Freie Sicht bis zum Rhein - Der WesterWALD im Klimastress
Seit Beginn der Covid-19-Pandemie gehen immer mehr Menschen in den nächstgelegenen Wald, um in der Natur zu spazieren. Aber was sehen sie dort immer häufiger?: dem Wald geht es nicht gut.
Montabaur. Tatsächlich wirft der Zustand des Waldes vor unseren Haustüren unangenehme Fragen auf. In der Onlineveranstaltung, der SPD-Bundestagsfraktion auf Einladung von Gabi Weber, zum Thema "Der Klimawandel direkt vor unserer Haustür" ging es um Antworten auf die immer sichtbarere Schädigung der Wälder in der Region durch die immer stärkeren Folgen des Klimawandels wie starke Stürme, Trockenheit sowie starken Schädlingsbefall.
Prof. Dr. Christian Ammer, Dekan der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie an der Georg-August-Universität Göttingen verdeutlichte anhand von Statistiken, wie die durchschnittlichen Temperaturen seit Mitte der 1980er stetig nach oben gehen und die Trockenperioden zunehmen. Dies nütze dem Borkenkäfer und schade dem Wald, der so im Dauerstress sei: "Die Waldbewirtschaftung steht vor Herausforderungen wie noch nie. Die Ursachen des Klimawandels müssen bekämpft werden, nicht nur die Symptome. Wir müssen jetzt radikal unseren Lebensstil ändern."
Diesem drastischen Urteil stimmte auch Friedbert Ritter, Leiter des Forstamts Neuhäusel, zu. Er hob die unterschiedlichen, wichtigen Funktionen des Waldes hervor, die es alle zu erhalten gelte. Neben bundesweit 1,1 Millionen Arbeitsplätzen, die vom Wald aktuell abhängen, ist er auch für Erholung, Freizeit und Kultur von großer Bedeutung. Das Ausmaß der Schäden im Westerwald ist allerdings für alle deutlich sichtbar und die Funktionen des Waldes sind bedroht.
Die Bundestagsabgeordnete Isabel Mackensen, Berichterstatterin der SPD-Fraktion für den Bereich Wald und Forst, erläuterte bundespolitische Maßnahmen zur Stärkung und Wiederbelebung des Waldbestandes. Erst kürzlich wurde die Reform des Bundesjagdgesetzes verabschiedet. "Wald und Wild müssen zusammen betrachtet und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", so Mackensen. Die CO2-Abgabe und ihre mögliche Verwendung auch für den Waldschutz sowie Anreize für klimaschützendes Verhalten wurden ebenfalls beleuchtet.
In der lebhaft geführten Diskussion mit den Teilnehmenden führte Prof. Dr. Ammer die vorgetragenen vielfältigen Möglichkeiten der Waldnutzung in der Frage zusammen: "Was will meine Kommune vom Wald?" Will sie Holz verkaufen oder zielt sie auf Ökosystemdienstleistungen wie Biodiversität, Erholungsraum oder Wassergewinnung ab? Gabi Weber regt an, dass diese grundsätzliche Frage in allen Kommunen gestellt wird, da sie es ermögliche, auf lokale Probleme gezieltere Antworten zu finden. "Waldschutz geht uns alle an. Die Zeit zum Handeln drängt. Kluge Lösungskonzepte liegen auf dem Tisch. Es kommt nun darauf an, lokal gut passende Umsetzungen zu ermöglichen. Wald muss man in langen Zeiträumen denken. Schnelles Handeln mit langem Atem wird entscheidend sein, damit wir hoffentlich wieder gesunde Wälder genießen können", lautete Webers Fazit der Veranstaltung. (PM)
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