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Nachricht vom 27.09.2021
Region
Großes Spenden-Oldtimer-Treffen im Stöffelpark in Enspel
Was denn da im Stöffelpark los war, das werden sich viele Besucher gefragt haben, die nichtsahnend am Sonntag den Industriepark besuchen wollten. Traumhafte Oldtimerkarossen in neuwertigem Zustand präsentierten sich vor der einmaligen Kulisse.
Impressionen (Alle Fotos: Wolfgang Rabsch)Enspel. Man könnte meinen, viele Stimmberechtigte hätten per Briefwahl gewählt, weil sie am Wahlsonntag selbst etwas besseres vorhätten. Zum Beispiel einen Ausflug in den Stöffelpark. Bereits auf der Anfahrt zum Stöffelpark standen die Autos rechts und links am Straßenrand, zwei ortsansässige Firmen hatten dankenswerterweise ihre Firmenparkplätze zur Verfügung gestellt, um weiteren Parkraum zu schaffen. Der Grund war schnell herausgefunden: An der Auffahrt zum Stöffelpark kamen ohne Pause die schönsten Oldtimer vom Gelände, oder fuhren wieder rauf.

Der Grund für das "Verkehrs-Chaos"
Der Ahr-Automobil-Club (AAC) 1924 e.V. hatte sich kurzfristig entschlossen, das gewöhnlich im Kurpark von Bad Neuenahr jährlich stattfindende Oldtimer-Treffen in den Stöffelpark nach Enspel zu verlegen. Der traurige Grund dafür ist hinlänglich bekannt: Durch die Flutkatastrophe in der Nacht von 14. auf den 15. Juli 2021 wurde praktisch das gesamte Ahrtal durch unglaubliche Wassermassen teilweise völlig zerstört, zudem waren leider sehr viele Todesopfer zu beklagen.

Eine Anfrage des AAC stieß natürlich bei den Verantwortlichen des Stöffelparks nicht auf taube Ohren. Martin Rudolph und sein Team ließen sich nicht zweimal bitten, und organisierten kurzerhand das Spenden-Oldtimer-Treffen mit dem AAC, bei dem Spenden gesammelt werden sollten, um punktuell helfen zu können, und die Not wenigstens ein bisschen zu lindern. Zugelassen zu dem Treffen waren vierrädrige Oldtimer (bis Baujahr 31. Dezember 1990) und Motorräder (bis Baujahr 1975). Vorab sei verraten, dass rund 700 Oldtimer im Laufe des Tages aus der gesamten Republik im Stöffelpark eintrudelten. Natürlich waren auch Besucher ohne Autos willkommen, die sich lediglich an der Schönheit der Schätzchen ergötzen wollten. Insgesamt kamen rund 1.600 Menschen ohne Auto, nur zum Schauen und Staunen.

Für die Teilnehmer mit Oldtimer, oder nur für Besucher galt: Pro Person 10 Euro, Familien (zwei Erwachsene mit maximal fünf Kindern bis zu 14 Jahren) zahlten 20 Euro. Zudem waren Spendenboxen aufgestellt, in den jeder einen Obolus zugunsten der Flutopfer einwerfen konnte.

Interview mit dem Vorsitzenden des AAC
Der WW-Kurier hatte die Gelegenheit, mit Hermann-Josef Doll, Vorsitzender des Ahr-Automobil-Clubs einige Worte zu wechseln.
Doll: „Die Spenden gehen nicht an Leute, die ihren Oldtimer in der Flut verloren haben, sondern ihr gesamtes Hab und Gut. Ich selbst bin von der Flut größtenteils verschont geblieben, da ich etwas höher wohne. Aber die Wucht der Zerstörung nimmt mich total mit, es ist ein regelrechter Albtraum, mit vielen Einzelschicksalen. Manche konnten sich in letzter Sekunde aus ihrem Haus retten, und mussten zusehen, wie ihr Haus von den Fluten einfach weggespült wurde. Ich verspreche, dass der Erlös der Spendenaktion 1:1 an Flutopfer direkt ausgezahlt wird, die dringend jeden Cent benötigen, gerade jetzt kurz vor dem Winter.“
Doll führte weiter aus: „Wenn ich daran denke, dass wir am 11.Juli, also drei Tage vor der Katastrophe, im Ahrtal unsere Classic-Rallye durchgeführt hatten, und jetzt alles zerstört ist, einfach unfassbar“.

Nostalgie und Fachgeplänkel
Auf dem Gelände des Stöffelparks herrschte Hochbetrieb, viele hundert Besucher tummelten sich zwischen den Oldtimern herum, um vielleicht auch etwas vom Hauch der Nostalgie einzuatmen. Mancher der Besucher dachte bestimmt auch an sein erstes Auto zurück, das er in den 60-,70- und 80-er Jahren gefahren hatte. Hier standen sie in Reih und Glied, aufgehübscht und blitzblank. Dazwischen angeregtes Geschnatter, man kann auch Fachsimpeln dazu sagen. Eines hatten auf jeden Fall alle gemein, ein Lächeln im Gesicht und gute Laune, auch wenn der Anlass ernst und traurig war.

Auch Aussteller hatten sich eingefunden, um nostalgische Radios und andere Accessoires anzubieten. Nochmals der Vorsitzende Doll: „Wir haben festgestellt, dass sich immer mehr junge Menschen für Oldtimer begeistern, unser jüngstes Mitglied ist erst 18 Jahre alt, und hat gerade den Lappen bekommen.“ Ein herzliches Dankeschön ging an den US Car & Bike-Club aus Fulda, als ein Mitglied des Clubs sage und schreibe 1.400 Euro an Doll übergab.

Die Gruppen- und Gesamtsieger wurden geehrt

Dann ging es zur Siegerehrung, die natürlich vom Chef durchgeführt wurde. Gesamtsieger der Ahr-Classics wurde Herbert Harst, der auch zusammen mit Olaf Stöhrmann (mit Tim Stöhrmann als Beifahrer) Sieger in der Klasse k4 wurde. Klassensieger in der Kategorie K2 wurde Klaus Bartels, während Andre Kasberger in der Klasse K3 siegte. Hermann-Josef Doll händigte den Siegern ihre Preise und Trophäen aus, die diese mit stolzgeschwellter Brust mit nach Hause nehmen durften.

Die Ausstellung kommt wieder
Bei der Gelegenheit gab Martin Rudolph unter dem Beifall der Anwesenden bekannt, dass der AAC auch im Jahr 2022 ein gerngesehener Gast sei, zumal, wenn wieder Spenden für die Ahr eingesammelt werden.
Diese Termine wurden bereits festgelegt:
12. Juni 2022 – Ausstellung Oldtimer im Park
10. Juli 2022 _ Ausfahrt der Ahr – Rotwein – Klassiks
Es bleibt zu hoffen, dass der AAC ein beträchtliches Sümmchen eingesammelt hat, um damit weitere finanzielle Hilfe an der arg gebeutelten Ahr zu leisten. Man sieht sich 2022 wieder.(Wolfgang Rabsch)
       
       
       
 
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