NI: Wildkatzen und ihre Lebensräume schützen
Gerade jetzt im Spätwinter beginnt die Paarungszeit der Wildkatzen, die sogenannte Ranzzeit. Die Kater legen weite Strecken auf der Suche nach paarungsbereiten Weibchen zurück. Dabei müssen sie nicht selten auch Straßen überqueren. Darauf weist der Umweltverband Naturschutzinitiative e.V. (NI) hin.
Quirnbach. Vorsicht im Straßenverkehr
„Der Straßenverkehr ist die Todesursache Nummer 1 bei unseren heimischen Wildkatzen. Deshalb sollten Autofahrer auf Straßen, die durch Waldgebiete führen oder zwischen Wald- und Wiesenbereichen liegen, besonders in der Dämmerung und Dunkelheit sehr achtsam sein. Die Gefahr durch Kraftfahrzeuge, die mit hoher Geschwindigkeit fahren, kann von Wildkatzen schlecht eingeschätzt werden. Nach Schätzung von Wildbiologen werden jedes Jahr etwa 30 Prozent der Wildkatzenpopulation im Straßenverkehr getötet. Querungshilfen für Wildtiere sind daher eine wichtige Schutzmaßnahme für die Wildkatzenpopulation“, erklärte Wildkatzenforscherin Gabriele Neumann von der Naturschutzinitiative e.V. (NI), die sich hierfür besonders bei Straßenbaumaßnahmen einsetzt. So ist es auf Initiative der NI vorgesehen, an der A 3 in der Nähe des Ratsplatzes Welschehahn eine Grünbrücke zu bauen, ebenso beim weiteren Ausbau der B 414 zwischen Kirburg und Hof. Weiterer Handlungsbedarf besteht unter anderem an der B 49 im Bereich der Montabaurer Höhe, da hier eine große Zerschneidung von Lebensräumen und ein Unfallschwerpunkt besteht. „Für die gute Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) sind wir im Interesse der Wildkatze und anderer Wildtieren, die auf Querungshilfen angewiesen sind, sehr dankbar“, so Wildkatzenexpertin Gabriele Neumann.
Rote Liste: gefährdet
„Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) wird auf der Roten Liste Deutschland nach wie vor als gefährdet eingestuft. Der Bestand in Deutschland lässt sich genetisch in eine westdeutsche und eine mitteldeutsche Population unterscheiden. In den letzten drei Jahrzehnten hat die Europäische Wildkatze eine deutliche Ausbreitungstendenz gezeigt, begleitet von vielen Forschungs- und Förderungsprojekten, so der Umweltverband Naturschutzinitiative e.V. (NI).
Vernetzung von Lebensräumen
„Voraussetzung für eine erfolgreiche Wiederbesiedlung ehemaliger Lebensräume ist eine Wiedervernetzung, die Bestandteil der Biodiversitätsstrategie des Bundes sowie des Landes Rheinland-Pfalz ist. Dabei stehen Arten in besonderer Verantwortung Deutschlands, zu denen die Europäische Wildkatze gehört, und Projekte zur Entschneidung und Wiedervernetzung von Landschaften und Ökosystemen im Zentrum der Betrachtung“, erklärte Gabriele Neumann.
Hier spiele auch der Nauberg im nördlichen Rheinland-Pfalz eine wichtige Rolle, so Gabriele Neumann. Dieser sei ein großes unzerschnittenes Waldgebiet mit alten Buchenbeständen und hohem Strukturreichtum. Dieses Gebiet und seine Umgebung liege in einem als „von der Wildkatze besiedelter Raum“ definierten Korridor zwischen den stabilen Populationsarealen Hunsrück/Taunus im Süden und dem Rothaargebirge im Nordosten, der eine wichtige Verbindung für den Austausch zwischen den beiden Populationsarealen darstelle.
Zudem verlaufen durch das Gebiet wesentliche Bestandteile der überregional bedeutsamen Wanderkorridore für diese Art: der Wildkatzenwegeplan des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), das Korridormodell nach Nina Klar (2010) und die Wanderkorridore für Arten des Waldes und Halboffenlandes (LUWG 2007/LfU).
„Eine Hauptachse des Wildkatzenwegeplans für Deutschland führt über den Höhenrücken des Naubergs im nördlichen Rheinland-Pfalz. Dieser Wanderkorridor ist von überregionaler Bedeutung, da er eine bedeutende Verbindung der westdeutschen und der mitteldeutschen Population darstellt. Damit zeigt sich die besondere Bedeutung dieser Achse sowohl für den genetischen Austausch zwischen den Populationen als auch als Beitrag zur nationalen Biodiversitätsstrategie. Schon deshalb verbietet sich jede Beeinträchtigung dieser Korridorfunktion. Den geplanten Basaltabbau können wir daher nicht akzeptieren“, betonte Wildkatzenforscherin Gabriele Neumann.
Beobachtungen und Totfunde an NI melden
Die NI bittet die Bürger darum, sollten diese Verkehrsopfer am Straßenrand sehen, dies der NI über das Meldeformular unter „www.naturschutz-initiative.de“ zu melden. „Und mit einem Foto helfen Sie uns bei der wichtigen Dokumentation von Wildkatzenvorkommen. Natürlich freuen wir uns besonders über die Meldung von Beobachtungen lebendiger Wildkatzen auf dem gleichen Weg“, so Gabriele Neumann.
Richtiges Verhalten bei der Beobachtung von Jungkatzen
Ende März beginnt die Aufzuchtzeit der Wildkatzen. Dafür benötigen die Katzenmütter gute Verstecke, die Schutz vor Witterung und Prädatoren (Fressfeinden) bieten. Nach einigen Wochen werden die kleinen Kätzchen mobil und, wie jedes Säugetier, neugierig und erkunden ihre Umgebung. Die Mutter ist in dieser Zeit sehr beschäftigt mit der Nahrungssuche für die kleine Familie. Da kann es durchaus vorkommen, dass Waldspaziergänger die Jungkatzen beobachten. Junge Wildkatzen sehen getigerten Hauskatzenkindern zum Verwechseln ähnlich und werden deshalb auch schon mal für ausgesetzte Hauskatzen gehalten und einfach aus dem Wald „entführt“. „Das ist für viele dieser kleinen Katzen gleichbedeutend mit einem Todesurteil, weil sie bei unsachgemäßer Unterbringung und Fütterung sterben. Sollte Ihnen eine Beobachtung junger Katzen im Wald zuteilwerden, so betrachten Sie das als Geschenk und ziehen Sie sich ganz vorsichtig wieder zurück. Eine Meldung dieser Beobachtung an die NI wäre von großer Bedeutung für die Verbreitungskarte der Europäischen Wildkatze“, so Gabriele Neumann.
Mehr Infos: www.naturschutz-initiative.de, Wildkatzen-Notfallnummer: 0151 46 55 88 31. (PM)
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