Bibel oder Biologie?
Der Streit um den für Hellenhahn-Schellenberg geplanten, dann aber abgelehnten „Evolutionsweg“ schlug im Spätherbst hohe Wellen weit über Westerwald hinaus. Hämische Kommentare über die „rückständigen Provinzler“ ergossen sich über die sozialen Medien.
Hellenhahn-Schellenberg. Als die Presse den Westerwälder Theologen und Biologen Dr. Hermann Josef Roth um seine Meinung bat, lebte die Diskussion wieder auf. Sie zwingt erneut zur Klarstellung, jetzt konzentriert auf die zentrale Frage des Problembündels, nämlich: Bibel oder Biologie?
Hier gilt es scharf zu trennen: Die Evolutionslehre ist eine naturwissenschaftliche Theorie und muss nach diesen Kriterien diskutiert und dargestellt werden. Wenn von einem „Evolutionsweg“ die Rede ist, muss ich als Betrachter davon ausgehen, dass die Tafeln die darauf bezogenen Fakten darstellen.
Dr. Hermann Josef Roth stellt klar:
Welche weltanschaulichen Folgerungen aus den nachprüfbaren Tatsachen gezogen werden, ist ein ganz anderer Vorgang. Der Theist mag sich bestätigt fühlen wie ebenso der Atheist. – Wir erleben es ja zurzeit massenhaft, wie aus objektiven Laborbefunden höchst verschiedene, ja sogar konträre Folgerungen gezogen werden. – Die Schöpfungslehre wie auch ihre Ablehnung sind Glaubenssache. Ihre Darstellung auf einem „Evolutionsweg“ möchte ich deshalb nicht befürworten, ebenso wenig wie beim „Waldlehrpfad“, „Limes- „oder „Riesling-Wanderweg“.
Nebenbei sei bemerkt, dass die Idee einer natürlichen „Stammes-Entwicklung“ der Lebewesen keineswegs von Darwin stammt und schon gar nicht auf Galapagos „entdeckt“ worden ist, sondern bis zu den Vorsokratikern zurückverfolgt werden kann. Selbst in der Bibel hat sie Spuren hinterlassen, und am Prinzip hielten sogar Heilige wie Augustinus und Thomas fest. Freilich blieb es Minderheitentheorie.
Seine Kritik an dem Vorhaben liegt außerdem noch auf einer anderen Ebene. Wenn schon Westerwälder einen Evolutionsweg finanzieren, dann sollte dieser gefälligst auch die entsprechen-den erdgeschichtlichen Spuren in der Westerwald-Natur berücksichtigen, in denen sich die Entwicklung des Lebens spiegelt.
Roth betont: „Ich hatte gehofft, mit meiner Wortmeldung das Schein-Problem als solches aufzulösen helfen. Dazu habe ich ja anderer Stelle ausführlich Stellung genommen. Ich habe es mir bestimmt nicht leicht gemacht.“
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Man kann es nachlesen:
• Scholastiker und Biologen – Naturforscher im Zwiespalt von Glauben und Wissen. In: Denkstile und Schulenbildung in der Biologie. Verh. z. Gesch. d. Biologie 19: 19-42
• Die Kontroverse Evolutionismus/Kreationismus – ein Scheinproblem? Eine Wortmeldung – In: Naturschutz und Demokratie. Hg.: Gert Gröning & Joachim Wolschke-Bulmahn (= CGI-Studies, 3) - Hannover: Leibniz-Universität, 2006, S. 37-42
• Message of the Bible or Theory of Darwin? A Pseudo Problem. An interdisciplinary Statement on the Current Controversy in Germany – In: Divine Action and Natural Selection. Science, Faith and Evolution. Ed. By Joseph Seckbach & Richard Gordon. New Jersey, London, Singapore, Beijing: World Scientific, 2009, S. 648-659
• natura – Die Natur, Anspruch und Antwort. Vom Umgang mit einem rätselhaften Wesen – In: Fünf vor Elf. Beiträge zur Theologie (= Schriftenr. d. Inst. f. Dogmatik u. Fundamentaltheol. d. Phil.-theol. Hochschule Heiligenkreuz u. Päpstl. Akademie, 2). Heiligenkreuz: Be&Be, 2010, S. 45-62
• ¿El Mesage e la Biblia o la Teoría de Darwin? - In: AnÁMnesis (Nr. 50) 25, 2015, S. 153-164; Ciudad de México
Hintergründe:
• Der Entdecker des „Neandertalers“: Johann Carl Fuhlrott – In: Biologie in unserer Zeit 36, 1, 2006, S. 61-62, 4 Abb.
• Darwins Reise nach Lateinamerika im Kontext europäischer Südamerikareisen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – In: Jutta Blaser & Wolf Lustig (Hg.): Darwin und Lateinamerika (= Veröff. d. Inter-disziplinären Arbeitskreises Lateinamerika, Bd. 6) – Mainz: Gutenberg-Universität 2011, S. 23-40, 2 Abb., 3 Tab., brosch. – ISBN 978-3-9813289-1-2 □ (Dr. Hermann Josef Roth)
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