Team Akutschmerzdienst erfolgreich rezertifiziert
Professionelles Schmerzmanagement ist in Deutschland noch immer nicht selbstverständlich – darauf hat erst vor wenigen Tagen der Deutsche Schmerzkongreß 2020 hingewiesen. Nach wie vor gebe es in der Behandlung von Patienten mit Schmerzen große Defizite, es mangele an gezielter, bedarfsgerechter Therapie, so der Tenor der virtuellen Fachkonferenz der Deutschen Schmerzgesellschaft.
Limburg. Demgegenüber gibt es am St. Vincenz-Krankenhaus Limburg seit über 15 Jahren ein strukturiertes, interdisziplinär besetztes Team aus Ärzten und besonders geschulten Pflegekräften, das sich gegen den Schmerz engagiert: den sogenannten Akutschmerzdienst, der sich unter dem Dach der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin formiert hat. Jetzt wurde dem Team unter Chefarzt Privatdozent Dr. Michael Fries nicht nur seine Professionalität, sondern vor allem auch überaus großes Engagement und äußerst effektive Arbeit attestiert: die erfolgreiche Re-Zertifizierung durch den TÜV Rheinland ist die offizielle Bestätigung für konstruktives und professionelles Engagement gegen den Schmerz. Patienten aller chirurgischen Disziplinen sowie der Notaufnahme profitieren von diesem Angebot.
Denn trotz modernster Operations-Methoden lassen sich Schmerzen natürlich nicht völlig vermeiden. Auch führt die durchgeführte Schmerztherapie dabei in der Regel nicht zu völliger Schmerzlosigkeit. Jedoch lassen sich die Schmerzen durch sehr wirkungsvolle Schmerztherapien erheblich reduzieren. Bei geplanten Eingriffen greifen bereits vor der Operation effektive Maßnahmen zur Schmerzbehandlung. Ziel ist es, unter möglichst niedrigen Nebenwirkungen den Schmerz soweit wie möglich zu verhindern oder zu reduzieren.
Im Kampf gegen den Schmerz sind am St. Vincenz, koordiniert durch die Leitung der anästhesiologischen Pflege Astrid Krämer, rund um die Uhr speziell ausgebildete „Pain nurses“, sogenannte Schmerzschwestern, aktiv. Dies sind anästhesiologisch ausgebildete Fachkrankenschwestern, die postoperative Schmerzen schnell und effizient behandeln können. Sie arbeiten mit einem vielseitigen Repertoire hochwirksamer Behandlungsmethoden. Durch ihre anspruchsvolle Zusatzausbildung verfügen die Pain-Nurses über das fachgerechte Know How, die Schmerztherapie selbstständig den individuellen Bedürfnissen des Patienten anzupassen. Darüber hinaus sind am St. Vincenz differenzierte Verfahrensanweisungen zur Behandlung postoperativer Schmerzen sowohl im Aufwachraum, als auch auf der Intensivstation und den operativen Stationen implementiert.
Praktisch sieht dies so aus: Alle Patienten werden einer dem Ausmaß des Eingriffs angepassten Schmerzstufe zugeordnet und erhalten dann entsprechende Medikamente, die je nach individuellem Bedarf angepasst werden können. Das subjektive Schmerzempfinden wird durch den Patienten selbst auf einer Schmerzskala von null bis zehn festgelegt. In Abhängigkeit von der Operation und dem subjektiv ermittelten Schmerzempfinden des Patienten verabreicht die Station dann individuell das passende Schmerzmittel. Darüber hinaus wird der Erfolg der Therapie auch durch enge Kooperation mit der Physiotherapie ermöglicht. So kann in der Regel verhindert werden, dass sich ein hohes Schmerzniveau entwickelt: der Schmerz bleibt unter Kontrolle.
Grundsätzlich arbeiten alle operativen Bereiche des St. Vincenz in Sachen Schmerz vor, während und nach einer Operation eng mit dem Akutschmerzdienst zusammen. Bei ungewöhnlich starken Schmerzen ihrer Patienten kann jede operative Station schnelle und professionelle Hilfe anfordern Dieses schmerztherapeutische Gesamtkonzept bewirkt nicht nur eine schnellerer Mobilisation, sondern trägt gleichzeitig zu einem besseren funktionellen Ergebnis des operativen Eingriffs bei.
Zudem nimmt der Akutschmerzdienst am Benchmark-Projekt „Quips“ teil. Quips steht für Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie und ist ein Vergleichssystem zur Verbesserung der Akutschmerztherapie in deutschen Krankenhäusern. Fünfzehn Qualitätsindikatoren werden standardisiert von ausgewählten Patienten anonymisiert erhoben und dokumentiert; ihre Analyse und Rückmeldung an die beteiligten Kliniken ist ein wichtiges Instrument für sowohl internes, als auch externes Benchmarking und kontinuierliche Verlaufsbeobachtung. Das Projekt wird von den Präsidien der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) unterstützt. (PM)