Dem Wald eine neue Zukunft zu geben ist eine Herkulesaufgabe
Kommunaler Waldbesitz spielt in Rheinland-Pfalz eine große Rolle, rund 47 Prozent der gesamten Waldfläche gehören landesweit den Städten und Gemeinden. Im Westerwaldkreis ist dieser Anteil noch deutlich höher, in der Verbandsgemeinde Hachenburg zum Beispiel ist der Anteil fast doppelt so hoch und liegt bei 80 Prozent.
Marzhausen. Bedingt durch die Klimaveränderungen, die zu weniger Niederschlag und höheren Temperaturen führen und unter Anderem zu diesem massiven Borkenkäferbefall der Fichte geführt hat, stehen die Gemeinden mit ihren Wäldern vor massiven Herausforderungen. Der Westerwald ist aktuell die am stärksten betroffene Region in Rheinland-Pfalz.
Daher hatte der heimische Landtagsabgeordnete Hendrik Hering die Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister seines Wahlkreises bereits zum zweiten Mal eingeladen, um über die prekäre Lage in den kommunalen Wäldern zu reden und über die aktuellsten Entwicklungen zu informieren. Den Vertretern der Gemeinden standen Dr. Jens Jacob, den Abteilungsleiter Forst im Mainzer Umweltministerium, die örtliche Leiterin des Forstamts Hachenburg, Monika Runkel sowie den forstpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Nico Steinbach, zum Gespräch zur Verfügung. Die aktuellsten finanziellen Hilfen des Landes, die zusätzlichen Hilfen des Bundes und die weiteren Bedarfe waren die Schwerpunkte der Diskussion. Aber auch die Frage, welche Bäume Zukünftig den Westerwald prägen wurde diskutiert. Die neue Forstamtsleiterin von Hachenburg, Monika Runkel zeichnete in ihrem Zustandsbericht ein düsteres, aber realistisches Bild von der aktuellen Situation: „Wir können bei den Fichtenbeständen davon ausgehen, dass sie komplett absterben und in Zukunft die Fichte in unseren Wäldern keine Rolle mehr spielt.“ Aber auch andere Baumarten wie die Buche stehen unter massivem Trockenstress.
Die Gemeindevertreter, Landesforsten und die Politik waren sich darin einig, dass sie gemeinsam klimastabile Mischwälder aufbauen und eine nachhaltige Forstwirtschaft in kommunaler Hand behalten wollen. Die Forstexperten setzen hierbei auch auf die Naturverjüngung und empfehlen, durchaus mit dem Anpflanzen noch zu warten. Es seien derzeit kaum qualitativ hochwertige Setzlinge in ausreichender Stückzahl zu realistischen Preisen zu erhalten. Außerdem benötigen die Kommunen als Besitzer der Wälder für ihre Forstbetriebe zunächst auch Gewissheit, welche Bäume in Frage kommen, wann der beste Zeitpunkt ist, mit dem Waldaufbau zu beginnen und nicht zuletzt auch eine gute Finanzausstattung.
Neben den Einnahmen aus dem Holzverkauf, die durch die aktuelle Situation in den Wäldern so gut wie weggebrochen sind, brauchen die Gemeinden eine weitere verlässliche Einnahmequelle. Dr. Jacob berichtete, dass das Land Rheinland-Pfalz hierzu beim Bund und den anderen Bundesländern eine Initiative mit dem Ziel gestartet hat, eine „Klima-Prämie“ aus der kommenden CO2-Bepreisung den Waldbesitzern zu zahlen. Der Gedanke dahinter ist so einfach wie auch schlüssig: Wenn diejenigen, die CO2 in die Umwelt abgeben dafür zahlen müssen, dann ist es nur folgerichtig, dass die Waldbesitzer, deren Bäume durch die Photosynthese CO2 binden, einen namhaften Betrag pro Hektar Waldfläche ausgezahlt bekommen.
MdL Hering lobte diese Initiative der Landesregierung als einen wirklich pragmatischen und zielführenden Ansatz, der für die Gemeinden wichtige Einnahmen für den Forst bedeuten könne und die die kommunalen Forstbetriebe ein Stück unabhängiger vom Holzverkauf mache. Der SPD-Politiker aus Hachenburg dankte abschließend den Referenten und Gemeindevertretern, dass sie seiner Einladung zur Grillhütte in Marzhausen gefolgt sind und sagte zu, diesen Ansatz einer „Klima-Prämie“ politisch intensiv zu verfolgen und die Gemeinden über die Entwicklung der Gesetzgebung im Bund und im Land auf dem Laufenden zu halten. (PM)
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