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Nachricht vom 21.05.2021
Politik
CDU-Kreistagsfraktion: „Jugendarbeit in Corona-Zeiten und danach?“
Jugendliche und Pandemie - der Nachbetrachtung und dem Blick nach vorne diente die Videokonferenz im Rahmen der Reihe „Impulse digital“ der CDU-Kreistagsfraktion unter dem Thema: „Jugendarbeit in Corona-Zeiten und danach?“
Grafik: CDUMontabaur. Nach schwierigen Monaten sehen Vertreter und Vertreterinnen der Kommunalen Jugendzentren sowie aus der kirchlichen und verbandlichen Jugendarbeit gute Perspektiven für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Voraussetzungen hierfür sind allerdings das notwendige Personal (Haupt- und Ehrenamt) sowie die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen einen Neuanfang bzw. das „Durchstarten“ zu wagen.

In den Praxisberichten wurde deutlich, dass in der Vergangenheit starre Regelungen oft die notwendige Flexibilität in der Jugendarbeit gehemmt haben. Dies habe die Planungen der Jugendarbeit in den unterschiedlichen Stadien der Pandemie deutlich behindert. Um auf die jeweiligen Situationen angemessen reagieren zu können, sei mehr Vertrauen und eine Stärkung der Verantwortung mit flexiblen Regelungen für die in der Jugendarbeit tätigen Personen wünschenswert.

Stephanie Brenner, Leiterin des Jugendzentrums Hachenburg, hat den Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen den Bewegungsspielraum außerhalb des häuslichen Bereichs dringend benötigen. Zur Wiederaktivierung sei oft die persönliche Ansprache erforderlich. Gerade in Corona-Zeiten seien die sozialpädagogische Einzelfallhilfe wichtig und die Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit notwendig. Künftige Aktivitäten sollen auch dezentral vor Ort ermöglicht werden. Lobend erwähnte Stephanie Brenner die gute Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort (unter anderen Stadt Hachenburg, Familienzentren).

Pastoralreferentin Inge Rocco von der Katholischen Pfarrei St. Peter in Ketten Montabaur) berichtete über Gottesdienste und weitere Angebote, die oft in den Außenbereich verlegt werden konnten. Viel Anklang haben produzierte Videos gefunden. Es bestehe jedoch die Befürchtung, dass „zwei Jahrgänge verloren gehen“, zu denen nicht die notwendigen Kontakte hergestellt werden konnten, um diese für den Ministrantendienst oder die Jugendgruppenarbeit zu gewinnen.

Jugendseelsorger Marco Rocco sieht die Notwendigkeit zu verstärkten Aktivitäten in den sozialen Medien. Er sei erschrocken, dass vielen Jugendlich anhand der unüberschaubaren Medienflut die Fähigkeit zur seriösen Einordnung der Nachrichten fehle. Als Katholische Fachstelle für Jugendarbeit Westerwald-Rhein-Lahn soll ein Beitrag dazu geleistet werden, damit Jugendliche sich qualitativ gut über kirchliche und allgemeine Nachrichten informieren. Hass, Rassismus und falschen Nachrichten müsse im Interesse eines guten und verantwortlichen Zusammenlebens entgegengetreten werden. Auch in der Zusammenarbeit mit den Schulen müsse auf die Medienpädagogik noch mehr Wert gelegt werden.

Ivan Sudac, Teamleiter Haus der Jugend Montabaur, will „die tägliche Anlaufstelle (Dienstag bis Samstag) für die Jugendlichen“ baldmöglich wieder aufleben lassen. Durch Telefonate und E-Mail-Nutzung wurde versucht, vorhandene Kontakte aufrecht zu erhalten. Anfangs erfolgreiche Online-Angebote wurden später kaum noch genutzt, da nach Home-Schooling, -Studium beziehungsweise -Office verständlicherweise eine Online-Müdigkeit erkennbar war.

Kreisjugendpflegerin Tamara Bürck berichtet über eine große Nachfrage bei den zentralen Fortbildungs- und Freizeitangeboten der Kreisverwaltung. Die Jugendlichen suchten verstärkt das Miteinander. Insbesondere die Kinderfreizeiten seien sehr beliebt.

Werner Bayer, Zweite Heimat Höhr-Grenzhausen, verzeichnet trotz Corona Zuwächse bei der Angebotsnachfrage. Sehr erfolgreich sei das Beispiel einer Musikschule, die mehr als 80 Kinder digital unterrichtet. Ein großer Bedarf besteht bei der schulischen Begleitung unter anderem bei Hausaufgaben und Homeschooling, die zuhause nicht geleistet werden könne. Hier müsse allerdings noch geklärt werden, wer die notwendigen Finanzmittel bereitstellt. Gut vorangekommen ist man bei der Entwicklung einer kreisweiten Informationsplattform zu in der Jugendarbeit vorhandenen Angeboten.

Jörg Podlinski von den Waldrittern Westerwald bereitet mit seinem Verein augenblicklich Freizeiten und Ferienspiele vor. Er machte deutlich, dass auch die freien Träger der Jugendarbeit ihrer Aufgabe im Rahmen der außerschulischen Jugendbildung nachkommen. Er erhob die Forderung nach einer stärkeren Vernetzung der Akteure in der Jugendarbeit im Westerwald.

Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Jenny Groß MdL hat den Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen ihre ganz persönliche „zweite Heimat“ in der offenen, kirchlichen und verbandlichen Jugendarbeit wieder aufsuchen möchten. Gemeinsam gelte es Konzepte zu entwickeln, wie dort schulische Defizite aufgearbeitet und die Begleitung in Krisensituationen auch mit finanzieller Unterstützung des Landes ermöglicht werden können.

Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland berichtete von einem großen Andrang auf die angebotenen Ferienprogramme. Die Kommunen sollten prüfen, ob mit Unterstützung von Partnern zusätzliche Angebote (zum Beispiel „Autokino“ für Jugendliche) ins Leben gerufen werden können. Firmen sollten überlegen, ob die geltenden Rahmenbedingungen auch das „Nachholen“ von Betriebspraktika möglich machen.

Die Akteure der Jugendarbeit wünschen sich für die nächsten Wochen Planungssicherheit, damit vorbereitete Angebote auch umgesetzt werden können. Die Wertschätzung für die Jugendarbeit durch die Gesellschaft sei noch steigerungsfähig.

CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel dankte für die informativen und aufschlussreichen Beiträge der in der Jugendarbeit Verantwortlichen. Die CDU-Kreistagsfraktion will die im Gespräch erhaltenen Anregungen aufgreifen. Krempel sieht für die nächsten Monate/Jahre in der Bildungsarbeit (Nachhilfe/Medienpädagogik) einen wesentlichen Schwerpunkt. Gefragt seien offenbar auch sehr vielfältige Funktionen, selbst als Event- und Reiseveranstalter, um den Gemeinschaftssinn zu fördern. Die Vernetzung zwischen offener Jugendarbeit der Kommunen sowie der kirchlichen und verbandlichen Jugendarbeit sollte ebenfalls gestärkt werden. (PM)
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