"Nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer"
„Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, hier bei Euch zu sein.“ Mit klaren Worten stellte sich der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering am vergangenen Freitagnachmittag bei einem Besuch im Streik- Camp der Belegschaft des Zentrums für Forschung und Entwicklung des schwedischen Trelleborg-Konzerns in Höhr-Grenzhausen hinter die von Entlassung bedrohten Mitarbeiter.
Höhr-Grenzhausen. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister hatte der streikenden Trelleborg-Belegschaft sein Kommen spontan zugesagt, da er an diesem Tag auch vor den Teilnehmern der 3. Clusterkonferenz von Unternehmen der Keramik-, Metall- und Kunststoffbranche im Keramikmuseum der Stadt sprechen wollte. Er hielt sein Versprechen und stärkte den Mitarbeitern des schwedischen Konzerns den Rücken.
Er habe sich während der Gespräche über eine Sicherung des Trelleborg-Standortes in Höhr-Grenzhausen häufig auch mit den Vertretern der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ausgetauscht, sagte Hering, der auch die Grüße von Ministerpräsident Kurt Beck übermittelte. Die von einer Werksschließung betroffenen rund 160 Arbeitsplätze seien „wichtig für die Region“, betonte der Minister und zog Parallelen zur Situation bei der Firma Wolf-Garten in Betzdorf, wo ebenfalls betriebswirtschaftliche Gründe genannt worden seien, „die nicht ganz nachvollziehbar sind“.
Von Seiten des Trelleborg-Konzerns habe es immer eine Zusage gegeben, dass das Unternehmen bei einem Umzug nach Breuberg im hessischen Odenwald „jeden mitnehme“, so Hering. Allerdings müssten dabei auch die Bedingungen stimmen. „Wir erwarten, dass hier ganz genau darauf geschaut wird, was dies für jeden einzelnen Mitarbeiter bedeutet“, sagte der Minister und fügte hinzu: „Es zählen nicht nur Bilanzen und Renditen.“
Hering bedauerte, dass bisherige Gespräche mit der Konzernleitung nur zu einem „mäßigen Ergebnis“ geführt hätten. Deshalb wolle er mit seinem Besuch vor Ort dokumentieren: „Wir sind bei Euch und hoffen, dass es zumindest für die am härtesten betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine akzeptable Lösung geben wird“. Er hoffe deshalb, dass „Eure Aktionen Wirkung zeigen“, meinte Hering abschließend unter dem Beifall der rund 60 streikenden Trelleborg-Mitarbeiter.
Tobias Hanson von der Bezirksstelle der IG BCE dankte Hering dafür, dass er „den Prozess die ganze Zeit mitbegleitet hat“. Dies sei ein „tolles Signal“, das die Belegschaft respektvoll zur Kenntnis genommen habe. Aus den Reihen der Streikenden wurde der Wirtschaftsminister ermuntert, sich dafür einzusetzen, dass künftig im Arbeitsrecht klare Zumutbarkeitskriterien benannt werden, „damit spätere Generationen nicht erneut in solche existenzgefährdenden Situationen geraten“. Hering verwies auf die Instrumente eines Sozialplans, in dem die Beteiligten solche Fragen regeln müssten und betonte: „Auch die Wirtschaft steht hier in der Pflicht.“ Betroffene Arbeitnehmer wiederum brauchten starke Gewerkschaften, „damit Anpassungsprozesse nicht auf ihrem Rücken ausgetragen werden“.
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