Das kleine Dorf Enspel stand im Mittelpunkt des weltweiten Interesses. Denn hier – im Stöffel-Park – wurde ein Aufsehen erregendes neues Harley Davidson-Produkt lanciert: die Pan America 1250.
Enspel. Sie ist die Gallionsfigur einer neuen Ära: Die Amerikaner steigen damit in das Segment der Reiseenduros ein. Damit alles klappte, musste auch „im Hintergrund“ alles funktionieren. Das Modell wurde hier nur akkreditierten Händlern und Presseleuten präsentiert – unter hohen Corona-Schutzmaßnahmen.
Auch die Sicherheitsmaßnahmen waren ausgeklügelt
Nur geladene Personen wurden in den etwa zwei Wochen im April 2021 empfangen und bei Anreise und Abfahrt getestet. Der Security-Service hatte ein Auge darauf, dass sich keiner durchmogelt. Abstände wurden eingehalten, die Maskenpflicht bestand.
Das Sicherheitspaket war gut gefüllt: Es mangelte nicht an FFP-2-Masken, Handdesinfektionsmitteln... Die Gäste wurden von dem Unternehmen empfangen. Jedem stand ein eigenes Container-Zimmer zur Verfügung. Einige Aktionen wurden ganz in Zelte oder ins Freie verlegt.
Rund um die Uhr wurden die Industriegebäude rot angestrahlt, viele überdimensionale Poster und Harley-Davidson-Schriftzüge waren zu sehen. Auf der oberen Etage befanden sich inmitten der Einmannhäuschen offene Zelte mit groben Holzspänen und Palettenmöbeln neben einer großen Feuerschale.
Wie kommt Harley-Davidson auf den Stöffel?
Martin Rudolph, der Geschäftsführer des Stöffel-Parks, war überwältigt, das Event bei sich begrüßen zu können. Eine wichtige Vermittlerrolle spielte dabei Kim Hummerich von SKS-World in Mogendorf. Das Westerwälder Familienunternehmen (in der dritten Generation) mit 115 Mitarbeitern hat beste Connections zu Harley-Davidson, denn nur seine LKW dürfen die Neufahrzeugauslieferung in Deutschland und Österreich übernehmen...
Kim (34 Jahre), die für SKS-Reisen verantwortlich ist, zog es dieses Mal nicht in den Süden oder nach Mallorca, sondern sie wollte im Westerwald bleiben. Sie setzte sich dafür ein, dass die Pan America hier in Enspel präsentiert wurde. Sie kennt den Park von einem Besuch, und Fahrer des Speditionsunternehmens waren auch schon beim hiesigen Trucker-Treffen dabei. Martin Rudolph und Nils Buntrock, der neue Marketingleiter von Harley-Davidon Deutschland, Österreich und der Schweiz, das in Neu-Isenburg beheimatet ist, ließen sich schnell überzeugen.
Der Westerwald rockt es
Die stylischen Akzente konnte das Mogendorfer Unternehmen auch gleich herzaubern, denn in ihrem Logistic-Center lagert die Harley-Ausstattung sowieso schon. Kim übernahm die Besucheransprache, während ihr Vater und ihr Bruder, Adrian und Kevin Kießling, als Tour Guides die Testfahrten begleiteten. „Dass hier alles so gut klappt, liegt auch an den Leuten im Hintergrund. Dazu zählt der Putzdienst ebenso wie die Männer von der Werkstatt und der Security. Und die kommen aus dem Westerwald“, freute sich Kim.
„Die Location war das Argument“, sagte Marketingchef Buntrock. Nicht nur leichte Off-Road-Fahrten seien hier möglich, „zusammen mit der Industriekulisse, etwa für Fotoshootings, ist es einmalig“. Er lobte die schönen Motorradstrecken im Westerwald. Über die Ostertage hatte er sie mit dem Motorrad genau erkundet. „Wir haben im Westerwald eine gute Unterstützung erfahren. Keiner will ein Risiko eingehen, aber alle gehen positiv an die Sache heran und helfen“, so sein Fazit über die Wäller. Es sei eine positive Haltung, nach dem Motto: „Ja, wir packen das.“ Und er rührte sogar die Werbetrommel: „Ich kann nur jedem raten, hier etwas zu machen.“
Befragt zu seiner Karriere bei Harley, meinte Nils Buntrock: „Harley-Davidson hat eine eigene Faszination, und es ist die emotionalste Motorradmarke.“ Er machte darauf aufmerksam, dass im Stöffel-Park das erste weltweite Presseevent, die erste Fahrveranstaltung mit der Pan America stattfand. „Die Präsentation verläuft in einem Spannungsbogen, der vor rund einem Jahr begann“, so Frank Schimossek (Vertriebsleiter Deutschland und Österreich). Er wies darauf hin, dass gerade der deutsche Markt für Harley wie für Adventure Touring bedeutend ist.
Das Funkeln im Auge
Die Journalisten und Händler, die hier die Pan America 1250 testen durften – manche lernten dabei auch fliegen – kamen mit einem Funkeln in den Augen von der Fahrt zurück. Darunter ein Wiener Journalist von der „Kronenzeitung“. Er war rundum zufrieden mit der Veranstaltung. Hier auf dem Gelände und in der Umgebung konnte er die Maschine optimal testen, sagte er. Andere Kollegen stellten gleich euphorische Berichte ins Internet.
Mancher lernte hier fliegen.
Gute Geschäfte für die Kultur
Martin Rudolph hofft nun auf gute Geschäfte für Harley. Für den Park ist eine solche Geschäftsveranstaltung eine notwenige und großartige Unterstützung, von der der nicht lukrative, aber ideell hoch gehaltene kulturelle Part des Stöffel-Parks profitiert. Er und sein Team – allen voran Carmen Engel, die immer die erste und die letzte bei der Arbeit im Stöffel-Park ist – hoffen, dass all die geplanten, wunderbaren Veranstaltungen, wie Open-Air-Konzerte, Kinderaktionen oder Kunstausstellungen, bald wieder stattfinden können.
„Treffen sich zwei 118-Jährige ...“
„Die neue Harley Davidson Pan America 1250 überrascht die Motorradszene. Mit spektakulären Leistungsdaten, innovativen und neuen Technologien sowie einem durchaus attraktiven Preis steigen die Amerikaner in das Segment der Reiseenduros ein“, heißt es im Internet. Und Harley-Davidson verkündet: „So ein Erlebnis gab es in unserer 118-jährigen Geschichte noch nie.“
Man muss wohl sagen, das gab es in der etwa 118-jährigen Geschichte des Stöffel-Parks auch noch nicht (weltweit im Fokus zu stehen). Etwa 1903 begann hier der Bassaltabbau. Erst einmal fast ohne oder nur mit recht primitiver Technik. Doch Firma Adrian stand Neuerungen nicht zögerlich gegenüber. Und der heutige Geschäftsführer steht auf seine Art ganz in dieser Tradition.
Natur und Technik haben sich im Stöffel immer gegenseitig bedingt und ergänzt. Auch das hat er mit Harley-Davidson gemeinsam. Tradition, Technik – die ohne Natur nicht funktioniert oder keinen Sinn ergibt. Manchmal eine Gradwanderung, aber es gelingt. (Tatjana Steindorf)