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Nachricht vom 10.09.2010    

"Wer Werte missachtet, der missachtet den Menschen"

Rund 700 Zuhörer erfuhren am Donnerstagabend im Bürgerhaus von Wirges, wie wichtig die Wertschätzung und die christlichen Werte im Leben sind. Pater Anselm Grün referierte auf Einladung des Fördervereines der Filialkirche „St. Paulus“ Moschheim gut eine Stunde über das Thema: „Werte machen das Leben wertvoll“. Bis zur Schlusszeremonie, bei der der Benediktinerpater ein tiefgehendes Gebet sprach, herrschte eine atemlose Stille im Saal.

Pater Anselm Grün sprach in Wirges vor rund 700 Zuhörern über die Bedeutung von Werten. (Fotos: Metternich)

Wirges. Vier Jahre lang hat der Förderverein der Filialkirche „St. Paulus“ Moschheim versucht, Pater Anselm Grün als Referenten für eine Veranstaltung zu gewinnen. „Wir haben die Hoffnung nie aufgegeben, und jetzt haben wir es endlich geschafft“, freute sich die Vorsitzende des Fördervereines, Eva Müller. Und sie hat damit genau eines der Kernthemen des Benediktinerpaters auf den Punkt gebracht: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Im Bürgerhaus von Wirges erzählte Pater Anselm Grün nichts Spektakuläres, nichts Dramatisches, nichts Sensationelles. Und dennoch: der Benediktinermönch mit dem eher bescheidenen Auftreten ist ein Publikumsmagnet. Vielleicht - oder gerade - deshalb, weil er seine Zuhörer für seine Themen nicht paralysieren will, er will einfach werben. In Wirges warb er für die Werte, die das Leben wertvoll machen. „Werte, das ist Menschenwürde, und Wertemissachtung, das ist Missachtung des Menschen“, stellte er unmissverständlich klar.

„Aus Werten schöpft der Mensch Kraft“, weiß er. Diese Charakterisierung lief wie ein roter Faden durch den gesamten Vortrag, den Pater Anselm Grün auf den vier Grundwerten der griechischen Philosophie (Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß und Klugheit) aufbaute und die er auf einen zeitgemäßen Nenner brachte. Allerdings nicht mit erhobenem Zeigefinger. Das machte der Referent ausdrücklich deutlich. „Gerechtigkeit bedeutet, dem Menschen und seinen individuellen Fähigkeiten gerecht zu werden“. Rituale im Leben öffnen und schließen für ihn Türen. Durch sie entstehe eine heilige Zeit, die heilend wirke. So sei es beispielsweise hilfreich, mit einem Ritual den Arbeitstag zu beschließen, aber: „viele schließen diese Tür nicht ab, nehmen ihre Arbeit mit nach Hause“. Er nennt weitere Beispiele: „Die Tendenz, heute vieles gleichzeitig, simultan zu erledigen, heißt bildlich, dass Türen nicht geschlossen sind, der Mensch steht daher im Durchzug“.

Tapferkeit, bei der der Mensch auch mit Verletzungen rechnen muss, ist für Grün innere Freiheit, damit das Leben gelingen kann. Im Maß sieht er keine Mittelmäßigkeit, sondern vielmehr die Zeit, die jeder für sich selbst nimmt, und Klugheit zeige sich dann, wenn der Mensch sich im rechten Augenblick für das Richtige entscheide. Alles was Pater Anselm Grün vorbringt, klingt so unendlich einfach und klar, nur muss es richtig empfunden werden. Dazu waren die 900 Zuhörer im Bürgerhaus von Wirges - zumindest für den Augenblick - gerne bereit und gewillt. Wie sonst wäre die fast andächtige Stille im Saal zu deuten gewesen.



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Ebenso lebensnah sprach der Pater über die drei christlichen Werte Glaube, Hoffnung und Liebe. „Der Glaube an Gott ist nicht nur was Frommes“, sagte er, den Blick auf Gott brauche der Mensch einfach. Damit öffne er sich etwas ganz Anderem. „Werte sind Bilder, die wir uns einbilden, nicht nur intellektuell begreifen“, erklärte der Pater zum Schluss, für den es wichtig ist: „das Bild in mir zu finden, das Gott angelegt hat“.

Pater Anselm Grün stellte sich anschließend noch den Fragen aus dem Auditorium, wobei die Zuhörer sich so ihre Gedanken machten, wie man mit Enttäuschungen umgehen müsse, ob man überhaupt noch Zeit für Werte habe und ob Pater Anselm Grün bei all seinen beherrschten Ratschlägen, die ein Leben so wertvoll machten, selbst auch mal wütend werden könne. Kleinkariertheit bringe ihn manchmal in Rage, verriet er. Und mit einem Augenzwinkern gestand er: „Wenn vor mir in der Kantine ein Zeitgenosse sich nicht entscheiden kann, was er denn nehmen soll, dann kann ich schon mal ärgerlich werden“. Aber das glaubte ihm wohl keiner der 900 Zuhörer im Saal so recht, die sich bei der Abschlusszeremonie noch einmal ganz - von Geist Pater Anselm Grüns gefangen - im Schlussgebet in seinen Wertvorstellungen aufgingen.

Ein Büchertisch von Marion Meurer bot nach der Veranstaltung die Möglichkeit, weitere „Seelennahrung“ mitzunehmen, die vom Pater gerne signiert wurde. Nach dem tief gehenden Vortrag von Pater Anselm Grün war allerdings die Eloge des Fördervereins auf die Sponsoren am Ende der Vorstellung eher fehl am Platze.


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