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Nachricht vom 21.04.2021
Vereine
Naturland Betrieb von Familie Aller gewinnt NABU-Preis
Beim diesjährigen NABU-Wettbewerb "Gemeinsam Boden gut machen" konnte sich ein Naturland Betrieb aus dem Westerwald durchsetzen und erhält mit dem Preisgeld eine Förderung für die Betriebsumstellung auf Öko-Landbau.
Familie Aller vom Naturland Wiesenhof in Maxsain. Fotos: NABUMaxsain. Der Wiesenhof aus Maxsain wird von zwei Generationen der Familie Aller bewirtschaftet. Andreas, Annette und Tocher Antonia Aller sind die Betriebsleiter/innen des Naturland Betriebs Wiesenhof, der in diesem Jahr den NABU Förderpreis „Gemeinsam Boden gut machen“ in Rheinland-Pfalz gewonnen hat. Zwei Generationen der Familie Aller also, die den 200 Hektar großen Rinderbetrieb mit Milchviehhaltung und Bullenmast bewirtschaften. 2018 entschlossen sich Allers, den Betrieb auf ökologischen Landbau umzustellen und Mitglied im Naturland Verband zu werden. „Für uns war die Umstellung die Konsequenz des Weges, den wir seit einigen Jahren gehen: Der Natur wieder mehr Raum geben, weniger auf Agrarindustrien angewiesen zu sein und das ganze Jahr mit gutem Gewissen durch seine eigenen Felder gehen,“ erläutert Andreas Aller die Entscheidung der Familie. „Mit dem Öko-Landbau macht die Landwirtschaft wieder Spaß,“ betont der 56-Jährige.

Bio aus 100 Prozent Überzeugung
240 Rinder hält Familie Aller auf dem Wiesenhof, davon 85 Milchkühe und 45 Bullen, plus Kälber – und zwar weibliche und männliche. Bereits vor der Umstellung auf Bio konnten die Milchkühe auf die Weide, immerhin hat der Betrieb knapp 60 Hektar Weidefläche und verfügt somit über viel Platz für seine Tiere. Dass jetzt auch die Bullen den kompletten Sommer auf der Weide verbringen dürfen, verdanken sie der Umstellung auf Bio. „Uns war es wichtig, dass wir kein Tier an einen nicht-ökologischen Betrieb abgeben müssen,“ erklärt Annette Aller den ungewöhnlichen Schritt, auch die männliche Nachzucht auf dem Hof zu halten. Der Betrieb setzt seit der Umstellung vermehrt auf Fleckvieh, eine sogenannte Zweinutzungsrasse, die sich sowohl für die Milch- als auch Fleischerzeugung gut eignet.

Für Familie Aller war die Umstellung auf Öko-Landbau keine einfache Entscheidung, denn eine Bio-Molkerei gab und gibt es in Rheinland-Pfalz nicht und somit auch keine gesicherte Vermarktung für ihre Bio-Milch. Aber Allers sind von Bio so überzeugt, dass sie das Risiko trotzdem eingegangen sind. Zum Glück fand sich über die Milcherzeugergemeinschaft Rheinland-Pfalz – Saar eine Lösung, die Bio-Milch der Allers zu vermarkten. Bei der Vermarktung ihres Bio-Fleischs steht Familie Aller aber noch ganz am Anfang. Gerne würden sie das Fleisch direkt oder bei regionalen Metzgereien vermarkten. Dafür notwendig wäre aber eine stärkere Nachfrage von Verbraucher/innen, die bereit wären, den höheren Bio-Preis zu bezahlen.

Nachhaltigkeit als Betriebsmodell
Heizen mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Holz, Photothermie für warmes Wasser und Photovoltaik zur Erzeugung des Stromes für den Betrieb und den eigens umgebauten E-Geländewagen - nach diesen Schritten war die Umstellung auf den Öko-Landbau für Familie Aller die logische Konsequenz einer langjährigen Optimierung des Betriebs in Richtung Nachhaltigkeit. Denn auch sie bekommen immer mehr die Auswirkungen sich verändernder Umweltbedingungen zu spüren. „Vor allem das Wetter in den letzten Jahren macht uns zu schaffen. Immer längere Trockenperioden zwingen uns dazu, uns mehr mit dem Boden auseinander zu setzen und ihn so zu bewirtschaften, dass Mikroorganismen, Humusgehalt, Regenwürmer und unsere Kulturen sich auf dem Feld wohl fühlen und mit dem geringeren Niederschlag irgendwie auskommen“, erzählt Antonia Aller. „Die Natur ist nicht von uns abhängig, sondern wir von der Natur. Das bekommen wir Landwirte und Landwirtinnen bei unserer täglichen Arbeit immer wieder gezeigt“, fügt die 26-Jährige hinzu.

Schon lange engagieren sich Allers auf ihrem Betrieb auch für mehr Biodiversität und Artenschutz. Blühstreifen, Uferrandstreifen und die Anlage von Streuobstwiese sind Bestandteil der täglichen Arbeit auf dem Wiesenhof. In den vergangenen zehn Jahren wurden mehr als 500 Bäume gepflanzt, um den Lebensraum für heimische Vögel und Insekten zu stärken. Auch das Preisgeld vom NABU-Wettbewerb wollen sie für diesen Bereich einsetzen, zum Beispiel in eine Mähtechnik, die besonders schonend für Insekten und Amphibien ist. Investitionen also, die „sich monetär vielleicht nicht rechnen, aber unserer Artenvielfalt und Natur wieder etwas zurückgeben“, erklärt Antonia Aller.

Über den Wettbewerb „Gemeinsam Boden gut machen“
Der alljährlich stattfindende NABU-Wettbewerb, der von Unternehmen wie Alnatura und REWE unterstützt wird, soll Betriebe, die frisch auf Öko-Landbau umgestellt haben, bei der Finanzierung der Umstellung unterstützen und damit den Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen in Deutschland steigern. Besonders die Umstellungsphase ist für viele Öko-Betriebe mit hohen Investitionskosten verbunden. Zusammen mit neun anderen Umstellern gehört der Wiesenhof zu den insgesamt zehn prämierten Öko-Betrieben, die sich in diesem Jahr das Preisgeld teilen dürfen.

Über Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V.
Naturland ist einer der größten Öko-Verbände in Deutschland und weltweit und als gemeinnützig anerkannt. Mehr als 100.000 Bäuerinnen und Bauern in knapp 60 Ländern der Erde zeigen, dass ein ökologisches, soziales und faires Wirtschaften im Miteinander ein Erfolgsprojekt ist. In Deutschland wirtschaften 4.200 Betriebe nach den Naturland Richtlinien, davon knapp 50 Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Weltweit ist die Mehrzahl der Naturland Bauern in Kleinbauernkooperativen und Erzeugergemeinschaften organisiert. Damit steht Naturland wie kein anderer Öko-Verband für den harmonischen Zweiklang von Regionalität und Internationalität in einer globalisierten Welt. (PM)
 
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