Tag des Frühgeborenen am 17. November
Den seit vielen Jahren weltweit begangenen „Tag des Frühgeborenen“ am 17. November eines Jahres nimmt man in der Abteilung Neonatologie an der DRK-Kinderklinik Siegen als Anlass, einen Rückblick auf 25 Jahre neonatale Versorgung zu werfen und einen Ausblick in die Zukunft der Neonatologie zu wagen.
Siegen. Rund 1.250 Frühgeborene unter 1.500 Gramm beziehungsweise über 12.000 kranke Früh- und Neugeborene die in der Abteilung seit Eröffnung 1995 behandelt wurden zeigen, wie wichtig dieses einmalige und hochspezialisierte Versorgungsangebot für die Region und weit darüber hinaus ist. 2019 beispielsweise wurden insgesamt 691 Neugeborene mit ihren Eltern von den Fachkräften auf höchstem Niveau medizinisch, pflegerisch und auch psychologisch bei ihrem schwierigen Start in ein neues Leben unterstützt. 55 dieser Patienten wogen bei Geburt unter 1.250 Gramm, das kleinste Frühchen sogar nur etwas mehr als 280 Gramm. Die Patienten kommen entweder im gemeinsam mit dem Diakonie Klinikum Jung-Stilling betriebenen Perinatalzentrum Level 1 auf die Welt oder werden per Hubschrauber oder speziellem Baby-Notarztwagen von einer der rund zehn umliegenden Geburtskliniken umgehend nach Geburt auf den Siegener Wellersberg verlegt.
Das insgesamt fast 80-köpfige Team der Neonatologie von Chefarzt Markus Pingel und Simone Hensel als Bereichsleitung Pflege auf dem Wellersberg setzt sich zusammen aus Kinderärzten mit der Fortbildung Neonatologie oder Pädiatrische Intensivmedizin, speziell fachweitergebildeten Gesundheits- und Kinderkrankenpflegekräften sowie psychologischen und therapeutischen Fachkräften. Außerdem bietet die Frühchengruppe „klitzeklein“, eine Elterninitiative betroffener Eltern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung, seit vielen Jahren eine Unterstützung und Anleitung über den Klinikaufenthalt hinaus an.
Normalerweise feiert man anlässlich des Tags des Frühgeborenen am 17. November immer gemeinsam mit einem kleinen Fest diesen ganz besonderen Start ins neue Leben. Diese Feier entfällt 2020 ebenso wie eine entsprechende Jubiläumsaktivität an der DRK-Kinderklinik Siegen.
„Der Fokus liegt ganz klar auf der Lebensqualität der kleinen Patienten und einem so wenig wie möglich beeinträchtigtem Start für die Familien“, so beschreibt Chefarzt Markus Pingel die Motivation des Teams, das sich tagtäglich neben allen intensivmedizinischen Notwendigkeiten für diese Ziele engagiert.
Perspektivisch ist das Perinatalzentrum in seiner aktuellen Konstruktion an seinen Grenzen angekommen und bedarf dringend einer baulichen Neuaufstellung. Dass man sich seitens der Kinderklinik ein großes, modernes und zentrales Mutter-Kind-Zentrum in Siegen wünscht, ist kein Geheimnis. Hier könnten dann optimale Bedingungen für die rund 2.500 Geburten aus der Kernstadt geschaffen werden, von denen außerdem auch die erkrankten Neugeborenen des großen Einzugsgebiets profitieren könnten.
Fakten: Im Perinatalzentrum Level 1 in Kooperation mit der Diakonie in Südwestfalen und der Pädiatrischen Intensivstation auf dem Wellersberg wurden 2019 691 Früh- und Neugeborene medizinisch versorgt, 66 Kinder davon kamen gar mit einem Gewicht von unter 1.500 Gramm, 55 mit einem Gewicht von unter 1.250 Gramm zur Welt. In den letzten 5 Jahren mussten 3.362 Babys beim Start ins Leben medizinisch und pflegerisch besonders unterstützt werden. Frühgeborene sind von ihrem ersten Lebenstag an kleine Überlebenskünstler. Diejenigen Kinder, die nur wenige Wochen zu früh geboren werden, entwickeln sich meist gut und können schnell nach Hause entlassen werden.
Doch die kleinsten „Frühchen“ bringen bei ihrer Geburt oft nicht einmal 500 Gramm auf die Waage, ihre Füßchen sind kaum größer als der Daumen eines Erwachsenen. Vor ihnen und ihren Eltern liegt ein langer, schwerer Weg. Sie benötigen Medizintechnik auf höchstem Niveau, Kinderärzte mit umfangreicher Erfahrung und speziell weitergebildetes Kinderkrankenpflegepersonal. Die Versorgung von Frühgeborenen stellt eine der größten Herausforderungen in der Medizin dar, insbesondere da diese Kinder am Beginn ihres Lebens und ihrer Entwicklung stehen. Zunächst liegen sie wochenlang im Inkubator (Brutkasten), geschützt vor der Außenwelt. Ihre Atmung muss anfangs von einer Maschine unterstützt werden, der Kreislauf ist noch nicht stabil, das Trinken und die Verdauung von Muttermilch oder spezieller Frühgeborenennahrung fallen schwer. Für betroffene Eltern ist der lange Aufenthalt zusammen mit ihrem Kind in der Kinderklinik eine schwere und belastende Zeit, die von Höhen, aber auch vielen Belastungen und für die gesamte Familie herausfordernden Augen-blicken gezeichnet ist.
Im Gesprächskreis „klitzklein“ haben Eltern jeden zweiten Mittwoch im Monat die Möglichkeit, sich mit anderen betroffenen Eltern auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln. Dies ist aktuell leider aus bekannten Gründen nicht möglich. (PM)
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