Bernd Brunner: Die Erfindung des Nordens
Gleich zweimal wird Bernd Brunner im Rahmen der Westerwälder Literaturtage sein hoch gelobtes Buch über den Norden vorstellen. Wegen erfreulich guter Nachfrage muss die Veranstaltung in Hachenburg vom Vogtshof in die Stadthalle verlegt werden. In Neuwied liest Brunner im Roentgen-Museum.
Hachenburg/Neuwied. Die Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung, der Norden Europas als Mythos und Sehnsuchtsort im Lauf der Geschichte wird in diesem umfassenden Sachbuch gleichermaßen kenntnisreich wie humorvoll und unterhaltsam beschrieben.
Für die einen eisgefrorenes Niemandsland voll kampflustiger Wikinger, für die anderen Wiege der Zivilisation: Der Norden war schon immer Projektionsfläche für allerlei Fantasien. Bernd Brunner beleuchtet, wie sich das Bild des Nordens über die Jahrhunderte gewandelt hat.
Lange erschöpfte sich das, was man über den Norden zu wissen glaubte, in Gerüchten und obskuren Reiseberichten - barbarische Wikingerhorden, ewiges Eis und unwirtliche Landschaften prägten viele Jahrhunderte das Bild. Doch die Wahrnehmung änderte sich, spätestens ab dem 18. Jahrhundert, als etwa das Interesse an nordischer Mythologie erwachte. Aus dieser Faszination entstand auch die Theorie, dass die »Urheimat der Germanen« im Norden liege und Helgoland die Hauptstadt von Atlantis sei - eine Idee, die in der kultischen Verehrung alles Nordischen durch die Nazis einen irregeleiteten Höhepunkt fand.
Bernd Brunner unternimmt einen faszinierenden Streifzug durch Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Was er dabei zusammenträgt, reicht von den Wikingern bis zu IKEA und von Eiszeitrelikten bis zu schmelzenden Gletschern, wirft einen spannenden Blick auf wagemutige Forschungsexpeditionen wie auf allerlei bizarre Auswüchse - und verändert damit nicht nur den Blick nach Norden, sondern den Blick auf die Welt.
Bernd Brunner, 1964 geboren, schreibt vielbeachtete, höchst unterhaltsame Bücher an der Schnittstelle von Kultur und Wissenschaftsgeschichte. Bei Galiani sind zuletzt Die Kunst des Liegens (2012), Ornithomania (2015) und Als die Winter noch Winter waren (2016) erschienen. Seine Bücher sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Bernhard Robben, 1955 im Emsland geboren, studierte Philosophie und Germanistik in Freiburg und Berlin. Er ist ein gefragter und preisgekrönter Literaturübersetzer. Seit 2012 ist er bei den ww-Lit regelmäßig als Moderator eingeladen.
10 Euro, Abendkasse 12 Euro inklusive Gebühren
Mittwoch, 30. September, 19.30 Uhr Hachenburg, Stadthalle Hachenburg
Donnerstag, 1. Oktober, 19 Uhr Neuwied, Rontgen-Museum
Vorverkauf Hachenburg: Stadtbücherei, hähnelsche Buchhandlung, TR-VVK-Stellen und ww-Lit.de. (PM)
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