„Hollandgänger – Westerwälder Steinzeug für den niederländischen Markt“
Das künstlerische Steinzeug vergangener Kunstrichtungen genießt zu Recht viel Aufmerksamkeit. Das Steinzeug als Verpackung und das Gebrauchsgeschirr fristet dagegen leider oft ein Schattendasein. Dabei ist der Alltag im Zeitalter der wachsenden Industrialisierung mit seinen rasanten technischen Veränderungen, geistig-philosophischen Auseinandersetzungen und Kriegen, ausgesprochen spannend.
Höhr-Grenzhausen. Erstmals werden nun Objekte aus der Sammlung von Adri van der Meulen (Rotterdam-Overschie) und Ron Tousain (Zoetermeer) in der Heimat ihres Entstehens präsentiert. Sie spiegeln in einer fesselnden Weise die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Westerwaldes und der Niederlande aus der Zeit um 1800 bis Anfang des 20. Jahrhunderts wider.
Frau van der Meulen hat, gemeinsam mit Paul Smeele († 2015), stets das Schlichte und Alltägliche im Blick gehabt. Beide bauten eine einzigartige Sammlung niederländischer Irdenware auf. Dabei kamen sie immer wieder mit Steinzeug Westerwälder Art in Berührung. Zusammen mit Ron Tousain und seiner Leidenschaft für das besonders schön und individuell gestaltete Gebrauchsgeschirr, entsteht eine völlig andere Sichtweise auf die jahrhundertealten niederländisch-westerwälder Beziehungen.
Die Sonderausstellung spannt den handelsgeschichtlichen Bogen jedoch noch weiter in die Vergangenheit und geht an dessen Wurzeln. Die Verflechtungen des Adelsgeschlechts des Hauses Nassau spielen hier ebenfalls eine Rolle. Auch dem Themenbereich Handelspraxis und Transport wird in der Ausstellung viel Raum gegeben. Viele Westerwälder suchten ihr Glück in den weltoffenen Niederlanden. Sie gingen nach Holland, um Geschirr zu verkaufen und wurden in der Heimat „Hollandgänger“ genannt.
Für das Ausstellungsprojekt erhielt das Keramikmuseum Unterstützung von der Keramiekstichting Smeele Van der Meulen, dem Museumsverband Rheinland-Pfalz, der Niederländischen Diplomatischen Vertretung in Deutschland und dem Förderkreis des Keramikmuseums. Weitere Leihgaben stammen von Otmar Menne (Hillscheid), Keramikmanufaktur Schilz (Höhr-Grenzhausen), Firma Lucas Bols (Amsterdam) und Familie Spiegel (Burg Grenzau).
Die Ausstellung ist vom 26. September 2020 bis 5. April 2021 im Keramikmuseum Westerwald in Höhr-Grenzhausen zu sehen. Im Rahmen der Sonderausstellung ist unter dem gleichen Titel ein Begleitband für 28 Euro erschienen. (PM)
Mehr dazu:
Veranstaltungen heute im Westerwald
Westerwaldtipps
Lokales: Höhr-Grenzhausen & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Höhr-Grenzhausen auf Facebook werden!