Unsere Kitas heute, morgen und übermorgen
Die aktuellen Rahmenbedingungen in den Kindertagesstätten und Perspektiven für die Zukunft waren Thema einer Videokonferenz der CDU-Landtagsabgeordneten Jenny Groß mit der Vorsitzenden des Kita-Fachkräfteverbands Rheinland-Pfalz, Claudia Theobald, sowie weiteren Erzieherinnen und Erziehern.
Montabaur. Im Gespräch wurde harte Kritik am Umgang des Landes während der Corona-Pandemie mit den Erzieher/innen geübt. Auch die Perspektiven mit dem „neuen“ Kita-Gesetz sind von großer Skepsis geprägt.
In ihrer Begrüßung machte MdL Jenny Groß bereits deutlich, dass das Thema Kinderbetreuung in Rheinland-Pfalz ein Dauerbrenner kontroverser Diskussionen ist. „Es beschäftigt nicht nur die Elternschaft und die Träger der Kindertagesstätten. Erzieherinnen und Erzieher klagen über die An- und Überforderungen der ab Sommer 2021 geltenden Regelungen. Sorgen und Unverständnis bereitet seit Wochen darüber hinaus die unklare Haltung der Landesregierung bei den Corona-Regeln für die Kindertagesstätten.“
Die Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbands Rheinland-Pfalz, Claudia Theobald, gab zunächst einen historischen Überblick über die Entwicklung der Betreuung beziehungsweise frühkindlichen Bildung in den Kindertagesstätten. Aus Sicht der Fachkräfte werden mit dem ab Sommer geltenden gesetzlichen Neuregelungen nicht kindgerechte Rahmenbedingungen in den Kindertagessstätten fortgeschrieben. So seien Fragen der Mittagsessenversorgung sowie der jeweilige Umfang von Betreuung und Bildung weiterhin unklar. Theobald fordert eine Debatte in der Gesellschaft, wie ein kindgerechter Alltag in den Kitas ermöglicht werden kann.
Die zugeschalteten Fachkräfte bewegt momentan vor allem der Umgang mit der Corona-Pandemie. Sie kritisieren die mangelnde Wertschätzung der Landesregierung gegenüber den Erzieherinnen und Erziehern. Statt klarer Vorgaben werden das Fachpersonal und die Träger dem Druck von außen ausgesetzt. Eltern und Arbeitgeber werden durch die Äußerungen der Landesregierung zum Umgang mit der Corona-Pandemie eher verunsichert.
„Wir bekommen keine Planungssicherheit, erfahren erst im Nachgang, was man von uns erwartet und dann erhalten wir keinerlei Unterstützung von Seiten des Landes,“ so äußert sich eine Erzieherin. Weitgehende Unterstützung erfährt das Fachpersonal durch die Träger der Kitas. Hier werde jeweils gemeinsam nach Lösungen gesucht. Eine klar geregelte „Notbetreuung“ sei vorteilhaft für das Kindeswohl und könne von allen Beteiligten besser gehandhabt werden. Manuel Hein, der Ende letzten Jahres eine Petition startete und darin den Notbetrieb für die Kitas im Land forderte, war ebenso in der Schalte dabei. Er zeigte sich enttäuscht darüber, dass sie als Erzieherinnen und Erzieher keinen ausreichenden Gesundheitsschutz von Seiten des Landes erhalten und tagtäglich mit den Kindern in den Kitas arbeiten müssen. „Wir können weder Abstand halten noch tragen die Kinder Masken, unser Privatleben haben wir alle lange eingestellt, damit wir keinerlei weitere Kontakte haben und den Betrieb aufrechterhalten. Auch Kinder übertragen Viren und der mutierte Virus, der auch in Kitas jüngst auftauchte, ist für uns alle eine Gefahr, dennoch sollen wir den Betrieb aufrechterhalten, das geht nicht,“ erklärt Manuel Hein und erhält von allen große Unterstützung.
„Ein Appell an die Eltern, sie mögen im besten Fall ihr Kind zuhause betreuen, reicht nicht. Für Eltern wie für die Einrichtungen muss es klare Regeln geben, die gibt das Land nicht und lässt die Erzieherinnen und Erzieher alleine. In manchen Kitas in der Region sind mehr als 60 Kinder derzeit in der Betreuung, das ist schlicht in der aktuell pandemischen Lage hochprekär,“ so die Landtagsabgeordnete Jenny Groß, die häufig mit den Themen konfrontiert wird.
Das neue Kita-Gesetz und die vom Landesjugendamt verkündeten Regelungen ab dem Sommer 2021 berücksichtigten zu wenig die Praxis vor Ort. Es sei zu erwarten, dass Personal fehlt. Dies treibe auch den Trägern der Einrichtungen einige Sorgenfalten auf die Stirn. Starr handzuhabende Betreuungszeiten erschwerten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern. Schlussendlich beschweren sich Träger insbesondere über die mangelhafte finanzielle Ausstattung und Förderung des Kita-Ausbaus. Das neue Kita-Gesetz verschärfe die Anforderungen, den Raum- und Personalbedarf und somit die finanzielle Situation für Träger und Kommunen zunehmend.
Die zahlreich anwesenden Erzieherinnen und Erzieher bedankten sich und Claudia Theobald fasste zusammen: „Wir brauchen klare Betreuungsregelungen und eine Verbesserung des Infektionsschutzes in den Einrichtungen.“ Manuel Hein sagte: „Mit Jenny Groß haben wir eine Politikerin auf Augenhöhe, das ist gut. Solche Gesprächsrunden muss es öfters geben, die Raum für Diskussion lassen.“
Abschließend ergänzte Jenny Groß MdL auch unbequeme Fragen in die politische Diskussion einzubringen. „Nur eine transparente und ehrliche Kommunikation hilft den Kindern, Eltern, den Beschäftigten und den Trägern weiter.“ (PM)
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