Ein Feuerwerk der modernen Dichtkunst
Glänzende Stimmung herrschte beim 3. Poetry Slam in der ausverkauften Festhalle Selters. Sechs Poeten - Eva Lisa, Malte Küppers, Anna Lisa Tuczek, mario el toro, Markus Becherer und Phriedrich Chiller und Laura Paloma - waren aus verschiedenen Bundesländern angereist und unterhielten das begeisterte Publikum mit ihren selbst geschriebenen Texten.
Selters. Eva Lisa zündete ein Feuerwerk an rasanten Reimen über ihre Liebe zum Essen. Malte Küppers gewann das Publikum mit witzigen Sprüchen über seine linken Hände in der eigenen Familie voller Handwerker. Anna Lisa Tuczek stellte bildhaft dar, wie sich eine Veranstaltung ohne Kulturschaffende anhören würde: Sie trat vom Mikrofon weg und blieb still. Auch Moderator mario el toro machte deutlich, dass es ein Grundrecht auf Kultur gäbe und viele Künstler seit März von der Hand in den Mund leben müssten. Markus Becherer und Phriedrich Chiller staunten als „Die Fabelstapler“ lautmalerisch über knirschenden Schnee, Bauklötze, fahrende Metallkisten und GPS Signale, die uns sagen, dass wir genau da sind, wo wir eh schon sind, und in Laura Palomas Text über ihre „verdammte Liebe zur Aufschieberei“ fand sich so mancher im Publikum wieder.
Nach der ersten Runde kamen nur drei Teilnehmer im Wettbewerb weiter. So ist das beim Poetry Slam: Das Publikum entscheidet, wer erneut auftreten soll und wer am Ende gewinnt. Auch die Siegersumme, die unter allen Künstlern aufgeteilt wurde, bestimmten die Zuschauer mit ihrer Spende ins „Selterser Dippche“.
In der zweiten Runde traten die Fabelstapler an mit einer fetzigen Radiomoderation im Stil einer Fußballbundesliga-Schlusskonferenz. Allerdings berichteten sie nicht über Tore und Spielstände, sondern über das Geschehen in deutschen Tanzsälen und Diskotheken. Malte Küppers begeisterte mit einer kernigen Geschichte über „Stärken und Schwächen“ und Laura Paloma erzählte von Britta, der alleinerziehenden Mutter, die direkt nach der Geburt von Tochter Lilly weiterarbeiten muss. Sie mag Grün auf Grün, wohnt aber Grau in Grau und ihr Tag besteht aus Schlafen und Fressen. 5 Millionen geht es ähnlich, sie sind Gebärmaschinen, haben keine Lobby und werden benutzt. Denn Britta ist eine Kuh. Dieser nachdenkliche Vortrag bewegte die Zuschauer sehr und so gewann Laura die Herzen des Publikums und den Dichterwettstreit.
Mit Gitarre, Gesang und eigenen Songs umrahmten Paula und Pauline den großartigen Abend, der mit viel Applaus endete. (PM)
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