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Nachricht vom 28.09.2020    

Tonbaufirma sucht energieeffiziente Lösungen

Martina Goerg, Geschäftsführerin bei Goerg und Schneider, ist wütend und zugleich frustriert: Als energieintensives Unternehmen kennen die Energiekosten in der betriebswirtschaftlichen Auswertung nur noch eine Richtung: Sie schießen mehr und mehr exorbitant in die Höhe. Das familiengeführte Unternehmen in dritter, bald auch in vierter, Generation sucht nach pragmatischen Lösungen. Zusammen mit der Ortsgemeinde haben sie eine gefunden, zu der jedoch der hiesige Netzstrom-Betreiber ein kategorisches „Nein“ einlegt.

Jenny Groß und Ralf Seekatz bei Firma Goerg und Schneider. Foto: privat

Boden. Die geschäftsführenden Gesellschafter Hartmut Goerg und seine Frau Martina suchten nunmehr das Gespräch im politischen Raum. Sie trafen sich mit Vertretern der CDU-Kreistagsfraktion des Westerwaldes, dem Fraktionsvorsitzenden Dr. Stephan Krempel, dem Europaabgeordneten Ralf Seekatz und der Landtagsabgeordneten Jenny Groß. Die CDU-Kreistagsfraktion ist derzeit im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Impulse“ bei vielen mittelständischen Unternehmen unterwegs, um deren Sorgen und Nöte gerade in Zeiten der Pandemie abzufragen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Die Firma Goerg und Schneider wurde bereits 1924 in Siershahn gegründet. Heute hat sie ihren Hauptstandort in Boden und zählt zu den führenden Rohstoffanbietern. Ihr operatives Kerngeschäft liegt in der Gewinnung von Rohtonen, deren anschließender Auf- und Weiterverarbeitung zu Schamotte und keramischen Massen. Das Unternehmen gewinnt jährlich mehrere hunderttausende Tonnen Ton und produziert zehntausende Tonnen Schamotte und keramischen Massen. Dabei hat der Betrieb sehr genau die Energiekosten im Blick. Deren Entwicklung stimmen sie bedenklich, zumal eine weitere Verteuerung durch die CO² -Bepreisung ab 2021 zu erwarten ist.

Da das Unternehmen nicht von der EEG- Umlage befreit ist, strebt Görg und Schneider eine höchst mögliche Eigenstromversorgung an. Der Bau von mittlerweile drei Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der Produktionsanlagen ist ein erster Schritt hierzu. Eine weitere Lösung bietet sich nach Auffassung des Unternehmens an: Goerg und Schneider möchte im Rahmen einer Verfüllung einen Teil des Geländes für eine Photovoltaik-Anlage nutzen. Dies könne entweder der Gemeinde Boden für eine Ausweitung der bisherigen Genossenschaftslösung zur Verfügung gestellt werden oder in Eigennutzung erfolgen, entscheidend sei eine betriebsnahe Produktion des vor Ort benötigten Stroms. Das bestätigt der Bürgermeister Peter Stamm. Hauptabnehmer des Stromes ist das Unternehmen Goerg und Schneider. Der Vorteil: Es braucht keine kostenintensive Stromspeicherung, die Wege der Stromverarbeitung sind sehr kurz und die Ortsgemeinde Boden sowie die Genossenschaftsnehmer könnten sogar wirtschaftlich hiervon profitieren.



Nach Auffassung des Unternehmens greift bei dieser Situation auch die gesetzliche Privilegierung, wonach keine Netzentgelte zu zahlen sind. Wenn es da nicht den regionalen Netz-Betreiber gäbe, der den Plänen wahrscheinlich zwar zustimmt, jedoch nicht auf das Nutzungsentgelt, für das Netz verzichten will. Vor allem Ortsbürgermeister Peter Stamm forderte die Politiker zu pragmatischer Hilfe auf, um eine sinnvolle Energieerzeugung vor Ort zu fördern.

Doch ganz so einfach wie es auf den ersten Blick scheint ist es nicht. Ralf Seekatz hat Verständnis für den Unmut der Unternehmer, ebenso wie Jenny Groß und Stephan Krempel: „Uns ist bewusst, dass Firmen wie Goerg und Schneider hohe Energiekosten haben und diese nicht mit einem Federstrich zu reduzieren sind." Hier kann nur ein sachliches Gespräch mit allen Beteiligten erfolgen, um einen ersten Schritt zu wagen.“

Großen Wert legt das Unternehmer-Ehepaar Goerg auf eine gute ökologische Bilanz ihres Wirkens. Hartmut Goerg erklärt: „Gerade im Tonbergbau sind die Gesetze zur Erhaltung der Natur äußerst eng gesteckt.“ Goerg und Schneider geht noch einen Schritt weiter und leistet nach eigenen Angaben auf freiwilliger Basis deutlich mehr als gefordert. Aus Erfahrung wissen die Geschäftsführer, wie lange es dauert, bis ein Genehmigungsverfahren zur weiteren Tongewinnung positiv abgeschlossen werden kann. Mit Ruhe und Gelassenheit erfüllen sie die geforderten Kriterien, bis schlussendlich alle Voraussetzungen zufrieden stellen.

Am Ende des Austausches gab es noch eine kurze Führung über das Gelände und ein Blick in die Abläufe beim Brennen. Erfreut hat es die Politiker, das Gelände, welches keinen Ton zum Abbau mehr hergibt, renaturiert wird und das Unternehmen, wie viele Tonabbaustätten im Kreis, hier für eine Naturvielfalt mit großem Artenreichtum sorgt. Der Tonbergbau sei – so die Politiker abschließend – ein wichtiger Industriezweig im Westerwald, der erhalten werden muss. Innovative Unternehmen wie die Firma Goerg und Schneider, seien der Beweis, dass es gelungen sei, den Strukturwandel von „Grau-Blau-Produkten“ zu hochwertiger Industriekeramik mit technisch aufbereiteten Rohstoffen zu begleiten. (PM)


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