubliners in Irland.
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