Digitaler Wäller Markt: Auch Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain will fördern
Von Daniel-David Pirker
Zwei Verbandsgemeinden haben bereits finanzielle Unterstützung zugesagt für das Pionierprojekt, das im großen Stil einen Onlinehandels-Marktplatz in der Region verwirklichen soll. Nun ist sicher: Die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain fördert ebenfalls den Onlinemarktplatz, der Amazon und Co. endlich im ländlichen Raum Paroli bieten soll.
Betzdorf-Gebhardshain. Auch die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain setzt auf den Wäller Marktplatz als Antwort auf den boomenden Onlinehandel. Heute (2. Februar) hat der Haupt- und Finanzausschuss grünes Licht gegeben für eine Finanzspritze. 13.000 Euro sollen verteilt auf drei Jahre in das Pionierprojekt fließen.
Damit ist Betzdorf-Gebhardshain die dritte Verbandsgemeinde, die unter anderem für die nötige Anschubfinanzierung sorgt. Wie der erste Beigeordnete Joachim Brenner (CDU) in der digitalen Sitzung des wichtigsten Ausschusses der VG erklärte, haben bereits die Verbandsgemeinden Wallmerod und Daaden-Herdorf entsprechende Förderungen beschlossen.
Mit dem Wäller Markt würde nicht nur eine Plattform für den Onlinevertrieb für die Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwald an den Start gehen – das Konzept sieht auch einen Lieferservice vor, der Waren noch am gleichen Tag zum Kunden bringen soll. Bereits über 100 Einzelhändler haben Brenner zufolge ihre Beteiligung zugesagt. Laut Beschlussvorlage unterstützt zudem die Betzdorfer Aktionsgemeinschaft das Projekt.
„Tolle Idee“, „super-tolle Idee”, „sehr gute Idee“
Als Betreibergesellschaft soll eine Genossenschaft fungieren. Anteile gibt es ab 100 Euro. Für die ersten fünfeinhalb Jahre wurde auch ein Businessplan erstellt. Die Anschubfinanzierung wird öffentlich gefördert. Das meiste Geld kommt laut Brenner über das Förderprogramm „Leader“. Durch einen einmaligen Zuschuss der 25 Verbandsgemeinden aus den drei Landkreisen von 50 Cent pro Einwohner soll die noch bestehende Finanzierungslücke von 350.000 Euro gedeckt werden.
Gerade die Corona-Krise befeuerte den bereits zuvor mächtigen Trend hin zum Onlinehandel. Die regionalen Einzelhändler hingegen erlebten größtenteils ein Horrorjahr. Mit dem Wäller Markt soll ihnen im geografischen Westerwald ein Werkzeug in die Hand gegeben werden, um unkompliziert Boden gutzumachen im Kampf um die Kunden, die immer mehr online kaufen.
Die Fraktionsvertreter hoben während der Sitzung die Chancen hervor, die das Projekt bietet – wenn auch in unterschiedlichen Nuancen. So sieht Brenner im Wäller Markt „aktive Wirtschaftsförderung, wie man sie sich nicht besser vorstellen kann“. An die Gewerbetreibenden und Einzelhändler vor Ort werde ein Zeichen ausgesendet, dass die Kommunalpolitik sie bei der fortschreitenden Digitalisierung unterstütze.
Zurückhaltende Zustimmung von FWG
Bernd Mockenhaupt (CDU) und Benjamin Geldsetzer (SPD) machten aus ihrer Zustimmung gleich einen Überbietungswettbewerb: Während Mockenhaupt die Idee als „toll“ lobte, ist sie für Geldsetzer „super-toll“. Auch von den Vertretern der anderen Parteien wurde Zustimmung signalisiert. Den Lobeshymnen von CDU und SPD wollte sich Peter Schwan für seine FWG-Fraktion allerdings nicht ganz anschließen. Es müsse abgewartet werden, ob es gelinge, einen Gegenpol zu den großen Marktteilnehmern zu schaffen. Gaby Tsygie (Grüne) sprach von einer „sehr guten Idee“. Allerdings besteht aus ihrer Sicht die Gefahr, dass gerade ältere Kunden der Online-Plattform gegenüber nicht ganz so aufgeschlossen sein könnten.
Joachim Brenner wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass die Hemmschwelle zur Onlinebestellung für Ältere in der Krise gesunken sei. Studien untermauern tatsächlich seine Einschätzung. Außerdem kündigte der Beigeordnete an, dass für Senioren über das Ehrenamtsprojekt entsprechende Kurse angeboten würden. (ddp)
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