Obstdiebstahl ist kein Kavaliersdelikt
Von Wolfgang Tischler
Jetzt im beginnenden Herbst locken am Wegesrand noch immer viele süße Früchte. Wer ungefragt sich an privaten Obstbäumen bedient, der begeht einen Diebstahl. Da ist die Menge ganz egal, ob ein Apfel oder ein ganzer Sack voll. Früher war es mal Mundraub, heute ist es Diebstahl, der eine Strafe, meist in Form einer Geldbuße nach sich zieht.
Region. Viele Obstbauern und Privatleute kennen nur zu gut das Problem. Die Früchte an einem Baum nehmen sukzessive ab oder quasi über Nacht ist der Baum ganz leer. Kürzlich berichtete uns eine Familie, dass sie ihre Pflaumen ernten gehen wollte, um dann für Sonntag einen Kuchen zu machen und köstliche Pflaumenmarmelade zu kochen. Doch daraus wurde nichts. Als sie an ihrem Grundstück ankam, war das Gras um den großen Pflaumenbaum niedergetrampelt und nur noch ganz in der Spitze hingen ein paar einsame Pflaumen. Etliche Äste waren abgeknickt und auch heruntergerissen. Lange Gesichter und reichlich Frust.
Das Grundstück mit etlichen Obstbäumen der Familie ist nicht eingezäunt und es wird regelmäßig dort geerntet. Die Diebe machen sich offensichtlich keinerlei Gedanken. Die Bäume haben einmal Geld gekostet, sie wurden jahrelang gepflegt und großgezogen. Dann kommen irgendwelche Zeitgenossen und ernten. Auch ohne Zäune und Verbotsschilder darf auf dem Privatgrundstück nicht geerntet werden. Überwindet der Obstdieb bei seiner Tat einen Zaun, kann der Grundstücksbesitzer ihn zusätzlich wegen Hausfriedensbruchs anzeigen.
Wer einem anderen eine fremde, bewegliche Sache wegnimmt, um sie für sich oder einen Dritten zu behalten, macht sich nach § 242 Strafgesetzbuch wegen Diebstahls strafbar. Es droht eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe. Nach § 248a StGB wird der Diebstahl einer geringwertigen Sache nur auf Antrag des Betroffenen verfolgt. „Geringwertig“ sind Sachen, die einen Wert von unter 50 Euro haben. Der Besitzer des Grundstücks kann in diesem Fall einen Strafantrag stellen. Der Dieb muss dann mit einer Strafe rechnen, normalerweise mit einer Geldbuße. Hinzu kommt, dass der Schaden ersetzt werden muss. Also lieber gleich das Obst kaufen.
Viele sagen sich, wenn ich im Vorbeigehen mal ein oder zwei Äpfel mitnehme, was ist das schon. Bedenken Sie, wenn viele so denken und es tun, dann kommt schnell eine größere Menge Obst zusammen. Vor allen Dingen, die Obstbauern leben davon. Sie möchten es sicherlich auch nicht, wenn irgendjemand von Ihrem Gehalt einen Teil bei der Bank abhebt.
woti
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