„Kirmesständchen“ des MGV Cäcilia Horbach
Für Chöre und Blasmusiker sind derzeit, auf Grund Corona-Pandemie, die Aktivitäten sehr eingeschränkt und die Bedingungen unter denen Vereinsarbeit stattfinden kann, derart grenzwertig, dass nur rund 60 Prozent der Chöre im Westerwald aktuell die Probenarbeit aufgenommen haben. Die Gründe sind vielfältig. Fehlende Proberäume, in denen die geltenden Abstandsregeln realisiert werden können, fehlender Chorklang bei drei Metern Abstand verunsichern den einzelnen Sänger/innen und nehmen den Spaß am Chorsingen und da ist auch noch die Angst, die viele ältere oder gesundheitlich Angeschlagene zur Zurückhaltung bewegt.
Horbach. Singen gilt, platt gesagt, als das Schlimmste was man in Corona-Zeiten tun kann, obwohl einige wissenschaftliche Studien hier zu anderen Ergebnissen kommen. Beim Singen werden, genau wie beim Sprechen, Tröpfchen und Aerosole ausgestoßen, die zu einer Infektion führen können. Nur das extrem laute Singen, Grölen und Schreien hat einen höheren und weiteren Tröpfchen- und Aerosolausstoß. Die Chöre und deren Mitglieder leiden massiv unter diesem Image.
Obwohl der Männerchor Cäcilia Horbach seit Mitte Juni wieder probt - meist im Freien - fehlt der wichtige Kontakt zu den „Konsumenten“, den Zuhörern und damit bleibt in der weitläufigen Wahrnehmung vieler Mitbürger nur die eingangs erwähnte Formel: Singen = gefährlich.
Der Chor unter der Leitung von Jürgen Faßbender hat das Abstands- und Hygienekonzept des Chorverbandes übernommen und setzt dies mit großer Disziplin um, wie auch eigentlich alle Chöre, die derzeit wieder proben. „Wir wollen kein Risiko eingehen, nicht die Gesundheit der Sänger gefährden und womöglich das negative Image bestätigen“, mahnt der Vorsitzende Markus Vetter.
Gewohnte Auftritte und Konzerte sind „coronakonform“ nicht möglich. Der Horbacher Chor pflegt seit seiner Gründung die Verwurzelung in der Dorfgemeinschaft. Der traditionelle Kirmesfrühschoppen ist sehr beliebt und hat viele Stammgäste, zu denen auch die rüstigen Bewohner des Horbacher Seniorenheims gehören. Um den Menschen, die besonders unter der derzeitigen Situation leiden, eine Freude zu bereiten, trafen sich die Sänger am Kirmesmontag am Altenheim mit ihrem Chorleiter, dem Initiator der Idee und brachten den Bewohner ein Kirmesständchen. Trotz des Abstandes im Chor gelang es einen bescheidenen Chorklang zu erzeugen. Der Applaus der Zuhörerschaft, aus Senioren und dem Pflegepersonal, fiel keinesfalls bescheiden aus und wurde gerne entgegengenommen. Heimleiter Franz Schmitz danke im Namen der Zuhörer und der Heimleitung. Der Kirmesschoppen untermauerte die Dankbarkeit des Hauses und wurde bei den hochsommerlichen Temperaturen bestimmungsgemäß verwendet.
Jürgen Faßbender war sehr zufrieden mit der gemeinsamen Aktion und resümierte: „Wir haben den Menschen eine kleine Freude bereitet, endlich wieder mal vor einem Publikum gestanden und damit gezeigt: Singen ist ein hohes gesellschaftliches Gut, was alle Beteiligte beschert und Freude macht!“
Abschließend trafen sich die Sänger am Vereinslokal, um auf die weitgehend ausgefallene Kirmes anzustoßen und nebenbei auch die Vereinswirtin zu unterstützen. Die Unterhaltungen in der Sängerrunde drehten sich natürlich um die Frage: Wie geht es weiter?
Ein kleiner Lichtblick kam aus der Politik: Das Statement von Gesundheitsminister Spahn zu Karneval in der Corona-Pandemie hat die Vokal- und Blasmusiker etwas aus dem Fokus genommen. Damit sind die Probleme für die Blas- und Chormusikszene natürlich nicht erledigt. Sowohl für die Blasmusiker wie auch die Chöre nehmen derzeit die Probleme massiv zu, denn die Proben im Freien werden binnen einigen Wochen nicht mehr praktikabel sein und passende Hallen stehen vielerorts nicht zur Verfügung.
„Es bleibt zu hoffen, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung ähnlich diszipliniert verhält wie die Chöre, damit die Infektion endlich abklingt und die Chöre wieder erklingen“, so das zusammenfassende Statement des Vorsitzenden des Chorverbandes Westerwald, Sänger im MC Horbach. (PM)
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