Bewegen und gestalten als junge Erwachsene im Kirchenvorstand
Vielfalt ist eines der Schlüsselwörter für die Mitarbeit im Kirchenvorstand einer Evangelischen Kirchengemeinde. Die Vielfalt der Mitglieder bringt unterschiedliche Perspektiven, Lebenswelten und Erfahrungen mit und bildet so die Gemeinde, das Evangelische Dekanat und die Landeskirche, die EKHN, ab.
Westerburg. In den vergangenen sechs Jahren erlebt hat das Luisa Schwöbel aus Neunkirchen. Die 23-jährige wurde vom damaligen Pfarrer der Gemeinde gefragt, ob sie sich eine Mitarbeit im Kirchenvorstand vorstellen könne. „Aus der Mitarbeit im Konfirmandenkurs heraus habe ich mich zur Wahl aufstellen lassen. Da war ich erst 17 Jahre alt und ging noch in Westerburg aus Gymnasium.“ Luisa Schwöbel wurde bei der Wahl 2015, mit gerade 18 Jahren, prompt in den Kirchenvorstand gewählt und arbeitet seitdem in der Leitung der Gemeinde mit: „Anfangs war ich bei Diskussionen in den Sitzungen des Kirchenvorstands schon unsicher, trotzdem wurde ich keinen Moment anders behandelt weil ich die Jüngste war. Meine Meinung wurde von Anfang an akzeptiert. Ein bisschen frischer Wind aus einem neuen Blickwinkel war sogar manchmal ganz hilfreich.“
Luisa Schwöbel arbeitet mittlerweile nach ihrem Dualen Studium im Sozialamt der Kreisverwaltung in Montabaur. Dort ist sie für die Beratung der Antragsteller von Grundsicherung zuständig. Abends geht es dann manchmal nahtlos noch in die Sitzungen des Kirchenvorstands. „Einmal im Monat tagen wir in Neunkirchen, abends um 19 Uhr, so eineinhalb bis zwei Stunden. Einfach nur die Hand zur Abstimmung heben reicht da nicht, mitdenken ist schon wichtig. Aber man arbeitet sich dort nicht zu Tode, der Aufwand ist echt überschaubar“, meint Luisa Schwöbel.
Allerdings hat sich in den vergangenen sechs Jahren in der Kirchengemeinde Neunkirchen viel bewegt. Die beiden Gotteshäuser der Gemeinde – die Johanneskirche in Neunkirchen und die Matthäuskapelle in Hüblingen- wurden renoviert, dafür musste der Kirchenvorstand zahlreiche Entscheidungen im Bau- und Finanzbereich treffen. Und das war noch nicht alles. „Die Konfirmanden- und Kindergottesdienstarbeit wurde umgestellt, wir haben viele Konzerte an der Orgel der Johanneskirche, die Gottesdienste werden regelmäßig mit den Pfarrern der Gemeinde, Anja Jacobi und Michael Zopf, geplant und nicht zuletzt überlegen wir, welche weiteren Angebote wir der Gemeinde machen sollen“, zählt Luisa Schwöbel auf. Hier kann man sich innerhalb des Kirchenvorstands abstimmen, wem welche Themen mehr liegen und dort auch besonders viel Engagement hereinlegen, sagt sie.
Ab einem Alter von 14 Jahren haben alle Mitglieder der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau (EKHN) alle sechs Jahre das Recht, die Leitung ihrer Gemeinde vor Ort zu wählen und so das Gemeindeleben mitzubestimmen. Jedes evangelische Kirchenmitglied kann mitentscheiden, wer die Geschicke der eigenen Kirchengemeinde lenkt. Die nächsten Wahlen werden am 13. Juni 2021 stattfinden. Als Kandidat bewerben kann sich jeder, der 18 Jahre oder älter ist. Um die Interessen der jungen Kirchenmitglieder zu vertreten, können zusätzlich auch Jugendmitglieder in den Kirchenvorstand gewählt werden. Einem Kirchenvorstand können bis zu zwei Jugendmitglieder angehören, die ab 14 Jahren alt sein müssen.
Luisa Schwöbel war mit ihren 18 Jahren schon ein reguläres Mitglied des Neunkirchener Kirchenvorstandes. Sie möchte auch in der kommenden Legislaturperiode wieder kandidieren. „Die sechs Jahre gingen so schnell vorbei. Ich habe neue Dinge gelernt und möchte durch die Mitarbeit weitere Erfahrungen sammeln. Es hat auch einfach Spaß gemacht, weil ich dort nette Leute getroffen habe. Und außerdem hat das, was man macht, direkten Einfluss darauf, was in der Gemeinde passiert. Man sieht bei Dingen, für die man sich eingesetzt hat, das Ergebnis. Das ist ein gutes Gefühl.“
Durch die Corona-Pandemie wurde die Vorbereitung der Kirchenvorstandswahl im Juni enorm erschwert. Eigentlich sollten momentan in Gemeindeversammlungen schon mögliche Kandidaten vorgestellt werden, was wegen der Pandemie nur in wenigen Gemeinden möglich ist. Bereitschaft für die Mitarbeit im Kirchenvorsand zu kandidieren, wird noch fast überall gesucht. Für Luisa Schwöbel impliziert das Wort „Gemeinde“, was für sie am Wichtigsten an der Mitarbeit im Kirchenvorstand ist: „Teil einer Gemeinschaft zu sein. Sich selbst nicht als Einzelkämpfer zu sehen, sondern als Teil eines großen Ganzen, zu dem man etwas beitragen kann. Meine Erfahrung ist: Für das, was man gibt, bekommt man auch viel Positives zurück.“
Wenn Sie sich für eine Mitarbeit im Kirchenvorstand interessieren oder Fragen haben, wenden Sie sich einfach an die Mitglieder Ihres derzeitigen Kirchenvorstandes. (shg)
Lokales: Westerburg & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Westerburg auf Facebook werden!