Blume des Jahres 2021 überlebenswichtig für Wiesenknopf-Ameisenbläulinge
Seit gut einer Woche ist es endlich raus: Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) ist die Blume des Jahres 2021. Am 21. Oktober 2020 wurde der Titel von der Loki-Schmidt-Stiftung zum 42. Mal verliehen. Jedes Jahr zeichnet die Hamburger Stiftung eine Pflanze als Blume des Jahres aus, die als Botschafterin stellvertretend für einen Lebensraum steht, in diesem Fall das extensiv genutzte Grünland.
Mainz/Region. „Ich freue mich über die Entscheidung der Loki-Schmidt-Stiftung den Großen Wiesenknopf als Blume des Jahres zu benennen. Dieser ist eine wichtige Futterpflanze für Insekten, vor allem für die beiden Schmetterlingsarten Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Für diese beiden Schmetterlinge hat die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz bereits im Frühjahr ein Artenschutzprojekt gestartet. In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft versucht die Stiftung Wiesen zu erhalten, auf denen unter anderem viele Schmetterlinge, aber auch andere Tiere vorkommen. Extensiv genutzte Grünländer sind zum Erhalt der Artenvielfalt enorm wichtig“, so Umweltministerin Ulrike Höfken.
Die wechselfeuchten Wiesen auf denen der Große Wiesenknopf vorkommt, sind traditionell eher schwer zu bewirtschaften. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft wurden solche Bereiche zur besseren Bearbeitung häufig entwässert oder sind mangels Bearbeitungsmöglichkeiten brach gefallen. Der Rückgang dieses Lebensraums verschärft die Situation vieler Arten. Zusätzlich machen sich die ausbleibenden Niederschläge der letzten Jahre bemerkbar.
„Dass für 2021 ausgerechnet der Große Wiesenknopf ausgewählt wurde, freut uns natürlich ganz besonders.“ erzählt Leah Nebel, Projektleiterin des Artenschutzprojektes bei der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. „Wir freuen uns bereits jetzt auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Loki-Schmidt-Stiftung. Gemeinsam können wir viele Menschen erreichen und auf den Rückgang der Arten aufmerksam machen. Die Blume des Jahres kommt in Rheinland-Pfalz noch an zahlreichen Standorten vor und wir bemühen uns gemeinsam mit der Landwirtschaft um den Erhalt der Lebensgrundlage der Ameisenbläulinge.“
Hintergrund: Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz führt seit März 2020 das Artenschutzprojekt Wiesenknopf-Ameisenbläulinge in den Landkreisen Ahrweiler, Altenkirchen, Neuwied und im Westerwaldkreis durch. Die Förderung erfolgt über EU- und Landesmittel aus dem ELER-Förderprogramm „Entwicklungsprogramm EULLE“. Die beiden Arten Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea teleius und M. nausithous) sind zwei gefährdete Schmetterlingsarten mit einem sehr komplexen Lebenszyklus. Sie sind an das Vorkommen ihrer Wirtsarten, Großer Wiesenknopf und ihre Wirtsameise, gebunden. Beide Wirtsarten sind dabei für das Vorkommen essentiell. Die beiden Schmetterlinge legen nicht nur ihre Eier ausschließlich in die Blüten des Großen Wiesenknopfes, die Pflanze dient außerdem als Nektarpflanze (für die Schmetterlinge), Nahrungspflanze (für die Raupen), Ruhe-, Schlaf- und Paarungsplatz. Die Raupen lassen sich nach einigen Tagen auf den Boden herab, wo sie von den Ameisen aufgesammelt, „adoptiert“ und in den Ameisenbau transportiert werden. Hier überwintern sie und ernähren sich von der Ameisenbrut, bevor sie sich im darauffolgenden Frühjahr verpuppen und den Ameisenbau als frisch geschlüpfter Schmetterling wieder verlassen. Bei diesen verwobenen Zusammenhängen ist es wenig verwunderlich, dass eine veränderte Landnutzung (zum Beispiel Mahdzeitpunkt, Dünger) oder Änderungen des Wasserhaushaltes den empfindlichen Kreislauf stören können.
Manchmal fehlen die passenden Standorte für den Wiesenknopf oder die Ameisen, manchmal stehen landwirtschaftliche Interessen im Gegensatz zu den Bedarfen der Schmetterlinge. Das Projekt verfolgt einen kooperativen Ansatz, wobei der Fokus auf der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft liegt. Mit einem Budget von circa 1,2 Millionen Euro sollen im Norden von Rheinland-Pfalz zahlreiche Habitate für die Schmetterlinge verbessert oder wiederhergestellt werden. Die noch vorhandenen Populationen sollen ausfindig gemacht, langfristig gesichert und durch aktive Wiederansiedlungen gestärkt werden. Begleitet wird das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Bis Sommer 2023 sollen bis zu 200 Hektar Flächen in geeignete Habitate mit einer angepassten Nutzung überführt werden. Fast zeitgleich startet im Nachbarland Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt zum Schutz der Ameisenbläulinge in den Landkreisen Euskirchen und Rhein-Sieg-Kreis. Besonders grenzübergreifende Populationen werden von der engen Zusammenarbeit der beiden Projekte profitieren können. Das NRW-Projekt wird federführend von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. für die beiden Biologischen Stationen der beteiligten Kreise durchgeführt. (PM)
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