Bürgerinitiative klagt an: Schwerer Güterzugunfall im Mittelrheintal
Von Wolfgang Tischler
Am Sonntagabend (30. August) gegen 18:40 Uhr ist in Höhe des Bahnhofs Niederlahnstein ein Güterzug entgleist. Fünf Kesselwagen, beladen mit jeweils mit 60 000 Liter Bio-Diesel sind umgestürzt. Eine bislang unbekannte Menge ist ausgelaufen und im Erdreich versickert. Ein Umweltschaden ungeheuren Ausmaßes, so die Bürgerinitiative im Mittelrheintal.
Neuwied/Niederlahnstein. Die „Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn e.V.“ (BI) erinnert an den Unfall vom 9. Juni 2013 um 5:21 Uhr zwischen Kaub und Lorch. Ursache: Eingeschränkt funktionierende Entwässerung des Gleiskörpers und folglich eine abschnittsweise verminderte Tragfähigkeit des Gleisunterbaus führte laut Untersuchung zu dem Unfall.
Die BI beklagt: „Die Bahn hat daraus offenbar nichts gelernt. Nach dem Motto „Augen zu und durch“ fuhren und fahren noch heute schwere Gefahrguttransporte auf dieser ungeeigneten Strecke. Die latent vorhandene Gefahr einer Katastrophe mit Personen- Umwelt und erheblichen Sachschäden wird von den Verantwortlichen in eklatanter Weise missachtet und billigend in Kauf genommen. Auf dem unmittelbaren weiteren Verlauf der bereits als mangelhaft erkannt und ungeeigneten Bahntrasse kam es nun zu der folgenschweren Entgleisung der Kesselwagen.“
Die Verantwortlichen der Bahn und der Bundesregierung, insbesondere das EBA, müssen endlich erkennen und zugeben, dass die immer wieder teilweise unterspülte Uralttrasse für Güterwagen mit Achslasten von 22,5 Tonnen nicht geeignet ist, zumal sie auch noch mitten durch enge Ortschaften führt. Außer der Erneuerung des Schotterbetts, der Schienen und dem Austausch der Holzschwellen gegen Betonschwellen unterblieben hier die erforderlichen Verbesserungen.
Halbierung des Bahnlärms und Machbarkeitsstudie „Güterentlastungstunnel Mittelrhein“ gehen voran
MdB Erwin Rüddel (CDU) schreibt ganz aktuell in einer Pressemitteilung: „Eine Auftragsvergabe zur Machbarkeitsstudie zum Güterentlastungstunnel Mittelrhein wird im Herbst dieses Jahres erfolgen. Der Entwurf der Leistungsbeschreibung wurde an die betroffenen Länder zur Stellungnahme übersandt. Die inhaltlichen Abstimmungen sind inzwischen abgeschlossen und der Vergabeprozess eingeleitet. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie Mittelrhein Zielnetz II werden bereits Ende 2021 vorliegen.“
In Bezug auf den Bahnlärm teilt Rüddel mit: „Nach Ablauf des Programms zum Fahrplanwechsel 2020/21 dürfen keine lauten Güterwaggons mehr auf dem deutschen Schienennetz verkehren. „Sofern Güterwagen bis zu diesem Zeitpunkt nicht umgerüstet wurden, dürfen sie nur mit einer solchen Geschwindigkeit fahren, die dem fiktiven Schallleistungspegel eines umgerüsteten Güterwaggons entspricht“, betont Erwin Rüddel, der sowohl in Berlin wie vor Ort seit Jahren engagiert für eine spürbare und nachhaltige Reduzierung des Bahnlärms kämpft.“
Dauer der Bergungsarbeiten
Derzeit laufen noch immer die Bergungsarbeiten. Zuerst muss der Bio-Diesel aus den umgestürzten Waggons komplett abgepumpt werden. Dies wird den gesamten Montag noch in Anspruch nehmen. Neben Spezialkräften sind auch Feuerwehren aus dem Westerwaldkreis involviert. Danach erfolgen die Untersuchung der Unfallursache und dann die Bergung. Anschließen muss das Gleisbett wieder instand gesetzt werden. Wie lange alles dauert, darüber gibt es zurzeit keine Auskunft. Solange bleibt die Zugstrecke, auch ins Lahntal hinein, gesperrt.
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