Der Wald von morgen in Rheinland-Pfalz
Niemand, der diesen Sommer durch unsere Wälder spaziert, kann angesichts von braunen Baumkronen bestreiten, dass diese in den letzten Jahren vermehrt unter dem Klimawandel leiden. Allein in Rheinland-Pfalz sind in den letzten beiden Jahren Millionen von Bäumen abgestorben oder zeigen deutliche Spuren von Hitzestress. Auf den 840.000 Hektar Waldfläche im Land sind im Durchschnitt 82 Prozent aller Bäume mindestens geschädigt.
Mainz/Holler. Kein Wunder, wenn sie teilweise bis zu 100 Tagen Trockenperioden am Stück ausgesetzt sind! Es sind lange nicht mehr nur die Fichten betroffen, deren Anteil bereits in den letzten Jahrzehnten bewusst zurückgenommen wurde. Auch für den typischsten Waldbaum Mitteleuropas, die Rotbuche, ist das zukünftige Bestehen fragwürdig.
Vor dem Hintergrund der heutigen Landeskabinettssitzung zum Thema Wald, appelliert Cosima Lindemann, Vorsitzende des NABU Rheinland-Pfalz, daher an die Politik: „Der Schwerpunkt darf nicht auf kurzfristigen, reaktiven Maßnahmen, sondern muss auf der Ursachenbekämpfung liegen, um die natürliche Anpassungsfähigkeit der Wälder langfristig zu stärken. Im Dialog mit allen Akteur/innen sowie auch im Zuge unserer Verbandsbeteiligung bei bedrohten Waldflächen, wird sich der NABU mit Nachdruck für eine nachhaltige Waldstrategie in Rheinland-Pfalz einsetzen“.
Es wird intensiv darüber diskutiert wie der klimagerechte Waldumbau im Land aussehen kann. „Wir alle, Vertreter/innen aus Forst, Politik, Wissenschaft und Naturschutz müssen zugeben, dass es den einen Lösungsweg nicht gibt. Aber zusammen haben wir viel Wissen und Erfahrung, die es gebündelt zu nutzen gilt.“, sagt Ann-Sybil Kuckuk, Naturschutzreferentin des NABU Rheinland-Pfalz. Nur auf natürliche Waldverjüngung zu setzen, ist bei großen abgestorbenen Waldflächen schwierig, da zum Beispiel Brombeere oder gar invasive Straucharten die Naturverjüngung in Form von jungen Baumtrieben verhindern. Großflächige Aufforstungen dagegen sind kosten- und betreuungsintensiv, da die Setzlinge in den vertrockneten Böden oft nur mit intensiver Bewässerung eine Chance haben. Welche Baumarten sollten überhaupt gepflanzt werden? Ohne ausreichende Kenntnisse über die ökologischen Auswirkungen verstärkt auf klimaresistentere Arten aus anderen Ländern zu setzen, stellt aus Sicht des Naturschutzes ein hohes Risiko dar. Unsere Waldtierarten sind auf das heimische Waldökosystem spezialisiert, zudem können mit neuen Arten auch Schädlinge oder Pilze eingeschleppt werden.
Der NABU begrüßt grundsätzlich, dass das Land Maßnahmen zur Abmilderung der Klimawandelfolgen auf den Weg bringt und zum Beispiel Reinkulturen oder die Fichte nicht mehr förderfähig sind. Es irritiert allerdings, dass Aufforstungen mit ausländischen Baumarten, wie Bulgarischer Tanne oder Italienischer Ahorn, geldlich stärker gefördert werden als viele standortheimische Vertreter.
„Anstatt voreilige Anreize in Form von Klimawandelprämien zu geben, sollten die Maßnahmen gezielt für einzelne Waldflächen entwickelt und gefördert werden. Ein Auwald in der Südpfalz ist eben kein Hunsrücker Hochwald“, so Kuckuk.
Neben dem standortangepassten Aufbau laubbaumreicher Mischwälder mit vornehmlich heimischen Baumarten, muss zudem auf Forschung und die Förderung weiterer Versuchsflächen in Rheinland-Pfalz gesetzt werden. In den Umweltkontrollstationen „Idar-Oberstein“ oder „Merzalben“ wurden bereits wichtige Erkenntnisse gewonnen und genutzt. Gerade die Verbesserung der Bodenstruktur und somit des Wasserhaushalts durch zum Beispiel Totholz als Erosions- und Austrocknungsschutz, sollte hier mitgedacht werden. „Das UNESCO-Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen muss aus Sicht des NABU zur großflächigen Modellregion im Land werden, wie es für diese Art von Schutzgebiet sogar nach dem Bundesnaturschutz vorgesehen ist“, fordert die Naturschutzreferentin. (PM)
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