Stiftung Fly&Help baut in diesem Jahr in Togo ihre 500. Schule
Es ist bereits jetzt ein Lebenswerk, das seinesgleichen sucht. Fly&Help, die Reiner-Meutsch-Stiftung mit Sitz in Kroppach, steht vor einem wirklich großen Meilenstein in ihrer gerade einmal etwas mehr als zehnjährigen Geschichte. In Togo, einem Land in Westafrika, wird im Laufe des Jahres die 500. Schule mit dem Geld gebaut, das Meutsch Jahr aus, Jahr ein so akribisch zusammenträgt.
Kroppach. Die Reiner-Meutsch-Stiftung Fly&Help hat eine Dynamik entwickelt, mit der nach ihrer Geburt vor etwas mehr als zehn Jahren niemand rechnete. Hatte der Gründer nach seiner Weltumrundung per Flugzeug sich zum Ziel gesetzt, fünf Schulen pro Jahr in Entwicklungsländern zu bauen und einen Zeitraum von 20 Jahren für seine Aktivität vorgegeben, ist dieses Vorhaben längst pulverisiert. Im Laufe des Jahres wird im westafrikanischen Togo die 500. Schule für 210 Kinder unter dem Dach von Fly&Help, also mit Spendengeld aus Deutschland, gebaut. Über 460 dieser Bildungseinrichtungen, die meistens nach Norm der Vereinten Nationen entstehen und teils in abgelegenen Teilen des jeweiligen Landes angesiedelt sind, werden bereits von Jungen und Mädchen besucht. Im zurückliegenden Jahr wurden Fly&Help rund 5,2 Millionen Euro gespendet, womit das Resultat von 2019 trotz Corona-Pandemie sogar ein wenig übertroffen wurde.
Ohne Herzblut geht das nicht
"Dir merkt man das Herzblut an, denn ohne Herzblut kann man das gar nicht machen", konstatierte Christian Baldauf, der CDU-Oppositionsführer im rheinland-pfälzischen Landtag und Spitzenkandidat der Christdemokraten für den Urnengang am 14. März, bei einer Stippvisite am Sitz der Stiftung in Kroppach. "Zudem merkt man Dir das Unternehmertum an. Es wäre schlimm, wenn das nicht der Fall wäre. Du hast zur rechten Zeit überlegt, noch einmal etwas anders zu machen", ergänzte er und stellte heraus, dass solch eine Stiftung nur mit Netzwerken funktioniere. Es gebe ganz viele, die helfen wollten, die aber verbunden werden müssten. Baldauf ermunterte Meutsch, diese Leidenschaft weiter zu verfolgen: "Es ist genau das, was wir brauchen, nämlich Bildung dorthin zu bringen, wo es am besten ist."
Nachhaltigkeit spielt große Rolle
Der Aspekt der Nachhaltigkeit spiele bei allen Projekten eine entscheidende Rolle, antwortete Meutsch auf Baldaufs Frage, wie sich die Zeit nach der Einweihung gestalte. "Die Lehrer werden immer vom Staat bezahlt, es sind immer Staatschulen", ging er ins Detail, "die Regierungen müssen einen Generationenvertrag mit uns eingehen. Wir haben in Togo einen Vertrag mit einem Ministerium. Gibt es einen solchen nicht, bauen wir auch nicht." Die Kommune, in der die Schule entsteht und die sie "von uns geschenkt bekommt", werde verpflichtet, die Nachhaltigkeit sicherzustellen. Sie müsse die Strom- und Wasserversorgung sowie funktionierende Toiletten garantieren. "Wir kontrollieren die Schulen mindestens alle zwei Jahre", ergänzte Meutsch, wofür extra drei Mitarbeiter bereitstehen, "wir wollen, dass die Schulen 40 Jahre plus x existieren." Das Baumaterial werde immer aus dem jeweiligen Land bezogen. Vor Ort verlässt sich Meutsch bei der Umsetzung auf die Strukturen deutscher Hilfsorganisationen, die zum Beispiel die Bauarbeiter anwerben. "Sonst geht das nicht", machte er deutlich. Help&Fly ist in 45 Ländern präsent.
Transparenz als hohes Gut
Aber nicht jedes Land kommt in den Genuss, Schulen über Fly&Help finanziert zu bekommen. "Wenn Nationen ein hohes Ranking im Korruptionsindex haben, bauen wir nicht", zeigte Meutsch Ausnahmen auf. Es sei das Geld fremder Leute, dass "wir verbauen. Es muss sichergestellt sein, dass wir das Geld für den originären Zweck verwenden. Wir haben keine Verwaltungskosten, gelten als Vorzeigestiftung und veröffentlichen alle Zahlen im Internet". Es gebe nichts Schlimmeres als Intransparenz. Der Erfolg von Fly&Help hänge auch mit der Kommunikation und damit zusammen, "wie wir alles nachvollziehen lassen". Meutsch legte großen Wert darauf, das Wesen seiner Stiftung als "Verbrauchsstiftung" darzustellen, denn innerhalb von 24 Monaten müsse das Geld ausgegeben sein, es gebe keine den Ertrag steigernden Anlagen, die Baldauf ins Spiel gebracht hatte. Meutsch machte diese einfache Rechnung auf: "Jeder Euro fließt 1:1 in die Projekte. Wenn kein neues Geld reinkommt, ist im Oktober das Geld weg."
Lebensziel längst erreicht
Von Baldauf auf seine weiteren Ziele angesprochen, blieb Meutsch vage. "Mein Lebensziel von 2010, fünf Schule pro Jahr und 20 Jahre lang zu bauen, habe ich in der Summe längst erreicht. Ich mache die Stiftung so lange weiter, so lange es mir Freude macht, so lange ich Menschen motivieren kann mitzumachen, solange meine Gesundheit mitspielt", sagte er, "ich habe inzwischen auch meine Nachfolge geregelt. Meine Töchter werden die Stiftung fortführen, wenn ich vom Himmel fallen sollte oder mir etwas anderes passiert." Absoluter Spitzenreiter, also das Land, in dem bislang die meisten Schulen gebaut wurden, ist Ruanda, das Partnerland von Rheinland-Pfalz, mit 61, zehn weitere folgen in 2021. Im zurückliegenden Jahr wurden 94 eröffnet. In diesem will Meutsch an dieses Ergebnis anknüpfen. Das sei genau das, was glücklich mache. Dieses Glück zu verteilen, komme tausendfach zu ihm zurück. (vh)
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