Fragen an die Bürgermeister-Kandidatin Gabriele Greis
Es gibt zwei Kandidaten für das Amt des Verbandsbürgermeisters von Hachenburg. Das ist schön für die Wähler, die am 14. März 21 zwischen Gabriele Greis (SPD/Bündnis90/Grüne) und Stefan Leukel (CDU) wählen können.
Hachenburg. Ein „weiter so“ wird beiden Kandidaten zum Wahlgewinn sicherlich nicht ausreichen. Es müssen neue Visionen dazukommen, die die Bürger mitnehmen auf dem Weg aus der Pandemie in eine prosperierende Zukunft. Damit den Wählern bei der Entscheidungsfindung geholfen wird, stellt der WW-Kurier Greis und Leukel gleiche Fragen. mit der Bitte, diese für den WW-Kurier zu beantworten. Hier die Antworten von Gabriele Greis:
Was haben Sie sich für die ersten 100 Tage Ihrer Amtszeit vorgenommen?
Greis: Ich möchte in allen Ortsgemeinden und der Stadt Bürgerforen veranstalten, um die Wünsche und Sorgen vor Ort noch besser kennenzulernen, aber auch um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zum politischen „Mitmachen“ zu animieren, da ich ein Fan der Rheinland-Pfälzischen Kommunalverfassung bin. Sie bietet ausgesprochen viele Möglichkeiten der Beteiligung – die zugegebenermaßen nicht immer bequem sind. Die Neigung, sich punktuell bei einem Thema, das Menschen unmittelbar und persönlich betrifft, kurzfristig zu engagieren, ist höher, als das kontinuierliche Mitwirken in kommunalen Parlamenten. Natürlich ist auch ersteres wichtig. Aber wir brauchen Menschen, die bereit sind, langfristig Politik in den Orten zu machen. Zum einen erfordert auch die lokale Kommunalpolitik einiges an Erfahrung, zum anderen sind viele – vor allem größere - Projekte nicht innerhalb einer Legislaturperiode abzuwickeln. Es ist eines meiner Ziele, für diese Arbeit Werbung zu machen und aktive Unterstützung zu leisten. Daneben hoffe ich, dass die Corona-Situation es bis dahin zulässt, den gemeinsam mit der IHK bereits seit 2020 geplanten Unternehmerbeirat für die Verbandsgemeinde ins Leben zu rufen, der einen regelmäßigen Austausch mit der Wirtschaft gewährleistet.
Die mittelständische Wirtschaft und der Tourismus sind zwei Standbeine
Hachenburgs. Auf welchem dritten Bein möchten Sie stehen?
Greis: Das sind zweifellos die Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Hachenburg. Wobei das „dritte Standbein“ hierbei keinesfalls eine Wertung beinhaltet. Die Verbandsgemeinde Hachenburg bekommt einen großen Anteil ihrer Mittel, die sie verausgabt, von den Ortsgemeinden und damit von den Bürgerinnen und Bürgern, die ein berechtigtes Interesse an zuverlässigen und zukunftsfähigen Dienstleistungen haben. Die Balance zwischen der Umsetzung neuer und innovativer Projekte und dem gleichzeitigen Schuldenabbau auf ein ausgesprochen niedriges Niveau der Pro-Kopf-Verschuldung (Anmerkung: 44,35 Euro in der VG Hachenburg im Vergleich zu durchschnittlich 321 Euro in den anderen Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz) ist der Verbandsgemeinde in der Vergangenheit sehr gut gelungen. Das soll auch in Zukunft so bleiben.
Warum sollten die Hachenburger Ihnen am 14. März ihre Stimme geben?
Greis: Weil ich offen, ehrlich und vor allem qualifiziert bin. Ich bringe eine große Portion Heimatliebe für den Westerwald mit und bin sehr naturverbunden und – im wahrsten Sinn des Wortes – „geerdet“. Und was meine Qualifikation angeht: Mit meinem Studium als Dipl.-Sozialwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt „Planung und Verwaltung“ habe ich die ideale Ausbildung für das Amt. Außerdem bin ich seit zwölf Jahren als Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde Hachenburg die „zweite Chefin“ in der Behördenleitung neben dem Bürgermeister. Mir sind alle Aufgaben sowie die gesamte Verwaltung, sämtliche Strukturen und Verwaltungsebenen bestens bekannt. Ich habe die notwendige Führungserfahrung, die man für die Leitung von circa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern benötigt. Ich bin sozusagen die „Fachkraft fürs Bürgermeisteramt“. Da ich nicht erst eingearbeitet werden muss – was im Fall der Wahl eines anderen Kandidaten übrigens meine Aufgabe als Erste Beigeordnete wäre -, habe ich von Anfang an die notwendigen Freiräume, um Themen unmittelbar voranzutreiben.
Trotz dieser langen Erfahrung wird es mit meiner Wahl aber auch frischen Wind in der Verbandsgemeinde Hachenburg geben. Ich will die hohe Qualität der Arbeit Peter Klöckners beibehalten. Daneben wird es aber auch entscheidend darauf ankommen, Themen wie zum Beispiel die Digitalisierung in Schulen – aber natürlich auch in der Verwaltung - zu bearbeiten, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Eine Besonderheit meiner Kandidatur ist zudem, dass ich von zwei Parteien – der SPD und den Grünen - zur Kandidatin gewählt und ein gemeinsamer Wahlvorschlag erstellt wurde. Dieses Vertrauen ist mir eine Ehre und eine Verpflichtung. Es bringt zum Ausdruck, was mir wichtig ist: nämlich eine vertrauensvolle, gemeinsame, an der Sache orientierte Politik über Parteigrenzen hinaus.
