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Nachricht vom 29.11.2010
Region
Arbeitslosenquote rutscht im Westerwaldkreis unter vier Prozent
Mit Schnee und Eis hat der Winter bereits Einzug gehalten. Am regionalen Arbeitsmarkt dagegen herrscht nach der Statistik der Agentur für Arbeit in Montabaur allerdings frühlingshafte Aufbruchstimmung: Mit glatten 4 Prozent blieb die Arbeitslosenquote im November im Gesamtbezirk der Arbeitsagentur Montabaur unverändert. Ein Blick auf die beiden Landkreise zeigt dabei: Während es im Rhein-Lahn-Kreis bei 4,1 Prozent blieb, rutschte die Quote bei den Nachbarn im Westerwald von 4,0 auf 3,9 Prozent.
Westerwaldkreis. Im Agenturbezirk sind derzeit 6859 Menschen ohne Job gemeldet – davon 4229 im Westerwaldkreis (199.480 Einwohner) und 2630 im bevölkerungsschwächeren Rhein-Lahn-Kreis (124.474 Einwohner). Vom Gesamtrückgang um 1533 Personen gegenüber November 2009 profitierte der Westerwald mit 1268, der Rhein-Lahn-Kreis mit nur 265. Was die Entspannung angeht, hat die die Quote mehr Aussagekraft als die absoluten Zahlen: Insgesamt sank sie Jahresverlauf von 4,9 auf nun 4 Prozent. Im Westerwald allein ging sie von 5,1 auf nun 3,9 zurück; im weniger krisenbetroffenen Rhein-Lahn-Kreis von damals günstigeren 4,5 auf jetzt ungünstigere 4,1 Prozent.

„Schon ein Jahr nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ist Vollbeschäftigung in greifbare Nähe gerückt“, gibt sich Elmar Wagner, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Montabaur, optimistisch. „Eine solch positive Prognose wagte damals niemand zu treffen.“ Wann tatsächlich von Vollbeschäftigung die Rede sein kann, ist in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft allerdings umstritten, und so wurde die angenommene Prozentzahl, die für optimale Verhältnisse am Arbeitsmarkt steht, auch immer wieder mal nach oben oder unten verschoben. Wirtschaftswissenschaftler legen den bundesweiten Maßstab bei maximal einer Million Arbeitsloser an. In Österreich spricht man bei einer Quote von weniger als 3,5 Prozent von Vollbeschäftigung.

Der industriell geprägte Westerwaldkreis jedenfalls weist im November den besten Wert auf. Hier schlug das Konjunkturtief am schnellsten und heftigsten zu Buche, und hier lässt sich nun am stärksten der Aufschwung ablesen. Zudem wurde die Kurzarbeit, die nicht zuletzt dank ausgedehnter staatlicher Förderung in nie gekanntem Maß genutzt wurde, inzwischen aus wirtschaftlichen Gründen deutlich zurückgefahren.

Nachhaltige Erholung ist laut Agentur für den gesamten Agenturbezirk zu verzeichnen, zum Beispiel im dominierenden Sektor Dienstleistungen. Zu den stärksten Branchen zählt das Baugewerbe. „Hier ist die Lage erstaunlich stabil“, erklärt Elmar Wagner und nennt zwei Gründe: „Zum einen nutzen immer mehr Betriebe das Saison-Kurzarbeitergeld. Statt Beschäftigte in der kalten Jahreszeit zu entlassen, werden sie gehalten - ein sicheres Zeichen dafür, dass Fachkräfte gefragt sind. Zum anderen läuft das Konjunkturpaket II aus. Die letzten Projekte mussten noch 2010 angestoßen werden. Die zahlreichen Baustellen, die lange Staus hervorrufen und die Geduld der Autofahrer auf eine harte Probe stellen, sprechen für eine gute Auftragslage der Firmen.“ Die weitere Entwicklung berge jedoch Risiken: Es sei schwierig vorherzusagen, wie es nach dem Ende der „Anschub-Programme“ weitergehe.

Trotz gleicher Gesamtquote im Oktober und November spricht die Arbeitsagentur nicht von Stagnation. Der Arbeitsmarkt sei immer im Fluss. Demnach gab es im November sogar 29 Erwerbslose weniger als im Vormonat; in der Prozentzahl schlagen sie freilich nicht zu Buche. 2866 Zugängen stehen 2906 Abgänge aus Arbeitslosigkeit gegenüber. Davon kamen 1054 Personen aus einem Job, aber nur 923 gingen ins Erwerbsleben. Dieses Verhältnis gebe Anlass zur Sorge: Nur wenn es umgekehrt sei, werde Beschäftigung aufgebaut, so die Agentur.

Außerdem profitieren nicht alle Personengruppen von der wirtschaftlichen Erholung: Während die Arbeitslosigkeit bei jungen Leuten bis 25 Jahre gegen-über November 2009 um 35,6 Prozent abnahm, scheint die der 50- bis 65-Jährigen mit einer Abnahme um lediglich 0,6 Prozent zementiert. Elmar Wagner: „Wenn die Rente mit 67 beschlossene Sache ist, muss auch alles darangesetzt werden, dass die »Generation Ü50« bessere Chancen am Arbeitsmarkt bekommt.“

Um Transparenz zu schaffen, gibt die Arbeitsagentur monatlich auch die so genannte Unterbeschäftigungsquote bekannt. Sie addiert zu den Erwerbslosen unter anderem alle diejenigen, die arbeitsmarktpolitisch gefördert werden, damit sie leichter einen neuen Job finden. Mit 5,8 Prozent veränderte sich auch die Unterbeschäftigungsquote im Monatsvergleich nicht; vor einem Jahr lag sie bei 6,7 Prozent.
       
 
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