Bedrohte Fischart in der Westerwälder Seenplatte entdeckt
Zum Winter 2020 ließ die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe den Brinkenweiher, einen der sieben Teiche der Westerwälder Seenplatte, erstmalig nach drei Jahren vollständig ab, um die Stauanlage auf Schäden zu kontrollieren. Dabei wurde auch der Bitterling nachgewiesen, eine seltene und in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Fischart.
Hachenburg. „Da seit 2018 kein Besatz und Abfischen stattgefunden hat, wussten wir nicht, was aktuell im Brinkenweiher schwimmt. Das Ablassen des Weihers wollten wir daher auch nutzen, um einen Überblick zu den vorkommenden Fischarten zu erhalten", erklärt Stiftungsmitarbeiterin Inés Noll. Die Aktion fand gemeinsam mit ehrenamtlich Engagierten, dem erfahrenen Teichwart Helmut Schuster und Rüdiger Sikora von den Teichanlagen Meissel statt, der für die Aktion kostenlos seine Ausrüstung zur Verfügung stellte und kräftig mit anpackte.
Besonders erfreut waren die Beteiligten, dass keine Karpfen beim Ablassen entdeckt wurden. Denn Karpfen setzen als bodenwühlende Fische Nährstoffe aus dem Gewässergrund frei und verschlechtern damit die Wasserqualität für seltene Wasserpflanzen und Tiere. Zu den besonders häufigen Bewohnern des Brinkenweihers gehören Kleinfischarten wie Moderlieschen oder Bitterling, der in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedroht ist. Bitterlinge kommen nur in Gewässern vor, in denen Großmuscheln wie die Große Teichmuschel oder die Große Flussmuschel leben. Die Muscheln dienen dem Bitterling-Nachwuchs als sichere Kinderstube in den ersten Lebenswochen.
Aber auch invasive Arten wie der aus Nordamerika stammende Kamberkrebs und der asiatische Blaubandbärbling sind den Naturschützern ins Netz gegangen. „Überrascht hat uns alle, in welcher Menge die Kleinfische vorkommen. Das zeigt, dass sich die Fischbestände seit dem letzten Abfischen gut entwickelt haben", freut sich Inés Noll. Der Großteil der Fische des Brinkenweihers wurde bei der Aktion über den Grundablass in den benachbarten Postweiher geschleust und findet dort nun ein neues Zuhause.
Um weitere Erkenntnisse für die künftige naturschutzfachliche Entwicklung der Westerwälder Seenplatte zu erhalten, erstellt die Universität Koblenz-Landau diesen Winter im Auftrag der NABU-Stiftung und des NABU Landesverbandes Rheinland-Pfalz eine Vorstudie zur Gewässerökologie der sieben Weiher.
Die Westerwälder Seenplatte zwischen Hachenburg und Montabaur ist ein Eldorado für Wasser- und Watvögel. Ende 2019 erwarb die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe die sieben Weiher und engagiert sich seitdem zusammen mit zahlreichen Engagierten vor Ort für den dauerhaften Schutz der artenreichen Gewässerlebensräume. Im Besitz der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe befinden sich bundesweit mittlerweile über 20.300 Hektar Naturschutzland. (PM)
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