Und natürlich hoffe ich nicht nur auf Stimmen der Hachenburger, sondern auf Stimmen aus der gesamten Verbandsgemeinde. ;-)
Was wollen Sie tun damit sich die Gemeinden der VG nicht abgehängt fühlen?
Greis: Das wird nicht passieren, da ich gerade für die kleineren Ortsgemeinden ein großes Herz habe und selbst Bürgermeisterin eines typischen Westerwälder Dörfchens mit circa 470 Einwohnern bin. Ich bewundere das direkte ehrenamtliche Engagement, das je kleiner die Gemeinde desto ausgeprägter ist. Das will ich unbedingt unterstützen.
Wie bereits erwähnt, schätze ich die Rheinland-Pfälzische Kommunalverfassung sehr, nach der die Politik zunächst und ursächlich in den Gemeinden gemacht wird. Davor habe ich großen Respekt und werde versuchen, durch fachlichen und persönlichen Rat den Ortsgemeinden und der Stadt Hachenburg bei der Umsetzung ihrer Vorhaben zu helfen.
Gleichzeitig gibt es eine Fülle von Themen, die durch die Verbandsgemeinde für die Gemeinden umgesetzt werden – wie zum Beispiel das Grundschul- oder Feuerwehrwesen. In beiden Fällen ist es mir wichtig, dass die Standorte vor Ort erhalten und gestärkt werden. Im Hinblick auf die Grundschulen möchte ich zukünftig das Ganztagsangebot neben Alpenrod, Hachenburg und bald auch Rossbach auf alle weiteren Standorte ausdehnen. Das macht unsere Ortsgemeinden für Familien noch attraktiver.
Wie und wo könnten in der Stadt mehr „bezahlbare“ Wohnungen entstehen?
Greis: Als Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde hätte ich leider keine direkten Handlungsmöglichkeiten in diesem Thema. Das obliegt den Städten und Gemeinden unmittelbar. Selbstverständlich begrüße ich kommunales Engagement in diesem Bereich sehr, weil dies ein Stück weit unabhängiger von Marktmechanismen und damit sozial gerechter funktionieren kann. Dies kann die Verbandsgemeinde aus juristischen Gründen aber leider nicht leisten.
Es wäre allerdings sehr wohl möglich und auch mein Ziel, durch die Akquise von Investoren Werbung für entsprechende Baumaßnahmen zu machen. Das wiederum ist abhängig von der Attraktivität der Verbandsgemeinde als solcher, die es ständig weiter zu verbessern aber auch zu bewerben gilt. So wird meiner Ansicht nach das neue Krankenhaus mit vielen zuverlässig gesicherten neuen Arbeitsplätzen einen Anreiz für private Investoren bieten, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Das müssen nicht zwangsweise Großinvestoren sein – auch Privatleute können durchaus in Zeiten des Niedrigzinsniveaus in Immobilien investieren und tun das auch.
Welchen Stellenwert nehmen Einzelhandel und Gewerbe in Ihrem Aufgabenspektrum ein? Wie bewerten Sie die Zukunft und welches Förderpotential sehen Sie?
Greis: Beide Bereiche haben einen sehr hohen Stellenwert. Hier werden durch das Angebot von Arbeitsplätzen die Grundlagen für den Lebensunterhalt unserer Bürgerinnen und Bürger gelegt – aber auch ein gutes Stück der Einnahmen für die Kommunen generiert. Insofern gilt die einfache Faustregel: je besser es der Wirtschaft geht, desto besser geht es uns allen.
Verbesserungspotential sehe ich aktuell in zwei Vorhaben, die ich verfolge. Zum einen den bereits angesprochenen Unternehmerbeirat, mit dem wir gemeinsam mit der IHK in den regelmäßigen Austausch mit der Wirtschaft treten möchten. Zum anderen möchte ich für die Verbandsgemeindeverwaltung Hachenburg das RAL-Gütezeichen „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ erwerben, um so nach verbindlichen und objektiven Kriterien die Zusammenarbeit gerade mit den mittelständischen Unternehmen, die in der Verbandsgemeinde Hachenburg zahlreich vertreten sind, zu optimieren.
Ein wesentlicher Baustein ist außerdem die Verfügbarkeit guter, zuverlässiger Infrastruktur. Neben den Verkehrsadern sind Unternehmen vor allem auf eine schnelle und stabile Internet- beziehungsweise Breitbandversorgung angewiesen. Das werden wir in Zukunft konsequent weiter vorantreiben.
Speziell der Einzelhandel und auch die Gastronomie sind zudem von elementarer Bedeutung für eine gute Lebensqualität in der Region. Nach der Corona-Pandemie wird es eine der vordringlichsten Aufgaben sein, zu tun, was wir können, um den Betrieben, die derzeit vielfach unter den Einschränkungen leiden, wieder auf die Beine zu helfen.
Was unterschiedet Sie von Ihrem Mitbewerber/in? Was können Sie besser?
Greis: Ich sehe große Vorteile in den Kenntnissen, die ich im Lauf der letzten zwölf Jahre erworben habe. Weil ich sehr genau weiß, was auf mich zukommt, biete ich Kontinuität und Verlässlichkeit in der Arbeit. Ich bin aber auch noch jung genug, um innovative Ideen zu haben, entscheidungsfreudig, mutig und - wo immer es möglich ist - unbürokratisch.
Aber letzten Endes müssen die Wählerinnen und Wähler diese Frage beantworten. Deren Votum sehe ich gespannt aber auch mit einer Portion Demut entgegen. (htv)
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