Höfken gratuliert Suchthilfezentrum Vielbach zu UN-Dekaden-Projekt
Anlässlich der Auszeichnung „Soziale Natur – Natur für alle“ des Fachkrankenhauses Vielbach für Suchttherapie im Westerwald sagte Umweltministerin Ulrike Höfken am Freitag, 21. August: „Ich gratuliere zum Titel „Soziale Natur – Natur für alle“, der von der UN-Dekade biologische Vielfalt verliehen wird. Es ist vorbildlich, wie hier ganzheitlich gedacht wird. Das gilt sowohl für den Umgang mit Menschen als auch den mit der Natur.“
Vielbach. Die Ministerin erläuterte weiter: „Die Gärten sind bunt und naturnah gestaltet, werden extensiv ohne Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel gepflegt und die Magerwiesen nicht gedüngt. Und im Gemüsebeet wachsen alte Sorten. Kurzum: Die Artenvielfalt mit Vögeln, Schmetterlingen, Eidechsen und vielen weiteren Tieren und Pflanzen ist beachtlich. Das tut nicht nur der Natur, sondern auch uns Menschen gut. Hier zeigt sich, wie sich das Grün positiv auf unsere Gesundheit auswirkt. Hier können wir alle sowohl Kraft schöpfen als auch Ruhe tanken.“
Diese belegte Erfahrung wird auch im Land im Zusammenhang mit Wald und Gesundheit genutzt. So ist beispielsweise in Lahnstein ein Kur- und Heilwald geplant. Höfken hofft, dass dieses Beispiel Schule machen werde und noch viel mehr Krankenhäuser, Seniorenheime und Rehabilitationseinrichtungen diese Potentiale für die dortigen Bewohnerinnen und Bewohner und Patientinnen und Patienten nutzen: „Das Projekt demonstriert in vorbildlicher Weise, wie persönliche Erfahrungen mit und in der Natur zur Verbesserung von Gesundheit und Lebensalltag erkrankter Menschen beitragen können.“ Das Angebot richtet sich speziell an sozial benachteiligte Abhängigkeitskranke. Klinikleiter Joachim J. Jösch sagt: „Die Arbeit im Garten und bei der Versorgung der Tiere übt eine heilsame Wirkung auf Menschen aus und wirkt integrativ. Hier haben wir schon viele gute Erfahrungen gemacht, etwa, dass sich Menschen in der Natur ganz anders öffnen oder ruhiger werden. Auch von unseren Patientinnen und Patienten bekommen wir oft die Rückmeldung, wie gut ihnen unsere Gärten und unsere naturgestützte Suchttherapie tut.“
Zu Beginn der Therapie erhält jeder Patient eine „Willkommenspflanze“, um die er oder sie sich kümmert. Das Pflänzchen stellt eine sinnbildliche Ermutigung dar für die Wachstumskräfte, die in jedem stecken und bei guter Pflege gut gedeihen. Naturkundliche „Expeditionen", geführt durch die für diesen Arbeitstherapiebereich verantwortliche Diplom-Biologin, vermitteln Umweltthemen und Kenntnisse über die Bedeutung von Biodiversität. „Individuell geplante Naturerfahrungen in Wald und Flur sowie Arbeiten im Garten machen den Kopf frei für neues Denken und bewussteres Fühlen. Und sie fördern die Gesundung erkrankter Seelen“, betont der Klinikleiter.
Das Fachkrankenhaus wurde zur Behandlung sozial benachteiligter Abhängigkeitskranker 1977 in Betrieb genommen. 2005 wurde begonnen, die Natur als Medium zielgerichtet und wirksam in die medizinische und soziale Rehabilitation zu integrieren. Das 20 Hektar große Klinikareal befindet sich im Westerwald am Rand eines alten Eichenwaldes, nahe eines kleinen Waldsees, umgeben von Feldern und Wiesen. Auf dem Gelände befinden sich das historische Hauptgebäude mit weiteren Gebäuden und kleinen Gärten, Obstbäume, Stauden, Nistkästen, Blumenwiesen, eine Trockenmauer, Steinhaufen, ein großes Gewächshaus, Pferde-, Esel- und Ziegenställe, Unterkünfte für Hunde von Patienten, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hühner, Gänse sowie ein naturbelassener Teich. Das naturnah gestaltete Gelände sowie die Gartenanlagen werden extensiv gepflegt, sie werden von allen Therapiebereichen genutzt. Dazu zählen eine Schreinerei zur Arbeitstherapie, eine Sporttherapie sowie eine Kreativtherapie:
In der Schreinerei werden die Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität mit Insektenhotels, Bienenkästen, mobilen Gärten und Nistkästen unterstützt.
Dazu kommt noch die Sporttherapie. Sie organisiert eine „Natur-Olympiade" im Grünen. Attraktive natursportliche Herausforderungen ermöglichen so den Patientinnen und Patienten intensive Erfahrungen in und mit der Natur.
Ein weiterer Baustein ist die Kreativtherapie. Hier arbeiten die Suchtkranken sowohl drinnen als auch im Freien bevorzugt mit Naturmaterialien. (PM)
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