Evangelisches Dekanat und Beginenhof suchen Kooperation
Mehr Zusammenarbeit war das Thema eines Treffens zwischen Vertreterinnen des Evangelischen Dekanats Westerwald und des Beginenhofs (Frauen gegen Gewalt e.V.) in Westerburg. Schon lange vis a´ vis benachbart in der Neustraße, soll nun der Kontakt intensiviert werden, um gemeinsame Ziele und Projekte zu verfolgen.
Westerburg. Bei einem Gespräch zwischen Nadine Bongard und Regina Kehr vom Dekanat und Beginenhof-Leiterin Gaby Krause sowie den Vorstandsmitgliedern Gudrun Hummerich und Stefanie Riegel und Annabelle Volberg vom Beginenhof trat viel Bereitschaft zutage, sich gegenseitig zu unterstützen. „Für Menschen da sein, besonders denen nahe sein, die in Not geraten sind und direkte Hilfe benötigen, ist ein urchristlicher, diakonischer Auftrag. Diesen erfüllen ebenso die Mitarbeiterinnen des Beginenhofs. Wir möchten sie darin unterstützen“, sagt Nadine Bongard von der Fachstelle für Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats.
Der Verein Frauen gegen Gewalt e.V. setzt sich für Frauen und Mädchen ein, die von sexualisierter, körperlicher oder psychischer Gewalt betroffen sind oder waren. Zahlreiche Angebote werden vorgehalten, wie eine Beratungsstelle für vergewaltigte und missbrauchte Frauen und Mädchen, eine Interventionsstelle bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen, Alltagshilfe für nachhaltig traumatisierte Frauen (Projekt REIST), Präventionsprojekte für Kinder und Jugendliche (Projekt RONJA), ein Kultur- und Bildungsbetrieb mit Fortbildungsangeboten für Frauen und Mädchen und das „Lila Lädchen“, ein spendenbasierter Second Hand Laden für Frauen- und Kinderkleidung
Im Beginenhof arbeiten sieben Sozialpädagoginnen in Teilzeit, die in den verschiedenen Projekten tätig sind. Nur zum Teil sind diese Stellen durch Fördermittel finanziert, bis zu 30 Prozent müssen durch Eigenmittel aufgebracht werden. Der seit rund 30 Jahren in Westerburg ansässige Verein hilft kostenlos in rund 200 Fällen im Jahr in der Interventionsstelle bei „Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ und in 140 bis 160 Fällen sexualisierter Gewalt im Frauennotruf. Hinzu kommen Beratungen von Angehörigen und Fachkräfte, WenDo Kurse sowie Fortbildungen und Infoveranstaltungen, Beratungen durch das Präventionsbüro Ronja, so dass sich rund 500 Frauen jährlich an den Beginenhof wenden.
Aufgrund der Coronakrise rechnet Leiterin Gaby Krause mit einem Anstieg der Zahlen: “Während des Lockdowns war es ruhig, weil die Frauen keine Möglichkeit hatten, Hilfe zu suchen. Aber inzwischen gibt es wesentlich mehr Fälle als sonst. Und schon vier Fälle von häuslicher Gewalt wurden in diesem Jahr von der Polizei als „High-Risk“-Fälle, mit Todesgefahr für die Frau, eingestuft.“ Bei akuter Gefahr kann der Beginenhof mit sofortiger Hilfe wie Informationen zum Gewaltschutzgesetz und der Vermittlung in ein Frauenhaus weiterhelfen sowie Unterstützung im Umgang mit Behörden anbieten.
Über den Kooperationswunsch des Evangelischen Dekanats freut sich Gaby Krause: „Ich finde es richtig gut, wenn wir zusammen etwas anstoßen. Ich kann mir da zum Beispiel eine Fortbildung für Ehrenamtliche vorstellen, um für die Themen Gewalt in engen sozialen Beziehungen und sexualisierte Gewalt zu sensibilisieren. Oder eine Zusammenarbeit mit dem Präventionsbüro RONJA, um Kindern und Jugendlichen Täterstrategien aufzudecken und damit möglichen Übergriffe zu verhindern.“ Auch weitere Ideen, wie gemeinsame öffentliche Aktionen stehen im Raum und sollen demnächst konkretisiert werden. (shg)
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