Nicole nörgelt… über Valentinsrituale
Von Nicole
GLOSSE | Gibt es was Schlimmeres als Freitag, den 13.? Ja! Den 14. Februar! Valentinstag! Das Halloween aller Dauersingles, das hämische Hähähä ins Gesicht der Sitzengelassenen, das von Kerzenrauch und Rosenduft geschwängerte Anti-Nirwana der Romantik-Allergiker! Argh, warum tut man mir das an!?
Region. Schon klar, dass sich Verliebte auf diesen Tag freuen, an dem sie ohne schiefe Blicke in Herzchen und rosa Luftballons schweben dürfen. Ich dagegen mit meiner ausgeprägten Kitsch-Allergie bekomme schon rote Stellen, wenn ich an all die armen Rosen denke, deren Blätter auf Betten verstreut und dann im Eifer der Leidenschaft plattgewälzt werden. Ist das romantisch? Ich müsste sicher nur die ganze Zeit an diese fiesen Ohrenkneifer denken, die bestimmt in den Blüten gesessen haben und es sich jetzt in den hormondurchtränkten Laken gemütlich machen. Na, juckt’s schon?
Mit Schauder, aber auch einer gewissen morbiden Faszination blicke ich zurück auf mein Teenager-Ich, das damals noch ach so unsterblich in den schönen Blonden aus der Parallel-Klasse verliebt war. Was ein paar Jahre später beim Jahrgangstreffen aus der Unsterblichkeit geworden ist, will ich an dieser Stelle nicht wiederholen, aber damals war ich noch der Meinung, dass ein Liebesritual am Valentinstag mir das Herz des Geliebten – und rein nebenbei natürlich seinen unanständig knackigen Hintern in diesen engen Jeans – zu Füßen legen würde.
Ich weiß nicht mehr, aus welchem Horrorfilm meine ebenso verliebte Freundin und ich uns dieses Liebes-Voodoo-Ritual entliehen hatten, aber jedenfalls verlangte es die Opfergabe eines Hühnchens. Bevor Sie jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Keine Sorge, das sind wir ganz pragmatisch angegangen. Wir haben einfach im Supermarkt ein paar Hähnchenschlegel gekauft und sie dann auf der Waldlichtung mit dem Feuerzeug angekokelt, denn das verlangte Feuer anzuzünden, war uns schlicht zu doof.
Sie können sich vorstellen, was aus diesem Ritual geworden ist. Nüscht. Niente. Zum Glück, denn wenn ich heute daran denke, dass ich mir diesen Typen für die Ewigkeit ans Bein gezaubert hätte, dann möge Amor sich erbarmen! Dann lieber Single!
Ich jedenfalls werde den Valentinstag damit verbringen, mir Horrorfilme reinzuziehen, in denen dämlich verliebte Teenies dahingemetzelt werden, und meine Voodoo-Freundin anzurufen. Für einen gemeinsamen Lacher nach all den Jahren ist unser kleines Ritual nämlich allemal gut gewesen. Und wenn ich es recht bedenke, dann hat es vielleicht doch was gebracht. Eine Jahrzehnte überdauernde Freundschaft ist doch auch irgendwie Liebe und im Grunde ganz romantisch. Oder?
In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!
Ihre Nicole
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